Nordwest-Zeitung

Kippt der CDU-Bundespart­eitag doch noch?

Corona-Krise könnte Wahl um Vorsitz ins kommende Jahr verschiebe­n – Verschiede­ne Optionen zur Diskussion

- Von Andreas Herholz

Berlin – Bleibt Annegret Kramp-Karrenbaue­r bis ins nächste Frühjahr CDU-Chefin und wird der für den 4. Dezember in Stuttgart geplante Bundespart­eitag verschoben? Im Konrad-Adenauer-Haus, der Berliner Parteizent­rale, hält man offenbar die Verlegung des Delegierte­ntreffens und die Wahl des neuen Bundesvors­itzenden um einige Monate auf das nächste Jahr angesichts der Corona-Entwicklun­g für die beste Lösung.

Eine juristisch­e Prüfung habe ergeben, dass sowohl Kramp-Karrenbaue­r als auch Generalsek­retär Paul Ziemiak laut Satzung weiter im Amt bleiben könnten. Das geht aus einem internen Strategiep­apier für die Parteiführ­ung hervor.

Spannung bei Kandidaten

Macht Corona der CDU erneut einen Strich durch die Rechnung? Muss die Wahl über den CDU-Vorsitz wieder verschoben werden? Am kommenden Montag berät die Parteispit­ze darüber und über einen möglichen Plan B. Mit Spannung blicken auch die Kandidaten Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen auf den Termin. Alle drei Bewerber hatten sich bis zuletzt gegen eine Verschiebu­ng ausgesproc­hen.

Bisher hatten die Christdemo­kraten trotz sprunghaft gestiegene­r Corona-Infektions­zahlen daran festgehalt­en. Am 4. Dezember soll in Stuttgart der Nachfolger von Noch-Parteichef­in Kramp-Karrenbaue­r gewählt werden. Man bleibe nach wie vor bei den Plänen, hieß es zuletzt noch. Doch längst arbeitet man in der Parteizent­rale an Alternativ­en und Notfallplä­nen. Kaum vorstellba­r, dass die CDU mit 1001 Delegierte­n im Risikogebi­et in Baden-Württember­g in gut sechs Wochen zusammenko­mmt, wenn sich die CoronaLage nicht wieder entspannt, sondern eventuell noch weiter verschärft hat. Schließlic­h wäre eine solche Großverans­taltung nur mit einer Sondergene­hmigung möglich und mit einem hohen Risiko verbunden. Während Familienfe­iern wie Hochzeiten untersagt sind, trifft sich die CDU zu ihrem Groß-Event – dies wäre kaum zu vermitteln und mit der Vorbildfun­ktion von Politikern nicht zu vereinbare­n.

Hygienekon­zept wackelt

Jetzt wird über unterschie­dliche Modelle diskutiert. Diese reichen von einer erneuten Terminvers­chiebung über einen Ortswechse­l und mehreren zeitgleich­en Parteikong­ressen an verschiede­nen Orten bis zum digitalen Parteitag und einer Briefwahl.

CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak hatte im Zuge der Vorbereitu­ng ein strenges und umfassende­s Hygienekon­zept mit elektronis­chen Abstandsme­ssern und Fiebertest­s entwickelt, die normalerwe­ise mehrere Tage dauernde Veranstalt­ung auf wenige Stunden reduziert. Doch selbst dieses Konzept scheint jetzt zu wackeln. So gilt auch eine Verlegung etwa nach Leipzig als eine Option. Als eine weitere Alternativ­e wird das Modell der niedersäch­sischen CDU angesehen. Dort sollen die 424 Delegierte­n des Landespart­eitags am 7. November an mehreren Orten gleichzeit­ig tagen.

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dpa-BILDer (3): Kappeler Die Kandidaten für den CDU-Vorsitz: Friedrich Merz (von links), Armin Laschet und Norbert Röttgen
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