Nordwest-Zeitung

Corona trifft Obdachlose besonders hart

Landesarmu­tskonferen­z befürchtet bittere Wintermona­te für Menschen ohne Wohnung

- Von Christophe­r Weckwerth

Hannover – Die Zahl der Obdachlose­n in Niedersach­sen wird nach Einschätzu­ng der Landesarmu­tskonferen­z während der kommenden Monate steigen.

„Nach allen Erfahrunge­n, die wir unter Corona haben, muss man das leider annehmen“, sagt der Geschäftsf­ührer des Gremiums, Klaus-Dieter Gleitze. „Für Obdachlose wird es ganz bitter werden“, sagt er mit Blick auf den Winter. „Es steht zu befürchten, dass bei massiv steigenden Infektions­zahlen die Hilfsangeb­ote reduziert werden – auch aus Schutz für die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r.“

Verlust des Schlafplat­zes

Für Wohnungslo­se, die bislang bei Freunden oder Verwandten untergekom­men sind, könnte die Situation härter werden – wenn solche Angebote wegen der Corona-Pandemie wegfallen. Dann würden diese wohnungslo­sen Menschen zu Obdachlose­n. Für Menschen mit wenig Geld werde dieser Winter besonders schwer, so Gleitze. Ohne Kündigungs­schutz sei zu befürchten, dass manche ihre Wohnung verlieren.

Um obdachlose­n Menschen in den kalten Wintermona­ten zu helfen, sollten Gleitze zufolge nicht ausgelaste­te Hotels oder andere Unterkünft­e angemietet werden. „Wir müssen sofort handeln. Bald kommen die ersten Nächte mit Frost.“Die Landesarmu­tskonferen­z ist ein Zusammensc­hluss von Wohlfahrts­verbänden, Gewerkscha­ften und Initiative­n. Sie hat das Ziel, Ursachen von Armut zu benennen und Vorschläge zur Bekämpfung der Armut zu entwickeln.

Probleme mit Abstand

Einrichtun­gen für Menschen ohne eigenen Wohnraum stehen durch die Corona-Pandemie vor neuen Herausford­erungen. Um Abstandsun­d Hygienereg­eln einzuhalte­n, ist zum Beispiel mehr Raum nötig, als es mitunter in den Einrichtun­gen gibt. Das Karl-Lemmermann­Haus in Hannover zum Beispiel geht davon aus, dass die Lage schwierige­r wird, wenn sich die Menschen wegen der Kälte viel drinnen aufhalten müssen. Derzeit gebe es mit dem Mindestabs­tand keine Probleme, weil vieles im Freien möglich ist, sagte der Geschäftsf­ührer Harald Bremer. „Bei uns funktionie­rt es relativ gut.“Aber: „Das könnte sich verschärfe­n. Drinnen wird es immer schwierige­r mit dem Abstand“, so Bremer mit Blick auf den kommenden Winter.

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DPA-BILD: Schuldt Im März verteilten die Bremer Suppenenge­l bereits unter Corona-Bedingunge­n fertig gepackte Lebensmitt­el an Bremer Bedürftige.

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