Kühe mögen eine sanfte Ansprache
Das Gefühlsleben von Nutztieren könnte ein unterschätzter Faktor sein
Der britische Premierminister Boris Johnson hat seinem Vater Stanley zum 80. Geburtstag eine Gruppe Biber geschenkt. Gemeinsam mit seinen Geschwistern organisierte der 56-jährige Regierungschef auch eine Erlaubnis zum Halten der Tiere, wie der „Telegraph“berichtete. Biber wurden durch die Jagd vor Jahrhunderten im Land fast ausgerottet. Vater Stanley darf die Nager nun in einem Flüsschen an seinem Anwesen in Exmoor im Südwesten Englands halten. Der als etwas exzentrisch geltende Senior arbeitete früher bei der Weltbank und ist Naturschützer.
Wien – Das Verhältnis von Mensch und Kuh ist meist nicht von vielen Worten geprägt. Freundlicher Zuspruch tut Rindern aber gut, wie Wissenschaftlerinnen aus Wien in der Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“schreiben. Sie konnten zeigen, dass sich Kühe entspannen, wenn sie gestreichelt werden und dabei eine sanfte Stimme hören. Sie strecken länger genüsslich den Hals, zucken weniger mit den Ohren, ihr Herz schlägt danach langsamer.
Lieber persönlich
Dabei war der Effekt deutlicher, wenn die Stimme direkt vom Menschen neben ihnen kam anstatt aus einem Lautsprecher am Körper der Forscherin. Dass die Kühe diesen Unterschied merken, ist wichtig für weitere Forschung daUni.
Bitte recht freundlich – Kühe, wie diese Vierbeiner aus dem Allgäu, mögen sanfte Ansprachen.
zu, wie Menschen Wohlbefinden bei ihnen auslösen können. Die Gefühlswelt der Kuh ist nämlich nicht nur für Tierfreunde oder Psychologen interessant. „Wir wissen, dass sich der Umgang auch auf die Milchleistung und Gesundheit der Tiere auswirkt“, sagte
Annika Lange von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Vielleicht werden Bauern belächelt, wenn sie mit ihren Kühen reden, aber es hat tatsächlich einen Effekt.“
Die 28 vierbeinigen Teilnehmerinnen der Studie leben auf dem Nutztierhof der Lange und ihr Team gewöhnten sie an einen Umschnallgurt mit Herzmonitor und Streicheleinheiten im Liegen, ehe sie jedem Rind mehrmals lobende Nachrichten vorsprachen oder vorspielten – langgezogene Worte wie „brav“oder „fein“, die an das beruhigende tiefe Muhen von Kühen an ihre Kälber erinnern sollten.
Entspannter umgehen
Eine Studie, die die Wirkung von Ansprache auch ohne Anfassen untersucht, ist noch in Arbeit. „Wahrscheinlich ist das Streicheln etwas wichtiger für das Wohlbefinden als der auditive Reiz“, vermutet Lange. Auch in Großbetrieben könnten Mitarbeiter etwa dazu ermutigt werden, entspannt und freundlich mit den Tieren umzugehen, statt alles so schnell wie möglich zu erledigen, fügt Lange hinzu.