Heizpilz soll zweite Chance bekommen
Geräte sind Hoffnungsschimmer im Corona-Winter – Wie steht es um die Energiebilanz?
Die Autorin und Moderatorin Sophie Passmann hat in der Jubiläumsshow zum 25. Geburtstag der 3sat-„Kulturzeit“eine Viertelstunde Sendezeit zur freien Gestaltung gewonnen. Damit will die 26-Jährige („Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch“) sich nun einen Traum erfüllen: „Ich würde gerne das Prestige, das die Kulturzeit-Redaktion hat, dazu nutzen, Die Ärzte zu interviewen.“Es ist nicht das erste Mal, dass Passmann in diesem Jahr über Sendezeit verfügen kann. „Ich habe dieses Jahr schon 15 Minuten Sendezeit für was Wichtiges benutzt. Bei ProSieben.“Nun wolle sie etwas zur eigenen Freude machen.
Nach Kritik an einer Flugreise von König Willem-Alexander (53) und seiner Familie hat die niederländische Königsfamilie eine trotz der Corona-Krise unternommene Urlaubsreise nach Griechenland abgebrochen. „Wir sehen die Reaktionen von Menschen auf Berichte in den Medien. Und die sind heftig und sie berühren uns“, hieß es in einer Mitteilung. „Wir wollen keinerlei Zweifel daran bestehen lassen: Um Covid-19 zu besiegen, ist es notwendig, dass die Richtlinien befolgt werden.“Zuvor hatten Abgeordnete von Oppositionswie Regierungsparteien Kritik an der durch Medienberichte bekannt gewordenen Reise mit einer Regierungsmaschine geübt.
Berlin – Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur will ihn. Und der Hotelund Gaststättenverband (DEHOGA) sowieso. Aber dass ihn selbst Teile der Grünen und das Umweltbundesamt für vertretbar halten, ist neu. Die Rede ist vom Heizpilz – lange verpönt als „Energiefresser“und „Klimasünder“, aber nun Hoffnungsträger vieler Gastronomen im Corona-Winter.
Pilz schafft Alternativen
Mit Heizpilz lässt es sich auch bei Kälte draußen vor der Kneipe oder dem Restaurant aushalten. In Pandemie-Zeiten eröffnet er eine Alternative zu Innenräumen, in denen das Ansteckungsrisiko als höher gilt. Doch wie steht es um die Energie- und Treibhausgasbilanz der Strahler? Und was bedeutet es, wenn nun vermehrt Kommunen ihr Heizpilz-Verbot kippen?
Da sind zunächst die Zahlen: Ein beispielhafter handelsüblicher Propangas-Heizpilz mit acht Kilowatt Heizleistung bläst rund 2,2 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Stunde in die Luft, wie aus Berechnungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) für die Deutsche Presseagentur hervorgeht. Darin enthalten sind auch Emissionswerte für die Herstellung von Propangas und der Transport der Gasflaschen zu den Gastronomen.
Tonnenweise CO2
Was heißt das nun hochgerechnet auf eine Stadt? In Berlin gab es Anfang 2019 rund 20 000 gastronomische Betriebe. Nimmt man beispielsweise an, dass jeder zehnte davon für 20 Winterwochen zwei gasbetriebene Heizpilze aufstellt und diese 20 Stunden pro Woche laufen lässt, so käme man mit den KIT-Zahlen auf einen Ausstoß von rund 3520 Tonnen CO2-Äquivalent – in die auch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas verrechnet sind – für einen Winter.
Mehrere Tausend Tonnen Treibhausgase klingen nach viel. Im Vergleich zur Energiebilanz einer Großstadt wie Berlin erscheint der Wert aber wiederum gering. Allein der Straßenverkehr bläst hier täglich mehrere Tausend Tonnen CO2 in die Luft. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Energieverbrauch: Um zehn Prozent des Endenergieverbrauchs der Stadt zu erreichen, müssten mehrere Hunderttausend Heizpilze rund 20 Stunden die Woche ganzjährig laufen.
Ist die Debatte um die Pilze also vor allem eines: Heiße Luft? „Egal, ob bei der Rechnung jetzt 1000, 2000 oder 5000 Tonnen rauskommen – das klingt im Vergleich natürlich erst mal ziemlich wenig“, sagt Jens Schuberth, der die Heizpilz-Studie des Umweltbundesamts mit verfasst hatte. Aber nehme man das Ziel von Null CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 ernst, so verursachten Heizpilze an anderer Stelle wieder zusätzliche Arbeit. Oft wird in Diskussionen auf den Elektroheizer als vermeintlich effizientere Alternative zum Gas-Heizpilz verwiesen. UBA-Experte Schuberth hatte bereits in der 2009 erschienen Heizpilz-Studie die beheizbaren Flächen von Elektro- und Gasstrahlern verglichen. Das Ergebnis: „Bezüglich der Emissionen macht es keinen großen Unterschied, ob man die Außenflächen mit Elektro oder Gas heizt.“
Sabrina Wendt über den temporären Einsatz von Heizpilzen in der Gastronomie