Nordwest-Zeitung

Zurück zu den Wurzeln

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Zahl der Stellen, die die finnische Fluggesell­schaft Finnair wegen der Corona-Folgen bis März streichen möchte. Die Airline hat derzeit rund 6500 Angestellt­e.

Hat eine wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin an einer Universitä­t für ihre Dissertati­on ein Preisgeld erhalten, so muss sie dieses als Arbeitsloh­n versteuern. In dem konkreten Fall vor dem Finanzgeri­cht Köln ging es um eine Doktorandi­n, die für die Arbeit einen Preis von einem Sponsor erhielt. Sie hatte die Aufwendung­en für die Doktorarbe­it als Werbungsko­sten geltend gemacht (was auch anerkannt wurde), das Preisgeld aber nicht als Einnahme erfasst. Das Gericht entschied, dass das Geld eine steuerpfli­chtige Einnahme aus nichtselbs­tständiger Arbeit darstelle (1 K 1309/18).

Back to the roots – zurück zu den Wurzeln. Diesem Leitsatz ist schon so manch ein Unternehme­n in der Vergangenh­eit gefolgt. Der Kettensäge­nherstelle­r Stihl etwa, den es vor mehr als zehn Jahren aus Brasilien zum Teil zurück an den Stammsitz in Waiblingen bei Stuttgart zog – oder die Stofftierm­arke Steiff.

Produktion sichern

Waren es bei Stihl damals Währungssc­hwankungen und damit steigende Lohnkosten, die vor allem zur Rückkehr bewogen haben, so ist es jetzt hauptsächl­ich die Sicherheit, vor Ort produziere­n zu können. Denn in Corona-Zeiten wird wieder deutlich, welche Vorteile es hat, seine Ware an einem Ort herzustell­en und zu vertreiben.

Billig, billiger, am billigsten hat plötzlich weniger Gewicht, denn ohne Ware kein Gewinn.

Lieferkett­en müssen funktionie­ren. „Made in Germany“ist endlich wieder deutlich attraktive­r geworden.

Gleichwohl sind Standbeine im Ausland wichtig, denn die Globalisie­rung ist nicht mehr aufzuhalte­n. Man sollte aber darüber nachdenken, ob

Sabrina Wendt.

Noch schlimmer ist indes die Abhängigke­it bei wichtigen Produkten wie Medikament­en vom Ausland. Auch hier wird fleißig unter anderem aus Indien und China importiert. Hier muss Europa dringend handeln und die Herstellun­g wieder hierher verlagern.

Wie Globalisie­rung gut funktionie­rt, zeigt das Beispiel des Modellbahn­hersteller­s Märklin. Das Unternehme­n hat seinen Sitz im schwäbisch­en Göppingen. Doch dort allein könnte die Nachfrage nach Produkten nicht bewerkstel­ligt werden – die Produktion­skosten wären zu hoch. Daher gibt es ein weiteres Werk im ungarische­n Györ, das einige Hundert Kilometer vom Stammsitz in Deutschlan­d entfernt, aber immer noch relativ gut erreichbar ist.

@ Die Autorin erreichen Sie unter Wendt@infoautor.de

die Form, in der wir sie momentan erleben, die richtige ist, Stichwort Know-how-Klau.

Immer mehr Firmen – auch in der Region – gehen Partnersch­aften mit Unternehme­n aus Fernost ein. Asien ist ein wichtiger Markt, doch ist hier auch immer Vorsicht geboten, nicht zu viele Firmengehe­imnisse offenzuleg­en. Der Preis könnte schnell zu hoch sein.

Ohne die teilweise Produktion in Ungarn hätte Märklin seinerzeit die Krise nicht überstande­n. Doch durch den Sitz in Deutschlan­d kann die Produktion­sfähigkeit gewährleis­tet werden.

Region wird attraktive­r

Hinzu kommt der positive Effekt, hierzuland­e Arbeitsplä­tze zu schaffen. Ein Werk dieser Art steigert wiederum die Attraktivi­tät einer Region und zieht weitere Firmen an, das schafft Jobs. Diese Synergien sind wichtig.

Das Ausland ist beileibe nicht verpönt, allein in Deutschlan­d lässt sich schwerlich Geld verdienen. Doch das Sprichwort „Wer billig kauft, kauft meistens zwei Mal“gilt meist auch hier: Wer allzu billig produziert, der zahlt irgendwann einen hohen Preis. Die Corona-Krise zeigt uns, worauf es wirklich ankommt.

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