Nordwest-Zeitung

So lief die Frankfurte­r Buchmesse in Corona-Zeiten

Bücherscha­u musste sich mehrfach neu erfinden – Veranstalt­er mit gemischten Gefühlen

- Von Norbert Demuth und Leticia Witte

Frankfurt Am Main – Die Veranstalt­er der Frankfurte­r Buchmesse im Corona-Jahr 2020 haben eine gemischte erste Bilanz der diesjährig­en digitalen Ausgabe der weltgrößte­n Bücherscha­u gezogen. „Es ist gelungen, überrasche­nd viel möglich zu machen, aber natürlich fehlt auch was, und es fehlt schmerzlic­h“, sagte die Vorsteheri­n des Börsenvere­ins des Deutschen Buchhandel­s, Karin SchmidtFri­derichs, am Freitag in einem gestreamte­n Gespräch.

Anstrengen­des Jahr

Ähnlich ambivalent äußerte sich Buchmesse-Direktor Juergen Boos mit Blick auf den wegen der Corona-Pandemie bedingten Wechsel von der physischen zur virtuellen Buchmesse. Er tue sich schwer, die Begriffe Corona und Chance in einem Satz zu verbinden. Es sei ein sehr anstrengen­des Jahr gewesen, bei dem die Planungen für die Buchmesse immer wieder der jeweils neuen Corona-Lage hätten angepasst werden müssen: „Wir mussten dieses Jahr die Buchmesse mehrfach neu erfinden.“Ursprüngli­ch sollte die Messe trotz Pandemie unter Hygieneauf­lagen auch mit Messeständ­en und Verlagsaus­stellungen organisier­t werden. Am Ende sei es aufgrund der im Herbst wieder gestiegene­n Corona-Fallzahlen doch eine digitale „Special Edition“, eine Art virtuelle

Sonderausg­abe geworden.

Schmidt-Friderichs wies Kritik am Vorgehen der Verantwort­lichen bei der wechselvol­len Planung der Buchmesse zurück: „Wir lernen Corona erst, da kann man nicht urteilen, da muss man einfach Erfahrunge­n machen.“Sie fügte hinzu: „Rückwärts ist es immer wahnsinnig leicht, vorwärts ist es verdammt schwer gewesen.“Boos zog mit Blick auf die Nutzung der digitalen Angebote eine positive Bilanz: 148 000 Nutzer aus 183 Ländern hätten sie bisher wahrgenomm­en. „In einem Jahr, in dem Messen überall auf der Welt hybrid oder ausschließ­lich in digitaler Form stattgefun­den haben, ist es uns gelungen, die internatio­nale Buchbranch­e an wenigen Tagen zusammenzu­bringen.“

„Das Buch lebt!“

4422 digitale Aussteller aus 103 Ländern hätten sich auf der Plattform www.buchmesse.de registrier­t. BuchmesseD­irektor Boos sagte am Freitag, das Buch selbst sei aus der Krise eher gestärkt hervorgega­ngen, gerade bei jungen Lesern. „Wenn etwas resilient ist, ist es das Buch“, sagte er. „Wir können uns zwar nicht treffen, aber das Buch lebt!“

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