So lief die Frankfurter Buchmesse in Corona-Zeiten
Bücherschau musste sich mehrfach neu erfinden – Veranstalter mit gemischten Gefühlen
Frankfurt Am Main – Die Veranstalter der Frankfurter Buchmesse im Corona-Jahr 2020 haben eine gemischte erste Bilanz der diesjährigen digitalen Ausgabe der weltgrößten Bücherschau gezogen. „Es ist gelungen, überraschend viel möglich zu machen, aber natürlich fehlt auch was, und es fehlt schmerzlich“, sagte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin SchmidtFriderichs, am Freitag in einem gestreamten Gespräch.
Anstrengendes Jahr
Ähnlich ambivalent äußerte sich Buchmesse-Direktor Juergen Boos mit Blick auf den wegen der Corona-Pandemie bedingten Wechsel von der physischen zur virtuellen Buchmesse. Er tue sich schwer, die Begriffe Corona und Chance in einem Satz zu verbinden. Es sei ein sehr anstrengendes Jahr gewesen, bei dem die Planungen für die Buchmesse immer wieder der jeweils neuen Corona-Lage hätten angepasst werden müssen: „Wir mussten dieses Jahr die Buchmesse mehrfach neu erfinden.“Ursprünglich sollte die Messe trotz Pandemie unter Hygieneauflagen auch mit Messeständen und Verlagsausstellungen organisiert werden. Am Ende sei es aufgrund der im Herbst wieder gestiegenen Corona-Fallzahlen doch eine digitale „Special Edition“, eine Art virtuelle
Sonderausgabe geworden.
Schmidt-Friderichs wies Kritik am Vorgehen der Verantwortlichen bei der wechselvollen Planung der Buchmesse zurück: „Wir lernen Corona erst, da kann man nicht urteilen, da muss man einfach Erfahrungen machen.“Sie fügte hinzu: „Rückwärts ist es immer wahnsinnig leicht, vorwärts ist es verdammt schwer gewesen.“Boos zog mit Blick auf die Nutzung der digitalen Angebote eine positive Bilanz: 148 000 Nutzer aus 183 Ländern hätten sie bisher wahrgenommen. „In einem Jahr, in dem Messen überall auf der Welt hybrid oder ausschließlich in digitaler Form stattgefunden haben, ist es uns gelungen, die internationale Buchbranche an wenigen Tagen zusammenzubringen.“
„Das Buch lebt!“
4422 digitale Aussteller aus 103 Ländern hätten sich auf der Plattform www.buchmesse.de registriert. BuchmesseDirektor Boos sagte am Freitag, das Buch selbst sei aus der Krise eher gestärkt hervorgegangen, gerade bei jungen Lesern. „Wenn etwas resilient ist, ist es das Buch“, sagte er. „Wir können uns zwar nicht treffen, aber das Buch lebt!“