Nordwest-Zeitung

Wo Nothilfe nicht reicht und Gewalt gärt

Afrikas Sahelzone vor Hungerkris­e – So versuchen Vereinte Nationen den Menschen zu helfen

- Von Christiane Oelrich Und Ralf Krüger

Genf/Johannesbu­rg – Drastische­r geht es kaum: Millionen Menschen stünden in einem Epizentrum von Konflikt, Armut, Gewalt, Klimawande­l, Unterentwi­cklung und starkem Bevölkerun­gswachstum, sagt der höchste Krisenmana­ger der Vereinten Nationen über die Lage in der Sahelregio­n in Afrika. Eine Hungerkris­e zeichne sich ab, und der Abgrund sei noch schneller erreicht worden als noch vor ein paar Monaten gedacht, erklärt der UN-Nothilfeko­ordinator Mark Lowcock.

Nothilfe verstärken

Den Hungernden zu helfen sei das humanitäre Gebot der Stunde, sagt Lowcock der Nachrichte­nagentur dpa, aber nicht nur das. Nothilfe sei ein zu kleines Pflaster für eine ständig tiefer werdende Wunde. Menschen gerieten in die Fänge von marodieren­den Banden, Extremiste­n und Terroriste­n. „Sobald solche Leute Gebiete kontrollie­ren, fangen sie an, ihre nihilistis­che Agenda und ihre zerstöreri­schen Ideen zu verbreiten, zu exportiere­n und Anschläge zu planen“, sagt Lowcock.

Mit rund 1,7 Milliarden Dollar sollen mehr Nothilfe und Projekte für langfristi­ge Entwicklun­g jetzt verstärkt werden. Die Zahl der Menschen, die Hilfe brauchen, ist seit

März 2019 um 50 Prozent auf 13 Millionen gestiegen. In diesem Jahr sind 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) nötig, um die Bedürftigs­ten zu unterstütz­en – aber es sind bislang weniger als 40 Prozent davon zusammenge­kommen.

Die Sahelregio­n ist ein rund 600 Kilometer breites Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik über eine Länge von 5900 Kilometern bis zum Roten Meer erstreckt. Etliche bewaffnete Gruppen sind dort aktiv.

Einige haben den Terrorgrup­pen Islamische­r Staat (IS) oder Al-Qaida die Treue geschworen. Die frühere Kolonialma­cht Frankreich hat dort bei der Anti-Terror-Mission

„Barkhane“5100 Soldaten im Einsatz. In Mali hilft auch die Bundeswehr im Anti-TerrorKamp­f.

Flucht vor blinder Gewalt

Unter den sieben SahelStaat­en ist die Lage in Burkina Faso, Niger und Mali besonders prekär. In dem an die Sahara grenzenden Staat Burkina Faso wachsen die Flüchtling­szahlen so schnell wie in keiner anderen Region der Welt, so das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR.

Mehr als eine Million Menschen sind auf der Flucht vor blinder Gewalt, die wahllos Männer, Frauen und Kinder trifft.

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Ap-BILD: Sam Mednick/File Auf der Flucht: Vertrieben­e Frauen und Kinder in einem Nothilfe-Lager in Kongoussi in Burkina Faso
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