Wo Nothilfe nicht reicht und Gewalt gärt
Afrikas Sahelzone vor Hungerkrise – So versuchen Vereinte Nationen den Menschen zu helfen
Genf/Johannesburg – Drastischer geht es kaum: Millionen Menschen stünden in einem Epizentrum von Konflikt, Armut, Gewalt, Klimawandel, Unterentwicklung und starkem Bevölkerungswachstum, sagt der höchste Krisenmanager der Vereinten Nationen über die Lage in der Sahelregion in Afrika. Eine Hungerkrise zeichne sich ab, und der Abgrund sei noch schneller erreicht worden als noch vor ein paar Monaten gedacht, erklärt der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock.
Nothilfe verstärken
Den Hungernden zu helfen sei das humanitäre Gebot der Stunde, sagt Lowcock der Nachrichtenagentur dpa, aber nicht nur das. Nothilfe sei ein zu kleines Pflaster für eine ständig tiefer werdende Wunde. Menschen gerieten in die Fänge von marodierenden Banden, Extremisten und Terroristen. „Sobald solche Leute Gebiete kontrollieren, fangen sie an, ihre nihilistische Agenda und ihre zerstörerischen Ideen zu verbreiten, zu exportieren und Anschläge zu planen“, sagt Lowcock.
Mit rund 1,7 Milliarden Dollar sollen mehr Nothilfe und Projekte für langfristige Entwicklung jetzt verstärkt werden. Die Zahl der Menschen, die Hilfe brauchen, ist seit
März 2019 um 50 Prozent auf 13 Millionen gestiegen. In diesem Jahr sind 2,5 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) nötig, um die Bedürftigsten zu unterstützen – aber es sind bislang weniger als 40 Prozent davon zusammengekommen.
Die Sahelregion ist ein rund 600 Kilometer breites Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik über eine Länge von 5900 Kilometern bis zum Roten Meer erstreckt. Etliche bewaffnete Gruppen sind dort aktiv.
Einige haben den Terrorgruppen Islamischer Staat (IS) oder Al-Qaida die Treue geschworen. Die frühere Kolonialmacht Frankreich hat dort bei der Anti-Terror-Mission
„Barkhane“5100 Soldaten im Einsatz. In Mali hilft auch die Bundeswehr im Anti-TerrorKampf.
Flucht vor blinder Gewalt
Unter den sieben SahelStaaten ist die Lage in Burkina Faso, Niger und Mali besonders prekär. In dem an die Sahara grenzenden Staat Burkina Faso wachsen die Flüchtlingszahlen so schnell wie in keiner anderen Region der Welt, so das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR.
Mehr als eine Million Menschen sind auf der Flucht vor blinder Gewalt, die wahllos Männer, Frauen und Kinder trifft.