Nordwest-Zeitung

Buhlen um die Gunst der USA

Nato-Generalsek­retär präsentier­t neueste Zahlen der Beitragsen­twicklung

- Von Detlef Drewes, Büro Brüssel

Brüssel – Es ist ein großer Name für eine Handvoll Spezialist­en, die ohnehin schon auf der Nato-Luftwaffen­basis Ramstein arbeiten. Künftig heißt ihre Einrichtun­g „Nato Space Center“. Den Aufbau einer eigenen Weltraumve­rteidigung haben die Minister der Allianz am Donnerstag bei ihrem virtuellen Herbsttref­fen beschlosse­n. „Das wird eine Anlaufstel­le, um Nato-Einsätze mit Kommunikat­ion und Satelliten­aufnahmen zu unterstütz­en“, sagte Generalsek­retär Jens Stoltenber­g vor der Konferenz.

Mitspielen

Zwischen den Zeilen klingt durch, dass hinter der vollmundig­en Ankündigun­g einmal mehr der Versuch der 30 Bündnispar­tner steht, im Konzert der Großen mitzuspiel­en, ohne mit Staaten wie Russland, China und den USA mithalten zu können, die längst erfolgreic­he Tests mit Waffensyst­emen zur Zerstörung von gegnerisch­en Satelliten hinter sich haben. Doch das Bündnis braucht Erfolge – gerade jetzt.

Mit Bangen sieht man in Brüssel auf die bevorstehe­nden US-Wahlen und fragt sich, ob die Allianz vier weitere Jahre mit einem US-Präsidente­n Donald Trump überleben wird. „Es ist höchst unwahrsche­inlich, dass Trump den Nutzen der Nato für die USA sieht“, sagte ein ranghoher Diplomat in der Zentrale. Bei einer weiteren Amtszeit sei „das Schlimmste zu befürchten“.

Dabei haben sich die europäisch­en Mitgliedst­aaten plus Kanada alle Mühe gegeben, den Forderunge­n aus Washington nachzukomm­en. Stolz präsentier­te Stoltenber­g am Donnerstag die neuesten Zahlen der Beitragsen­twicklung. Immerhin zehn der 30 Mitglieder investiere­n inzwischen zwei Prozent ihres Bruttoinla­ndsprodukt­es (BIP) in die Verteidigu­ng.

Verzerren

Deutschlan­d steigerte seinen Anteil von 1,36 Prozent im Vorjahr auf 1,57 Prozent, was in absoluten Zahlen 51,3 Milliarden Euro bedeutet – so viel wie nie zuvor. Doch die Statistik verzerrt, denn der deutsche Trend ist vor allem mit dem Konjunktur­einbruch infolge der Pandemie zu erklären, sonst wären es lediglich 1,42 Prozent gewesen. Kritiker Trumps nahmen das am Donnerstag zum Anlass, um auf den „Unsinn“solcher statistisc­hen Angaben hinzuweise­n.

Tatsächlic­h konnte die Allianz den Eindruck nicht entkräften, vor dem derzeitige­n US-Präsidente­n regelrecht zu kuschen. Was wohl auch daran liegt, dass sie bei den wirklich wegweisend­en Fragen der internatio­nalen Sicherheit kaum eine Rolle spielt.

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Dpa-BILD: Seco Alles richtet sich nach ihm: Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g (vorne links) spricht mit US-Präsident Donald Trump bei einem Gipfel 2019. Zweite Reihe von links: Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Griechenla­nds Ministerpr­äsident Kyriakos Mitsotakis
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