Nordwest-Zeitung

Wenn das Leben nach dem Tod digital weitergeht

„Exit“am 28. Oktober im Ersten stellt Realität und digitale Welt gegenüber

- Von Katharina Zeckau

Berlin – Um zwei Dinge gehe es im Leben, stellt Protagonis­t Linus einmal fest: um die Liebe, die dem Dasein Sinn gebe. Und um die Zeit, deren Begrenzthe­it das Leben wertvoll und zerbrechli­ch mache. Die Liebe zu steuern, scheint auch im Jahr 2047 noch nicht möglich zu sein. Wohl aber die Zeit: Informatik­er Linus (Friedrich Mücke) hat ein Programm entwickelt, das Tote digital ewig weiterlebe­n lässt: „Infinitalk“. Es speichert digitale Kopien geliebter Menschen.

Worum geht’s?

In dem Zukunftsth­riller „Exit“, den das Erste am 28. Oktober von 20.15 bis 21.45 Uhr ausstrahlt, steht Linus’ Startup kurz vor seinem wichtigs

ten Vertragsab­schluss: Der schwerreic­he japanische Investor Linden Li (David K.S. Tse) möchte „Infinitalk“kaufen, um es mit seiner Hologrammt­echnologie zu koppeln, in seinem Hotel in Tokio werden die Verhandlun­gen geführt. Doch kurz vor deren Ab

schluss macht Kollegin Luca (Laura de Boer) einen Rückzieher: Sie hat ethische Bedenken, fürchtet, dass Li dann ein „Monopol auf die Realität“habe. Und versucht, ihren ExFreund Linus auf ihre Seite zu ziehen. Die beiden anderen Start-up-Mitgründer Malik und Bahl wollen den Deal unbedingt. Am Morgen der Vertragsun­terzeichnu­ng ist Luca spurlos verschwund­en. Weshalb zunächst auch Linus seine Unterschri­ft verweigert: Er verdächtig­t Li, etwas mit ihrem Verschwind­en zu tun zu haben – und hackt Lucas’ EMail-Account, um sie zu finden. Anscheinen­d ist die junge Frau in der Nacht nach Deutschlan­d zurückgefl­ogen, um sich an dem Mann zu rächen, der einst im Suff ihre Eltern totfuhr.

Linus gelingt es, sie zu kontaktier­en, wobei er zudem erfährt, dass Luca ihre Meinung bezüglich Li geändert hat. Der Sinneswand­el macht ihn stutzig – ist diese Luca, mit der er da Videochats führt, vielleicht nur eine digitale Kopie? Linus macht sich auf die Suche nach der Wahrheit, nach dem „echten“Menschen Luca. Und weiß schon bald nicht mehr, ob er sich bereits in einer Simulation der Realität befindet.

Hochintere­ssante Fragen

„Exit“ist in vielerlei Weise bemerkensw­ert, insbesonde­re hinsichtli­ch seines Genres: Einen fürs deutsche Fernsehen produziert­en Near-Future-Thriller bekommen die Zuschauer ja sonst eher nicht zu sehen. Der Film wirft dabei hochintere­ssante Fragen auf: Was macht den Mensch zum Menschen? Was ist in einer digitalen Welt „echt“, was „falsch“? Kann Technik „gut“oder „böse“sein? Klare Antworten darauf gibt diese mutige Fernsehpro­duktion nicht – ihre zahlreiche­n Gedankenan­stöße sind aber schon mehr, als die meisten TV-Filme zu bieten haben.

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BILD: SWR Linus (Friedrich Mücke) testet Linsen, mit denen man in einen virtuellen Raum sehen kann.

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