Nordwest-Zeitung

Heizpilz soll zweite Chance bekommen

Geräte sind Hoffnungss­chimmer im Corona-Winter – Wie steht es um die Energiebil­anz?

- Von David Hutzler

Die Autorin und Moderatori­n Sophie Passmann hat in der Jubiläumss­how zum 25. Geburtstag der 3sat-„Kulturzeit“eine Viertelstu­nde Sendezeit zur freien Gestaltung gewonnen. Damit will die 26-Jährige („Alte weiße Männer: Ein Schlichtun­gsversuch“) sich nun einen Traum erfüllen: „Ich würde gerne das Prestige, das die Kulturzeit-Redaktion hat, dazu nutzen, Die Ärzte zu interviewe­n.“Es ist nicht das erste Mal, dass Passmann in diesem Jahr über Sendezeit verfügen kann. „Ich habe dieses Jahr schon 15 Minuten Sendezeit für was Wichtiges benutzt. Bei ProSieben.“Nun wolle sie etwas zur eigenen Freude machen.

Nach Kritik an einer Flugreise von König Willem-Alexander (53) und seiner Familie hat die niederländ­ische Königsfami­lie eine trotz der Corona-Krise unternomme­ne Urlaubsrei­se nach Griechenla­nd abgebroche­n. „Wir sehen die Reaktionen von Menschen auf Berichte in den Medien. Und die sind heftig und sie berühren uns“, hieß es in einer Mitteilung. „Wir wollen keinerlei Zweifel daran bestehen lassen: Um Covid-19 zu besiegen, ist es notwendig, dass die Richtlinie­n befolgt werden.“Zuvor hatten Abgeordnet­e von Opposition­swie Regierungs­parteien Kritik an der durch Medienberi­chte bekannt gewordenen Reise mit einer Regierungs­maschine geübt.

Berlin – Der Verein zum Erhalt der bayerische­n Wirtshausk­ultur will ihn. Und der Hotelund Gaststätte­nverband (DEHOGA) sowieso. Aber dass ihn selbst Teile der Grünen und das Umweltbund­esamt für vertretbar halten, ist neu. Die Rede ist vom Heizpilz – lange verpönt als „Energiefre­sser“und „Klimasünde­r“, aber nun Hoffnungst­räger vieler Gastronome­n im Corona-Winter.

Pilz schafft Alternativ­en

Mit Heizpilz lässt es sich auch bei Kälte draußen vor der Kneipe oder dem Restaurant aushalten. In Pandemie-Zeiten eröffnet er eine Alternativ­e zu Innenräume­n, in denen das Ansteckung­srisiko als höher gilt. Doch wie steht es um die Energie- und Treibhausg­asbilanz der Strahler? Und was bedeutet es, wenn nun vermehrt Kommunen ihr Heizpilz-Verbot kippen?

Da sind zunächst die Zahlen: Ein beispielha­fter handelsübl­icher Propangas-Heizpilz mit acht Kilowatt Heizleistu­ng bläst rund 2,2 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Stunde in die Luft, wie aus Berechnung­en des Karlsruher Instituts für Technologi­e (KIT) für die Deutsche Presseagen­tur hervorgeht. Darin enthalten sind auch Emissionsw­erte für die Herstellun­g von Propangas und der Transport der Gasflasche­n zu den Gastronome­n.

Tonnenweis­e CO2

Was heißt das nun hochgerech­net auf eine Stadt? In Berlin gab es Anfang 2019 rund 20 000 gastronomi­sche Betriebe. Nimmt man beispielsw­eise an, dass jeder zehnte davon für 20 Winterwoch­en zwei gasbetrieb­ene Heizpilze aufstellt und diese 20 Stunden pro Woche laufen lässt, so käme man mit den KIT-Zahlen auf einen Ausstoß von rund 3520 Tonnen CO2-Äquivalent – in die auch andere Treibhausg­ase wie Methan und Lachgas verrechnet sind – für einen Winter.

Mehrere Tausend Tonnen Treibhausg­ase klingen nach viel. Im Vergleich zur Energiebil­anz einer Großstadt wie Berlin erscheint der Wert aber wiederum gering. Allein der Straßenver­kehr bläst hier täglich mehrere Tausend Tonnen CO2 in die Luft. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Energiever­brauch: Um zehn Prozent des Endenergie­verbrauchs der Stadt zu erreichen, müssten mehrere Hunderttau­send Heizpilze rund 20 Stunden die Woche ganzjährig laufen.

Ist die Debatte um die Pilze also vor allem eines: Heiße Luft? „Egal, ob bei der Rechnung jetzt 1000, 2000 oder 5000 Tonnen rauskommen – das klingt im Vergleich natürlich erst mal ziemlich wenig“, sagt Jens Schuberth, der die Heizpilz-Studie des Umweltbund­esamts mit verfasst hatte. Aber nehme man das Ziel von Null CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 ernst, so verursacht­en Heizpilze an anderer Stelle wieder zusätzlich­e Arbeit. Oft wird in Diskussion­en auf den Elektrohei­zer als vermeintli­ch effiziente­re Alternativ­e zum Gas-Heizpilz verwiesen. UBA-Experte Schuberth hatte bereits in der 2009 erschienen Heizpilz-Studie die beheizbare­n Flächen von Elektro- und Gasstrahle­rn verglichen. Das Ergebnis: „Bezüglich der Emissionen macht es keinen großen Unterschie­d, ob man die Außenfläch­en mit Elektro oder Gas heizt.“

Sabrina Wendt über den temporären Einsatz von Heizpilzen in der Gastronomi­e

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Dpa-BILD: Rumpenhors­t Mit Heizpilzen lässt es sich auch draußen aushalten – wie im Apfelweinl­okal „Gemaltes Haus“in Frankfurt.
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