Aus abgedrehter Idee wird ein Spielfilm
Oldenburger Darsteller berichtet, wie aus 20 Seiten Script ohne Text das Drama „Fluten“wurde
Oldenburg/Hamburg – Es gab einen Anfang und ein Ende. Alles dazwischen ist einfach so passiert. Einiges war vorhersehbar, anderes überraschend.
„Das Ergebnis habe ich noch gar nicht gesehen. Das steht mir noch bevor“, sagt Tobias Schormann. Anfang November wird der 33-Jährige zum ersten Mal „Fluten“sehen: wenn das Drama Oldenburg-Premiere feiert. 2016 ist der Theaterschauspieler in die Rolle eines erfolgreichen Jungunternehmers und Start-upChefs geschlüpft. Vor laufenden Kameras haben er und die anderen Darstellenden die Geschichte um Versagensängste und gesellschaftliche Ansprüche improvisiert – ohne Text, ohne feste Vorgabe wohin die Reise gehen soll.
Charakter recherchiert
Nach jahrelanger Bühnenerfahrung war Spontanität für Staatstheater-Ensemblemitglied nichts neues, dennoch „war es immer wieder erstaunlich, was herauskam“. Statt Passagen auswendig zu lernen hat Tobias Schormann für seine Rolle recherchiert: „Ich habe mit etliche YouTube-Videos angeschaut, in denen sich
Start-up-Gründer präsentiert haben – und eine Ahnung bekommen, wie so jemand drauf ist und sich wohl verhält“, sagt der Wahloldenburger. Smart, dynamisch und im Laufe des Filmes zunehmend unsympathischer lautete das Rollenprofil.
Tobias Schormann spielt in „Fluten“einen jungen Chef, der von seinem ehemaligen, gefeuerten Mitarbeiter gestalkt wird, wie diese Hauptfigur
entwickelt sich auch sein Charakter immer drastischer.
Große Freiheiten
Einige Szenen sind Tobias Schormann besonders im Gedächtnis geblieben: „Ich statte dem Protagonistenpaar einen Besuch ab – jederzeit bereit, die Bombe platzen zu lassen...“Das Format der Improvisation biete große Freiheiten, sagt der Schauspieler „man bringt
viel von sich selbst mit ein.“Letztlich ist weniger gespielt – mehr gelebt. Die besten Takes entstünden nicht auf Anhieb, auch nicht nach abendlichen Teambesprechungen, sondern einfach so zwischendrin, ist Tobias Schormann überzeugt.
In „Fluten“werden auch Partys gefeiert. Dafür wurden in eine Hamburger Privatwohnung ein Haufen Statisten eingeladen, in der Küche stand ein Kasten Bier, die Anlage wurde aufdreht, es wurde getanzt und getan, was man eben so tut, wenn man etwas getrunken und Geheimnisse hat. „Wenn man keinen Text hat, an den man sich halten kann, ist das sehr aufregend, aber einem fehlt auch Sicherheit“, sagt Tobias Schormann.
Premiere für Darsteller
Vor seiner Rolle in „Fluten“hat er in einigen Kurzfilmen mitgewirkt. Am wohlsten fühle er sich aber noch immer auf der Theaterbühne, sagt der 33-Jährige. „Sich selbst auf Leinwand zu sehen und mit dem eigenen Wirken auseinandersetzen zu müssen ist irgendwie unbarmherzig.“Zur Oldenburg-Premiere wird sich der Schauspieler dem Ergebnis stellen müssen. Einiges wird nicht nur ihn überraschen – jede Geschichte hat mehr, als einen Anfang und ein Ende.