Nordwest-Zeitung

Taten im PFL

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Besuch beim Peter Friedrich Ludwigs Hospital in Oldenburg: Alke Marken zeigt ein Bild von Heinrich R. als Kleinkind, der später im PFL zwangsster­ilisiert wurde.

an einer Blutvergif­tung erkrankte. Marie führte zwei Jahre lang Prozesse gegen den Staat Oldenburg, um Gerechtigk­eit zu erlangen. Alle Prozesse wurden jedoch vom NSRegime abgeschmet­tert. „Im November 1936 schrieb sie dann als letzte Möglichkei­t einen persönlich­en Brief an Adolf Hitler und bat um Unterstütz­ung, ohne Erfolg.“

Mit welchen Mitteln setzten die Nazis das durch

Bevor der Reichstag das Sterilisat­ionsgesetz verabschie­det hatte, gab es ab April 1933 im Freistaat Oldenburg bereits das sogenannte „Verbilligu­ngsgesetz“. Dieses Gesetz hatte unter anderem zur Folge, dass die Kosten der Versorgung der Anstaltskr­anken gesenkt werden konnten. „Eine erhöhte Sterblichk­eit durch eingespart­e Pflegegeld­er wurde billigend in Kauf genommen“, meint Alke Marken. Mit den eingespart­en Pflegegel

Im Oldenburge­r PFL Eden gehört

zu den 153 namentlich bekannten Ärzten im Oldenburge­r Land, die bei der Durchführu­ng des im Juli 1933 im Reichstag verabschie­deten „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchse­s“an Gewalttate­n mitgewirkt haben. Bis Mai 1945 wurden etwa 400 000 Menschen zwangsster­ilisiert. Bei über der Hälfte war „Schwachsin­n“als Grund angegeben.

dern wurden Großprojek­te der NS-Kultur finanziert, darunter die Thingstätt­e Stedingseh­re in Ganderkese­e. Die errichtete Freilichtb­ühne mit einem kleinen Dorf wurde von den Nazis als „Oberammerg­au des Nordens“bezeichnet.

Was waren die direkten Folgen dieser Gesetze

Nach neuesten Erkenntnis­sen verstarben an den Folgen dieser sogenannte­n „Hungereuth­anasie“allein in der Heilund Pflegeanst­alt Wehnen etwa 1500 Menschen. „Die Zwangsster­ilisation und Hungereuth­anasie reichte den Nationalso­zialisten allerdings nicht aus, so dass immer neue Gesetze zur ,Reinhaltun­g des deutschen Blutes’ verabschie­det wurden“, so Alke Marken. Von „Kinder-Euthanasie“bis hin zur „Aktion T4“und Vernichtun­g von Juden, Sinti und Roma wurde von den Nazis alles durch Verordnung­en und Gesetze geregelt.

 ?? BILD: Arne Jürgens ?? wurden während der NS-Zeit mindestens 269 Zwangsster­ilisatione­n durchgefüh­rt. Da Dr. Paul Eden Zwangsster­ilisatione­n vornahm und hieran beteiligt war, wurde die 1980 nach ihm benannte Dr.-Eden-Straße am Klinikum Oldenburg-Kreyenbrüc­k im Jahr 2008 in RahelStrau­s-Straße umbenannt.
BILD: Arne Jürgens wurden während der NS-Zeit mindestens 269 Zwangsster­ilisatione­n durchgefüh­rt. Da Dr. Paul Eden Zwangsster­ilisatione­n vornahm und hieran beteiligt war, wurde die 1980 nach ihm benannte Dr.-Eden-Straße am Klinikum Oldenburg-Kreyenbrüc­k im Jahr 2008 in RahelStrau­s-Straße umbenannt.
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BILD: Privat

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