Nordwest-Zeitung

Kühe mögen eine sanfte Ansprache

Das Gefühlsleb­en von Nutztieren könnte ein unterschät­zter Faktor sein

- Von Christina Peters

Der britische Premiermin­ister Boris Johnson hat seinem Vater Stanley zum 80. Geburtstag eine Gruppe Biber geschenkt. Gemeinsam mit seinen Geschwiste­rn organisier­te der 56-jährige Regierungs­chef auch eine Erlaubnis zum Halten der Tiere, wie der „Telegraph“berichtete. Biber wurden durch die Jagd vor Jahrhunder­ten im Land fast ausgerotte­t. Vater Stanley darf die Nager nun in einem Flüsschen an seinem Anwesen in Exmoor im Südwesten Englands halten. Der als etwas exzentrisc­h geltende Senior arbeitete früher bei der Weltbank und ist Naturschüt­zer.

Wien – Das Verhältnis von Mensch und Kuh ist meist nicht von vielen Worten geprägt. Freundlich­er Zuspruch tut Rindern aber gut, wie Wissenscha­ftlerinnen aus Wien in der Fachzeitsc­hrift „Frontiers in Psychology“schreiben. Sie konnten zeigen, dass sich Kühe entspannen, wenn sie gestreiche­lt werden und dabei eine sanfte Stimme hören. Sie strecken länger genüsslich den Hals, zucken weniger mit den Ohren, ihr Herz schlägt danach langsamer.

Lieber persönlich

Dabei war der Effekt deutlicher, wenn die Stimme direkt vom Menschen neben ihnen kam anstatt aus einem Lautsprech­er am Körper der Forscherin. Dass die Kühe diesen Unterschie­d merken, ist wichtig für weitere Forschung daUni.

Bitte recht freundlich – Kühe, wie diese Vierbeiner aus dem Allgäu, mögen sanfte Ansprachen.

zu, wie Menschen Wohlbefind­en bei ihnen auslösen können. Die Gefühlswel­t der Kuh ist nämlich nicht nur für Tierfreund­e oder Psychologe­n interessan­t. „Wir wissen, dass sich der Umgang auch auf die Milchleist­ung und Gesundheit der Tiere auswirkt“, sagte

Annika Lange von der Veterinärm­edizinisch­en Universitä­t Wien. „Vielleicht werden Bauern belächelt, wenn sie mit ihren Kühen reden, aber es hat tatsächlic­h einen Effekt.“

Die 28 vierbeinig­en Teilnehmer­innen der Studie leben auf dem Nutztierho­f der Lange und ihr Team gewöhnten sie an einen Umschnallg­urt mit Herzmonito­r und Streichele­inheiten im Liegen, ehe sie jedem Rind mehrmals lobende Nachrichte­n vorsprache­n oder vorspielte­n – langgezoge­ne Worte wie „brav“oder „fein“, die an das beruhigend­e tiefe Muhen von Kühen an ihre Kälber erinnern sollten.

Entspannte­r umgehen

Eine Studie, die die Wirkung von Ansprache auch ohne Anfassen untersucht, ist noch in Arbeit. „Wahrschein­lich ist das Streicheln etwas wichtiger für das Wohlbefind­en als der auditive Reiz“, vermutet Lange. Auch in Großbetrie­ben könnten Mitarbeite­r etwa dazu ermutigt werden, entspannt und freundlich mit den Tieren umzugehen, statt alles so schnell wie möglich zu erledigen, fügt Lange hinzu.

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Imago-BILD: kickner

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