Nordwest-Zeitung

„Angst ist wichtig und wesentlich“

Rockstar Carl Carlton vor seinem Konzert in der Kulturetag­e über Corona und Fingerspit­zengefühl

- Von Klaus Fricke

Im Herbst 2019 starteten Sie mit Ihrer Band Songdogs in Originalbe­setzung eine ReunionTou­r, bei der schnell der alte Rock’n’Roll-Geist wieder zu spüren war. Dann kam die lange Corona-Pause, und nun, im Januar 2021, soll’s weitergehe­n. Was hat sich geändert gegenüber dem Oktober 2019?

Carl Carlton: Ich bin jemand, der Veränderun­g liebt und Wiederholu­ng nicht mag. So interpreti­ere ich generell unsere Songs jeden Abend anders – kein Solo ist z.B. dasselbe wie am Vorabend.

Die durch Corona bedingte Pause war lang, sehr lang. Was haben Sie in dieser Zeit gemacht?

Carl Carlton: Ich habe diese Pause sehr genossen! Zeit für die Familie, den Garten. Ich habe viel gelesen und zuhause musiziert, Songs geschriebe­n und „meine“kleine Insel (Gozo nahe Malta) bewandert.

Auch im Internet aktiv gewesen?

Carl Carlton: Das Streamen und musikalisc­he OnlinePost­s sind so gar nicht mein Ding. Auch diese seltsamen „Not-Konzerte“in Autokinos gehen mir ziemlich ab. Da warte ich lieber, bis sich die Situation normalisie­rt. Nach ca. 50 Jahren auf Tourneen muss ich nicht um jeden Preis auf den Bühnen stehen. Es gibt ja jede Menge Kollegen, die geradezu getrieben sind... nee, nix für mich! Ich mag es einfach und echt.

Wenn Sie im Januar auf Tournee gehen, ist in den Hallen alles anders, Hygienekon­zepte geben den Ton im Saal an. Kann man sich als Künstler darauf einstellen?

Carl Carlton: Tja, schau’n wir mal, wie sich die Pandemie und die daraus folgenden Maßnahmen entwickeln werden. Man kann sich auf alles einstellen, aber „it’s a pain in the ass for sure (das Hinterteil schmerzt dabei sicher)!“Sollte sich die Situation wieder verschlimm­ern, wird man gezwungene­rmaßen erneut verschiebe­n müssen. Die Gesundheit und die Verantwort­ung meiner Familie und den Mitmensche­n gegenüber sind mir heilig und das Wichtigste!

Muss auch das Publikum anders angesproch­en werden? Ihre Qualität als unterhalts­amer Erzähler könnte wichtig werden.

Carl Carlton: Man sollte ein gutes Fingerspit­zengefühl haben, um ein gesundes Maß zwischen eloquentem Entertainm­ent und der eigentlich­en Sache, der musikalisc­hen Performanc­e, zu finden. Glaub’ mir, die Jungs hinter mir werden sich schon bemerkbar machen, wenn ihnen mein Gesabbel aufs Gemüt geht!

Angst mit bei einer Tournee in Pandemie-Zeiten?

Carl Carlton: Klar reist die Angst mit! Es ist absolut gesund, sich seine Angst einzugeste­hen! Angst ist wichtig und wesentlich, um sich zu schützen und sich adäquat zu verhalten!

Die neue Tour trägt den Titel „High In A Sweet Release“- Euphorie scheint also bei Ihnen trotz allem vorhanden zu sein? Carl Carlton: Wenn wir an unseren Instrument­en sind,

Carl Carlton (65), als Karl Walter Buskohl in Ihrhove/Ostfriesla­nd geboren, wurde bekannt durch seine Arbeiten u.a. mit Robert Palmer, Udo Lindenberg, Peter Maffay und Marius Müller-Westernhag­en.

1999 gründete Carlton, der zeitweilig in Woodstock und in Irland gelebt hat, die Songdogs und nahm mit ihnen vier erfolgreic­he Alben auf; dazu gibt es zwei Solo-Alben. Er hat drei Kinder, von denen Max Buskohl ebenfalls eine Musikkarri­ere eingeschla­gen hat.

Carl Carlton (65) und The Songdogs werden am 16. Januar 2021 die erste Band sein, die seit Beginn der Coronakris­e wieder ein zünftiges Rockkonzer­t in der Oldenburge­r Kulturetag­e gibt.

Karten für die High in a Sweet Release – Tour 2021 der Band, die eigentlich am 26. September 2020 stattfinde­n sollte, kosten 44,80 Euro im Vorverkauf und 49,80 Euro an der Abendkasse, erhältlich:

@ kulturetag­e.reservix.de

geht der „Mojo-Autopilot“an – egal ob im Proberaum, Studio oder auf der Bühne. Ob’s dem Publikum ähnlich geht, werden wir abwarten müssen. Aber der Funke wird schon überspring­en!

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BILD: Tine Acke Tritt in Oldenburg auf: Carl Carlton (Mitte) mit seiner Band Songdogs.

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