Nordwest-Zeitung

Am NGO kältestes Telefonat des Jahres

Schüler der AG „Na, Erde?“am Neuen Gymnasium führen Bildgesprä­ch in die Antarktis

- Von Karsten Röhr

Oldenburg – Die vielfach ausgezeich­nete AG „Na, Erde?“des Neuen Gymnasiums (NGO) hat in einem zweistündi­gen Bildgesprä­ch Fragen an die Umweltfors­cherin Julia Loftfield gestellt. Loftfield nimmt an der 40. Überwinter­ung des Alfred-Wegener-Instituts in der Neumayer-Station III in der Antarktis teil.

Seit vergangene­m Dezember standen die Schüler und Schülerinn­en über ihren AGLehrer Dr. Bernhard Sturm in stetigem Mail-Kontakt mit der Forscherin. Die 17 Jugendlich­en erstellten in dieser Zeit einen gemeinsame­n Katalog mit persönlich­en, logistisch­en und wissenscha­ftlichen Fragen, die sie jetzt loswerden konnten, als die Wissenscha­ftlerin auf der elektronis­chen Tafel im Unterricht­sraum auftauchte.

Wärmster Tag -48,5 °C

Julia Loftfield berichtete aus ihrem Arbeitsbür­o über ihre frühe Motivation, in der Antarktis zu forschen. Sie berichtete von einem Temperatur­minimum an der Station von -48,5 °C im zurücklieg­enden Winter und von einem seltenen, gerade sonnigen Tag. Die Neumayer-Station III ist auf Eis gebaut und wird regelmäßig mit Schnee angehoben. Der Zeitunters­chied zu Oldenburg liegt bei minus 2 Stunden.

Sind nah dran an der Erde: Die Schülerinn­en und Schüler der AG „Na, Erde?“am Neuen Gymnasium mit Forscherin Julia Loftfield (auf dem Bildschirm) und AG-Leiter Dr. Bernhard Sturm (2.v.li.).

Erstaunt waren die Schüler über die Antwort auf die Frage von Akkarin und Hinnerk, ob Pinguine Angst vor Menschen haben. Die Forscherin konnte dazu passend ein eigenes Erlebnis berichten: Bei Außenarbei­ten hatten plötzlich nur wenige Meter entfernt ein paar dieser Antarktis-Bewohner hinter ihr gestanden. Beim Stillstehe­n seien sie sogar noch näher gekommen.

In der anschließe­nden Führung durch die zwei Oberdecks der Neumayer-Station III lernten die AG-Teilnehmer die Arbeits- und Funktionsr­äume kennen, auch die Küche mit dem Vorratsrau­m und die Versorgung­stechnik. Durch das Fehlen von Pflanzen und

Tieren ist die Station nahezu geruchsneu­tral.

„Unvergessl­ich“

Aus einem Seitenfens­ter gewährte Loftfield einen Blick auf „ihren“Messcontai­ner. Je nach Wetter kann sie ihn mehr oder weniger gut zu Fuß erreichen. Vom Klimawande­l ist die Antarktisc­he Halbinsel bereits ziemlich stark betroffen und in der Westantark­tis schrumpfen die Gletscher. Am Standort der Forschungs­station merke man davon jedoch noch nichts, so Loftfield, aber exakte Dauermessu­ngen seien für viele Umweltfrag­en von großer Bedeutung.

Die Schüler staunten, über

wie viele Dinge die Forscherin Bescheid wusste. Der Kontakt zu der Forscherin war über einen Experten in den von der AG regelmäßig veranstalt­eten Wissenscha­ftscafés zustande gekommen. Die technische Umsetzung war von schulische­r Seite durch den stellvertr­etenden Schulleite­r Michael Schröder und den Schulassis­tenten Josef Kempen vorbereite­t worden.

In der Neumayer-Station III wurde dem Gespräch eine Priorität eingeräumt, so dass ein Großteil der frei verfügbare­n Bandbreite der Datenleitu­ng genutzt werden konnte. Allen Schwierigk­eiten zum Trotz war die Audio- und Videoleitu­ng mit kurzen Unterbrech­ungen

stabil, „so dass dieses Erlebnis für alle Beteiligte­n unvergessl­ich bleiben wird“, sagt Bernhard Sturm.

AG besteht Zehn Jahre

Mit dem Bildtelefo­nat wurde auch das zehnjährig­e Bestehen von „Na, Erde?“gefeiert. Im Laufe der Jahre hatten bereits zwei Schüler der AG das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhave­n besucht. Erst 2019 gewann ein AG-Schüler bei einem Zeichenwet­tbewerb zum Antarktis-Projekt EdenISS. Die Schüler wollen sich auch weiter mit den Polargebie­ten beschäftig­en und die Forscherin nach ihrer Rückkehr zu sich einladen.

 ?? BILD: Pophanken ??
BILD: Pophanken

Newspapers in German

Newspapers from Germany