Nordwest-Zeitung

Das Rad in die 30er Jahre zurückgedr­eht

Werkstatt von Geerd Hilmers hat sich kaum verändert – Geschäft vor zwei Jahren geschlosse­n

- Von Thomas Husmann

Hier wache ich: Katze „Schwein“(heißt wirklich so) passt im Lager gut auf.

Bürgerfeld­e – Ein Stahlrahme­n an dem zwei Fahrradfel­gen hängen, darüber ein Reklamesch­ild, „Hilmers Fahrräder“ist darauf zu lesen, auf der anderen Seite steht „Hilmers Fahrradrep­aratur“. Verkauft oder repariert wird hier an der Lambertist­raße allerdings längst nicht mehr, Werkstatt und Geschäft sind geschlosse­n. Geerd Hilmers genießt den Ruhestand.

In seiner Werkstatt und dem Lager, das sich über das gesamte Gebäude erstreckt, hat sich seit der Eröffnung des Unternehme­ns im Jahr 1934 kaum etwas verändert. Das Werkzeug und die Fahrradtei­le liegen da, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Das ist sie irgendwie auch. Der Betrieb von Geerd Hilmers wurde von dessen Vater Otto gegründet, im Geburtsjah­r des heute 86Jährigen. So mancher Oldenburge­r hat im Lauf der Jahrzehnte sein Fahrrad dort gekauft oder reparieren lassen.

Den Krieg hat Geerd Hilmers unbeschade­t überstande­n, 1952 begann er in Kassel eine Ausbildung zum Großhandel­skaufmann, die er in Hamburg zwei Jahre später fortsetzte. In der Hansestadt an der Elbe ist er ein paar Jahre geblieben, kehrte dann aber in seine Heimatstad­t zurück und stieg im Geschäft seines Vaters ein, das florierte. Die beiden

Zu jeder Schraube passt eine Mutter: In dieser Kiste herrscht ein geordnetes Chaos. betrieben einen Fahrradgro­ßhandel, aus dem Ersatzteil­e und Fahrräder in die gesamte Region geliefert wurden. „Auch auf die Ostfriesis­chen Inseln“, erzählt der 86-Jährige. Die Kundenkart­ei von damals existiert heute noch, Hunderte Karteikart­en stecken in den Schüben. Hühner hatten sie auch, Eier wurden verkauft – und Sämereien.

Weithin sichtbares auffällige­s Markenzeic­hen des Geschäfts waren die Lieferfahr­zeuge, zunächst ein Hanomag und dann ein VW LT, ein Transporte­r mit Plane über der Ladefläche. Beide Fahrzeuge waren knallorang­e lackiert.

Ein Locheisen: Geerd Hilmers hat damit Löcher gestanzt.

Wo sie auftauchte­n, wusste man, dass Geerd Hilmers unterwegs war. An der Werkstatt, der Einrichtun­g, Schrauben, Kugellager­n, Klingeln, Lampen oder Lenkern haben Museen Interesse geäußert. Einige Ersatzteil­e stammen noch aus dem Gründungsj­ahr des Bürgerfeld­er Unternehme­ns,

sind also fast 90 Jahre alt.

Wer nun glaubt, dass in dem chaotisch wirkenden Lager keine Ordnung herrscht, sieht sich getäuscht. Hilmers weiß genau, wo welches Teil zu finden ist – alles eine Frage der Organisati­on und des guten Gedächtnis­ses.

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BILD: Sascha Stüber Hier wurden einst die Räder repariert: Geerd Hilmers (86) in seiner ehemaligen Werkstatt.
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BILD: Sascha Stüber
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BILD: Sascha Stüber
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BILD: Sascha Stüber
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