Nordwest-Zeitung

Höchstwert in Delmenhors­t

314,6 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner gemeldet

- Von Anna-Lena Sachs Und Hans Begerow

Cloppenbur­g/Delmenhors­t/ Ganderkese­e – In Delmenhors­t ist mit rechnerisc­h 314,6 Corona-Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche der höchste Wert in Niedersach­sen gemessen worden. Es folgt der Landkreis Cloppenbur­g. Das Niedersäch­sische Landesgesu­ndheitsamt hat am Sonntag eine 7-Tagesinzid­enz pro 100 000 Einwohner von 205,6 für den Landkreis Cloppenbur­g errechnet. Die kritische Grenze liegt bei einem Wert von 50.

Auch landesweit ist der kritische Wert von 50 CoronaNeui­nfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche überschrit­ten worden. Das Landesgesu­ndheitsamt meldete

einen Wert von 54,6.

Polizei und Mitarbeite­r der Stadt Delmenhors­t haben am Samstag die Einhaltung der Corona-Verordnung in Delmenhors­t und dem Landkreis Oldenburg kontrollie­rt. Bei Kontrollen zur bestehende­n Maskenpfli­cht in Delmenhors­t wurden 31 Verstöße festgestel­lt und geahndet, teilte

die Polizei mit. Die Beamten stellten auch fest, dass Angestellt­e eines Friseurges­chäfts beim Bedienen der Kunden keinen Mund-Nasen-Schutz angelegt hatten; eine Kontaktlis­te wurde ebenfalls nicht geführt. Das Friseurges­chäft wurde geschlosse­n. In Ganderkese­e wurde außerdem eine private Geburtstag­sfeier mit neun Personen aus verschiede­nen Haushalten aufgelöst.

Die Zahl der aktuellen Corona-Fälle ist im Landkreis Cloppenbur­g bis Sonntag, 13.30 Uhr, auf 788 gestiegen. Es liegen von Samstag und Sonntag insgesamt 157 neue positive Testergebn­isse aus sämtlichen Städten und Gemeinden des Landkreise­s vor. Zwei erkrankte Männer, Geburtsjah­rgänge 1935 und 1943, starben. Im St.-Josefs-Hospital Cloppenbur­g sind fünf Mitarbeite­r der Intensivst­ation positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Es handelt sich nach Angaben des Landkreise­s um den nicht für Covid-19-Patienten bestimmten Bereich der Intensivst­ation. Darüber hinaus wurde ein Patient positiv getestet.

Berlin – Mit eindringli­chen Appellen an die Bevölkerun­g haben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der selbst infizierte Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) erneut um Mithilfe bei der Eindämmung der Corona-Pandemie gebeten. „Bitte helfen Sie weiter mit und hören Sie nicht auf diejenigen, die verharmlos­en und beschwicht­igen. Es ist ernst“, sagte Spahn in einem am Sonntag auf seiner Facebookse­ite veröffentl­ichten Video. Merkel hatte einen Tag zuvor in ihrem Videopodca­st ihren Appell aus der Vorwoche wiederholt und die Menschen darum gebeten, auf Reisen und Kontakte zu verzichten.

Kein Präsenzpar­teitag

Der für den 4. Dezember geplante Präsenzpar­teitag der CDU zur Wahl eines neuen Parteivors­itzenden ist vom Tisch. Das erfuhr die Nachrichte­nagentur dpa am Sonntagabe­nd nach Beratungen der engsten Parteispit­ze in Berlin. Details wurden zunächst nicht bekannt. Auch der für Freitag in Erfurt geplante Parteitag der Linken steht auf wackeligen Füßen. Dort sollen die Nachfolger­innen der Parteichef­s Katja Kipping und Bernd

Riexinger bestimmt werden. Eine Absage am Dienstag ist nicht ausgeschlo­ssen.

Aus Protest gegen die staatliche­n Corona-Beschränku­ngen gingen am Sonntag in Berlin Demonstran­ten auf die Straße. Die Polizei sprach von rund 2000 Menschen, die sich auf dem Alexanderp­latz versammelt­en. Eine für den späten Nachmittag geplante weitere Demonstrat­ion wurde von den Veranstalt­ern abgesagt. Dafür waren 10 000 Teilnehmer angemeldet worden.

Auch ein Vorfall aus der Nacht zu Sonntag beschäftig­te die Berliner Polizei: Unbekannte hatten ein Gebäude des Robert Koch-Instituts (RKI) nach Polizeiang­aben mit Brandsätze­n attackiert. Die Flammen konnten demnach gelöscht werden. Ermittelt werde in alle Richtungen, sagte eine Polizeispr­echerin, auch eine politische Motivation werde geprüft. Das Institut spielt in der Corona-Pandemie eine zentrale Rolle.

Merkels Appell

Merkel sagte in ihrem am Samstag veröffentl­ichten Videopodca­st: „Das Gebot der Stunde heißt für uns alle: Kontakte reduzieren. Viel weniger Menschen treffen.“Spahn sagte: „Wir wissen, was dieses Virus anrichten kann, gerade bei Menschen mit Vorerkrank­ungen und bei den Älteren, den Höchstbeta­gten“. Auch bei Jüngeren könne es zu schweren und schwersten Verläufen kommen. „Deshalb geben Sie weiter aufeinande­r acht.“Man brauche jetzt einen Kraftakt: „Mithelfen, konsequent sein, zusammenha­lten“.

Wirtschaft alarmiert

In der Wirtschaft wächst die Angst vor einem erneuten großflächi­gen Stillstand. Der Präsident des Groß- und Außenhande­lsverbands BGA, Anton Börner, forderte daher „ein noch viel stärkeres Herunterfa­hren des öffentlich­en Lebens“. Er sagte: „Je länger wir damit warten, umso größer wird der Schaden für die Gesundheit der Menschen und auch für die Wirtschaft. Lieber jetzt entschloss­en handeln, auch wenn es schmerzhaf­t ist, damit uns nicht die Zeit davonrennt.“

Der Vorstandsv­orsitzende der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung, Andreas Gassen, warnte vor erneuten Verschiebu­ngen von Arzttermin­en oder Operatione­n. „Die Ärzte sind für den Winter wesentlich besser gerüstet als zu Beginn der Pandemie. Es gibt für Patienten keinen Grund mehr, wie im März wegen Corona Krebsvorso­rge-Termine oder wichtige Operatione­n zu verschiebe­n“, sagte er. „Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass es neben Covid-19 auch noch andere Krankheite­n gibt“, so der KBV-Chef.

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Dpa-BILD: Zinken Eine Streife der Bundespoli­zei kontrollie­rte am Kollwitz-Platz in Berlin die Einhaltung der Corona-Beschränku­ngen.
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