Düstere Zukunftsvision kommt ohne Effekthascherei aus
Leichte Unterhaltung geht anders – Darum lohnt sich Artes neue Produktion „Moloch“
Straßburg – „Was quält Sie so?“, fragt der Psychiater seinen Patienten. Busfahrer Jimmy antwortet: „Das Leben, Doktor, was sonst?!“Ein Dialog, der die triste Welt, in der die Serie „Moloch“spielt, ziemlich erschöpfend zusammenfasst. Die ersten drei Teile strahlt Arte am Donnerstag, 22. Oktober, von 21.45 bis 0.25 Uhr aus; Teil vier bis sechs folgen genau eine Woche später.
Dystopischer Schauplatz
Schauplatz der französischbelgischen Produktion ist eine namen- und charakterlose Stadt am Meer, über die sich stets eine dichte Wolkendecke wölbt. Sonnenstrahlen sind selbst am Strand nie zu sehen.
verhärmte oder allzu empfindsame Menschen, die einen wie die anderen von inneren Dämonen getrieben, bevölkern diesen dystopischen Ort. „Moloch“bietet
eine verstörende Zukunftsvision, die keine offensichtlichen Science-Fiction-Elemente benötigt. Es ist eher ein Mangel, der dieses Bild einer nicht allzu fernen Zeit charakEmotional terisiert: ein Mangel an Licht, Sonne, Wärme, Liebe, Leichtigkeit. Ein Büroturm heißt hier „Utopia“, ein Imbiss „California“. Es sind trostlose Insignien vergessener Sehnsüchte.
Rätselhafte Vorfälle
Eines Tages geht im ,Utopia‘ ein Mann in Flammen auf, scheinbar ohne jegliches äußere Zutun. Die Behörden vertuschen den Vorfall. Die angehende Journalistin Louise (Marine Vacth), die gerade all ihre Hoffnungen auf ein ausbeuterisches Praktikum bei einer Zeitung setzt, geht der Sache nach, wittert eine Story.
Und setzt dafür so ziemlich jedes Mittel ein: Sie beginnt eine Affäre mit dem Ermittler, bedroht eine Zeugin, spielt die verzweifelte Cousine des Opfers. Und sie bedrängt Gabriel (Olivier Gourmet), den Psychiater des Toten, bei den Recherchen zu helfen.
Sonderlich sympathisch ist diese Louise nicht, ebenso wenig wie Gabriel. Das macht aber nichts: Denn beide sind hervorragend gespielte, in sich stimmige Figuren. Die Autoren Arnaud Malherbe und Marion Festraets haben ein intensives, düsteres Drehbuch entwickelt.
Leichte Feierabendunterhaltung sieht definitiv anders aus. Dafür werden die Zuschauer durch einen bis zuletzt fesselnden Fall unterhalten, der gekonnt auf der Klaviatur des Religiösen und Mystischen spielt und dazu große Fragen zu Schuld und Sühne, Schicksal und Verantwortung aufwirft.