Geplante Spontanität
Nach mehren Kurzfilmen gibt Georg Pelzer (35) mit dem Spielfilm „Fluten“sein Regiedebüt. Die Low-Budget-Produktion dauerte anderthalb Jahre. Der gebürtige Bonner lebt und arbeitet in Leipzig.
Was hat Sie auf das Thema des Filmes gebracht?
Georg Pelzer: Zum einen haben ich in meiner Generation – der 20- bis 30-Jährigen – eine gewisse Unsicherheit und Versagensangst gespürt, zum anderen kamen immer mehr Start-ups auf und eröffneten eine Welt des schnellen Erfolgs. Ich wollte beides verbinden – daraus entstand dann das Drehbuch.
Ein Drehbuch ohne Texte? Pelzer: Genau. Die Geschichte war von Anfang an improvisatorisch angelegt. Das Skript umfasst 20 Seiten, auf denen meist nur grob steht, was passiert. Etwa „er kommt nach Hause und streitet sich mit ihr“. Alles weitere entwickelte sich im Spielen.
Eine große Herausforderung? Pelzer: Ja und nein. Die Darstellenden haben bei dieser Art Dreh eine unglaublich große Freiheit. Natürlich gab es auch Tage, an denen die Szenen nicht richtig in Gang kamen – da standen dann nur zwei Leute in der Küche und haben gekocht...
Und dann?
Pelzer: War es meine Aufgabe als Regisseur Input zu geben, dem einen eine Idee ins Ohr zu flüstern, von der der andere nichts wusste.
Ansonsten mussten Sie sich sehr auf die Darstellenden verlassen...
Pelzer: Das stimmt. Ich habe aber schon beim Casting geschaut, dass die Charaktere zu den Rollen passen. Am Ende hatten wir 60 Stunden Material aus dem wir frei wählen und variieren konnten. Das Schneiden hat uns anderthalb Jahre gekostet.
Hatte die Impro-Variante auch Kostengründe?
Pelzer: Nein. Die Darstellenden sind alle Profis. Aber insgesamt waren wir ein sehr kleines Team und wir haben viel in privaten Wohnungen gedreht oder in der Hamburger U-Bahn, dafür hatten wir tollerweise eine Genehmigung. Das Projekt war ein typischer Studentenfilm, keine Netflix-Serie aber wir haben das Beste rausgeholt.
Machen Sie weiter mit Improvisations-Filmen?
Pelzer: Ich schreibe aktuell an zwei Drehbüchern – mit Dialogen. Die Erfahrung mit „Fluten“war toll. Aber ich will auch was Neues machen.