Mit Lesestoff auch durch die Krisenzeit
Bibliotheken passen sich den Herausforderungen des neuen Alltags an – Steigerung der Ebook-Nutzung
Oldenburg – Die Corona-Krise hat alle kalt erwischt. Als ab Mitte März plötzlich alles stillstand, mussten sich auch die Bibliotheken neu orientieren. Und sie schafften es. Meistens stand das Serviceangebot schon einen Tag nach dem deutschlandweiten Start des Lockdowns zur Verfügung. Wie die Bibliotheken in Oldenburg das geschafft haben, darüber wurde jetzt in einem Pressegespräch informiert.
Aus Anlass des „Tages der Bibliotheken“am 24. Oktober hatte die Arbeitsgemeinschaft Bibliotheken der Oldenburgischen Landschaft eingeladen. Im Vortragssaal der Landesbibliothek begrüßte AG-Leiter Florian Isensee: Michaela Klinkow (Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit der Landesbibliothek), Walburgis Fehners (Leiterin der Hochschulbibliothek der Jade Hochschule), Wiebke Klinge (Bereichsleitung Stadtbibliothek im PFL) und Bernd Diekmann (Direktion der Uni-Bibliothek).
Lieferung nach Hause
Nutzer in der Krisenzeit nicht allein zu lassen: Das war in allen Bibliotheken das oberste Ziel. „Die Fachhochschule hat es kälter erwischt, als die anderen“, erinnert Walburgis Fehners an den Beginn des Lockdowns, „denn das Sommersemester war gerade zwei Wochen gestartet." Für einen Tag sei die Hochschulbibliothek komplett ohne Service gewesen. Dann war sie wieder erreichbar: verlässlich per Telefon und Mail. „In dringenden Fällen, zum Beispiel für eine Abschlussarbeit, haben wir Literatur auch nach Hause geliefert.“
Die Bibliotheken passten sich den Herausforderungen des neuen Alltags laufend an. Wo noch nicht vorhanden, schufen sie Möglichkeiten, Medien kontaktlos zurückzugeben und minimierten mögliche Kontakte zwischen Besuchern durch entsprechende Einlassbegrenzungen. Kommunen verzichteten vorübergehend auf anfallende Gebühren, Abgabefristen für Medien wurden automatisch kostenlos
Bernd Diekmann verlängert und Telefondienste eingerichtet. Fragen nach einer „Buch-Quarantäne“, also ob Bücher nach der Ausleihe in Quarantäne müssten, wurden um Beispiel der Uni-Biblilothek gestellt. „Das gab es vorher nicht“, erzählt
Bernd Diekmann. Mit über 700 Anrufen allein in den ersten Wochen war man laut Wiebke Klinge in der Stadtbibibliothek konfrontiert.
Auch Gedrucktes begehrt
Die Online-Nutzung ist in den Bibliotheken gewachsen. Mit der Digitatlisierungsstrategie sehen sie sich auf dem richtigen Kurs. „In der Landesbibliothek haben wir eine 50prozentige Steigerung der Ebook-Nutzung gegenüber dem Vorjahr verzeichnet“, sagt Michaela Klinkow. Gleichzeitig sei der Bedarf an gedruckten
Medien aber unvermindert groß. Auch die Nachfrage nach Arbeitsplätzen im Lern- und Informationszentrum (LIZ) sei beträchtlich.
Laut Oldenburgischer Landschaft war im Frühjahr eine deutliche Steigerung von einem Drittel der online geliehenen Medien des niedersächsischen Onleiheverbunds NBib24 – an dem sich 142 niedersächsische Bibliotheken beteiligen – zu beobachten. Inzwischen hätten sich die „Onleihen“auf einem hohen Niveau von circa 150000 Entleihungen pro Monat eingependelt.
Michaela Klinkow von der Landesbibliothek
Bernd Diekmann von der Uni-Bibliothek
Wiebke Klinge von der Stadtbibliothek