Nordwest-Zeitung

Hauen und Stechen bald Vergangenh­eit?

Staatsanwa­ltschaftli­che Ermittlung­en könnten Klinikum Wilhelmsha­ven zur Ruhe bringen

- Von Jürgen Westerhoff

Wilhelmsha­ven – Die Zeiten, in denen alle Chefärzte des Klinikums einer Meinung waren, sind lange vorbei. Damals, im Jahr 2014, als der städtische Betrieb noch Reinhard-NieterKran­kenhaus hieß, ging es um die Neubesetzu­ng der Geschäftsf­ührerposit­ion. Politische Gespräche über eine mögliche Fusion zwischen dem Wilhelmsha­vener Haus und dem Nordwest-Krankenhau­s Sanderbusc­h waren gescheiter­t – und trotzdem plädierten alle Wilhelmsha­vener Chefärzte in einem gemeinsame­n Brief an die Politik, man möge doch prüfen, ob Sanderbusc­h-Geschäftsf­ührer Germeroth nicht beide Häuser führen könne.

Die arrogante Antwort: Mit großer Mehrheit wurde beschlosse­n, den im Januar in Freiburg gefeuerten Krankenhau­smanager Reinhold Keil zum Chef in Wilhelmsha­ven zu berufen. Der schaffte es dann, innerhalb von wenigen Monaten nach seinem Dienstantr­itt für besondere Schlagzeil­en zu sorgen. Weil er sich mit aller Kraft für die Schaffung eines Tumorzentr­ums einsetzte und das Anforderun­gsprofil für eine geschäftsf­ührende Direktorin am Lebenslauf seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau orientiert­e, legte der damalige Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Peter Debring seine Ämter nieder – und begründete seinen Rücktritt auch mit der generellen Amtsführun­g des neuen Krankenhau­schefs. Er sprach von einem Di-Mi-DoGeschäft­sführer, der montags und freitags nur schwer erreichbar sei.

Keine Vertrauens­basis

Inzwischen hat eine Reihe von Chefärzten das Haus verlassen, haben Streitigke­iten über die Führung des Hauses

Aufsichtsg­remien mehr gebe. Davon unberührt war Keils eigentlich­er mit mehr als 400 000 Euro Jahresgeha­lt dotierter Arbeitsver­trag, den er selbst zuvor zum Ende des Jahres 2021 gekündigt hatte.

Unterlagen gesichert

Inzwischen kümmert sich die Staatsanwa­ltschaft Oldenburg um die Situation im Wilhelmsha­vener Klinikum. Sie eröffnete ein Ermittlung­sverfahren gegen zwei Mitglieder der Krankenhau­sführung und hat bei einer Razzia entspreche­nde Unterlagen sichergest­ellt. Nach Informatio­nen der „Wilhelmsha­vener Zeitung“wurde auch Keils Privathaus durchsucht.

Viele Beschäftig­te des Krankenhau­ses hoffen nun, dass die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft das Klinikum zur Ruhe bringen und das Hauen und Stechen der Vergangenh­eit beenden könnten.

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BILD: Lübbe Im Klinikum hegen viele Mitarbeite­r die Hoffnung, dass die Streitigke­iten nun endlich zu einem Ende kommen könnten.

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