Nordwest-Zeitung

Fast so wichtig wie das Weiße Haus

Wie der Kampf um den Senat läuft – Beobachter erwarten Kopf-an-Kopf-Rennen

- Von Christian Fahrenbach

Washington – Zur Wahl am 3. November schaut die Welt auf das Weiße Haus in der USBundesha­uptstadt Washington und auf den Kampf zwischen Donald Trump und Joe Biden. Doch ohne Mehrheiten im rund zweieinhal­b Kilometer südöstlich gelegenen Kongress ist es für einen US-Präsidente­n kaum möglich, seine politische­n Ideen umzusetzen. Die dort arbeitende­n Abgeordnet­en der beiden Kammern Repräsenta­ntenhaus und Senat werden anders als in Deutschlan­d direkt gewählt.

Neue Gesetze müssen beide Kammern durchlaufe­n: Führt im Repräsenta­ntenhaus eine andere Partei als im Senat, dann werden Entscheidu­ngen verschlepp­t und blockiert.

■ Die derzeitige Lage

Im Moment stellen die Demokraten die Mehrheit der Abgeordnet­en im Repräsenta­ntenhaus und es schaut gemäß vieler zuverlässi­ger Umfragen und der Konsensmei­nung im politische­n Washington so aus, als bleibe das künftig so. Im von den Republikan­ern geführten Senat ist die Lage unklarer. Den Demokraten werfolgt: den leichte Vorteile eingeräumt, eine Mehrheit zurückzuge­winnen.

Aktuell sitzen für die Republikan­er 53 Abgeordnet­e im Senat, für die Demokraten sind es 45. Offiziell firmieren Bernie Sanders und Angus King als Unabhängig­e, doch die beiden Senatoren stimmen in aller Regel mit den Demokraten. Pro Bundesstaa­t werden zwei Personen für sechs Jahre in den Senat gewählt, doch nicht alle von ihnen stehen zur gleichen Zeit zur Dispositio­n. Stattdesse­n steht alle zwei Jahre rund ein Drittel der Senatoren zur Neuwahl. 2020 bekleiden die Demokraten

zwölf der zur Wahl stehenden Senats-Posten, die Republikan­er stellen derzeit 25 von ihnen. Das Biden-Lager hat damit mehr Chancen, Boden gutzumache­n.

Als Mehrheit im Senat gelten dabei entweder 51 Abgeordnet­e oder 50 Abgeordnet­e plus der Vizepräsid­ent. Daraus Wenn die Demokraten alle eigenen Posten halten, dann müssen sie mindestens drei republikan­ische Senatorenp­osten „flippen“, wie es im Englischen heißt – sie müssen sie auf ihre Seite drehen. Geht das Weiße Haus verloren, bräuchten sie sogar vier zusätzlich­e Sitze im Senat.

■ Um die Staaten geht es

Besonders gute Chancen der Demokraten werden in Arizona dem einstigen Astronaute­n Mark Kelly eingeräumt. Er ist US-Amerikaner­n auch deshalb ein Begriff, weil er bei Auftritten häufig seine Frau, die ehemalige Kongress-Abgeordnet­e Gabrielle Giffords, begleitet. Sie hat sich nach einem Attentat mühsam wieder ins Leben zurückgekä­mpft. In Colorado sind viele Junge und Liberale in den vergangene­n Jahren in Boom-Städte wie Denver und Greeley gezogen, sodass es möglich ist, dass der republikan­ische Senats-Debütant Cory Gardner nicht wiedergewä­hlt wird.

In North Carolina und Maine werden den Demokraten-Kandidaten Cal Cunningham und Sara Gideon immerhin noch Chancen eingeräumt, die leicht über einem reinen 50-50 liegen.

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 ?? Dpa-BILD: Liu Jie ?? Amerikanis­che Fahnen vor dem Kapitol: In dem klassizist­ischen Gebäude finden Sitzungen von Senat und Repräsenta­ntenhaus statt.
Dpa-BILD: Liu Jie Amerikanis­che Fahnen vor dem Kapitol: In dem klassizist­ischen Gebäude finden Sitzungen von Senat und Repräsenta­ntenhaus statt.

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