Wo Mythologie lebendig wird
Oldenburger Matthias Sollmann veröffentlicht Roman, der altnordische Sagen aufgreift
Oldenburg – „Die Sonne verlisch, das Land sinkt ins Meer; /vom Himmel stürzen die heiteren Sterne.“So klingt der Weltuntergang in der Edda, einer Sammlung von nordischen Götter- und Heldensagen. Der Oldenburger Matthias Sollmann ist von diesen alten Erzählungen fasziniert. Jetzt hat er einen mythologischen Roman veröffentlicht, der eben diese Gedichte aufgreift und zu einer eigenen Erzählung verknüpft.
„Die alten Göttergedichte sind mit das Schönste, was wir im altdeutschen Sprachraum haben“, sagt der 77-Jährige. Mit seinem Roman „Alewild“will er den Lesern diese Mythen näher bringen. Daher habe er die Gedichte, die er aufgreift, nach Möglichkeit wörtlich zitiert und mit Quellenangaben versehen. So können Neugierige das Original finden und auch weiterlesen.
Langzeitprojekt
Der Roman ist ein Langzeitprojekt von Sollmann, der drei erwachsene Kinder hat und mit seiner Lebensgefährtin in Oldenburg lebt. „Das ist mein einziges und letztes Buch“, sagt der 77-Jährige. Wie lange genau er an dem 568 Seiten umfassenden Werk geschriemer
Zwischen diesen Buchdeckeln werden Alben, Zwerge und Riesen lebendig: Der Oldenburger Autor Matthias Sollmann stellt seinen neuen Roman „Alewild“vor.
ben hat, will er nicht verraten. Inspiriert haben ihn die altdeutschen Mythen und viele Reisen. In Skandinavien und Dänemark besuchte er alte Königsgräber und -burgen. Er sei hin und weg gewesen von deren Monumentalität, erzählt der Oldenburger.
Die Buchreihe „Thule – Altnordische Dichtung und Prosa“, in der auch die Edda enthalten ist, hat Sollmann nach
der Lektüre von Tolkiens „Der Herr der Ringe“für sich entdeckt. Ihm seien die Namen der Zwerge bekannt vorgekommen. Er habe nachgeforscht und herausgefunden, dass sie aus diesen altnordischen Erzählungen stammen.
Die Sagen, die in der Edda zu finden sind, seien im deutschsprachigen Raum entstanden, sagt Sollmann. Von dort seien sie nach Norden ge
wandert und weiter nach Island. In der Edda finden sich beispielsweise auch Lieder, die die Nibelungensage erzählen.
In Sollmanns Roman werden die nordischen Sagen und Mythen lebendig: Alben, Zwerge und Riesen bevölkern die Welt. Der Grundgedanke sei, dass in jedem Menschen etwas Böses stecke, sagt Sollmann. Als die Menschen vom Glauben abkommen und imböser werden, wird davon Garm angezogen – der Hund, der in der nordischen Mythologie den Eingang zur Unterwelt Hel bewacht.
Die Frage, wie der Glaube entstanden ist, habe ihm beim Verfassen des Romans die größten Schwierigkeiten bereitet, sagt Sollmann. So wie es sich für ihn in den Sagen darstellt, sei der Glaube aus Angst entstanden. Die Menschen hätten Albträume gehabt und aus Unwissenheit heraus angefangen zu glauben, die Welt sei voller Geister.
Das Ende der Menschheit
Die Hauptperson, die junge Frau Alewild, geht in dem Roman unbedarft an den Glauben heran, sagt Sollmann. Sie setzt sich über Verbote hinweg und überschreitet die Grenze zum Dunkelwald. „Dadurch fängt das Unheil erst an.“Gemeinsam mit ihrer Freundin Lýnn macht sie sich auf den Weg, die Bedrohung zu bekämpfen, die das Ende der Menschheit bedeuten könnte.
Matthias Sollmann ist in Bayern aufgewachsen. Der studierte Jurist arbeitete als Landesbeamter in der ehemaligen Bezirksregierung in Oldenburg und ist seit 15 Jahren Pensionär. Sein Buch „Alewild“ist im Buchhandel als Taschenbuch für 18,90 Euro erhältlich.