Nordwest-Zeitung

Düstere Zukunftsvi­sion kommt ohne Effekthasc­herei aus

Leichte Unterhaltu­ng geht anders – Darum lohnt sich Artes neue Produktion „Moloch“

- Von Katharina Zeckau

Straßburg – „Was quält Sie so?“, fragt der Psychiater seinen Patienten. Busfahrer Jimmy antwortet: „Das Leben, Doktor, was sonst?!“Ein Dialog, der die triste Welt, in der die Serie „Moloch“spielt, ziemlich erschöpfen­d zusammenfa­sst. Die ersten drei Teile strahlt Arte am Donnerstag, 22. Oktober, von 21.45 bis 0.25 Uhr aus; Teil vier bis sechs folgen genau eine Woche später.

Dystopisch­er Schauplatz

Schauplatz der französisc­hbelgische­n Produktion ist eine namen- und charakterl­ose Stadt am Meer, über die sich stets eine dichte Wolkendeck­e wölbt. Sonnenstra­hlen sind selbst am Strand nie zu sehen.

verhärmte oder allzu empfindsam­e Menschen, die einen wie die anderen von inneren Dämonen getrieben, bevölkern diesen dystopisch­en Ort. „Moloch“bietet

eine verstörend­e Zukunftsvi­sion, die keine offensicht­lichen Science-Fiction-Elemente benötigt. Es ist eher ein Mangel, der dieses Bild einer nicht allzu fernen Zeit charakEmot­ional terisiert: ein Mangel an Licht, Sonne, Wärme, Liebe, Leichtigke­it. Ein Büroturm heißt hier „Utopia“, ein Imbiss „California“. Es sind trostlose Insignien vergessene­r Sehnsüchte.

Rätselhaft­e Vorfälle

Eines Tages geht im ,Utopia‘ ein Mann in Flammen auf, scheinbar ohne jegliches äußere Zutun. Die Behörden vertuschen den Vorfall. Die angehende Journalist­in Louise (Marine Vacth), die gerade all ihre Hoffnungen auf ein ausbeuteri­sches Praktikum bei einer Zeitung setzt, geht der Sache nach, wittert eine Story.

Und setzt dafür so ziemlich jedes Mittel ein: Sie beginnt eine Affäre mit dem Ermittler, bedroht eine Zeugin, spielt die verzweifel­te Cousine des Opfers. Und sie bedrängt Gabriel (Olivier Gourmet), den Psychiater des Toten, bei den Recherchen zu helfen.

Sonderlich sympathisc­h ist diese Louise nicht, ebenso wenig wie Gabriel. Das macht aber nichts: Denn beide sind hervorrage­nd gespielte, in sich stimmige Figuren. Die Autoren Arnaud Malherbe und Marion Festraets haben ein intensives, düsteres Drehbuch entwickelt.

Leichte Feierabend­unterhaltu­ng sieht definitiv anders aus. Dafür werden die Zuschauer durch einen bis zuletzt fesselnden Fall unterhalte­n, der gekonnt auf der Klaviatur des Religiösen und Mystischen spielt und dazu große Fragen zu Schuld und Sühne, Schicksal und Verantwort­ung aufwirft.

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Dpa-BILD: Van Mieghem/Calt Studio/Silbermann/Arte Die angehende Journalist­in Louise (Marine Vacth) und Polizist Tom (Arnaud Valois)

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