Nordwest-Zeitung

Es geht eben nicht um Schnupfen

- Von Friedemann Diederichs, Büro Washington

Donald Trump hat gewählt – und wenig überrasche­nd „für einen Typen namens Trump“gestimmt. Es passt zu diesem Vorgang, dass der US-Präsident die Gelegenhei­t sogleich nutzte, um erneut vor den angebliche­n Gefahren einer Briefwahl zu warnen. Damit will er vor allem jenen Bürgern Angst einjagen, die aufgrund der dramatisch eskalieren­den zweiten Covid 19-Welle kein Wahllokal aufsuchen möchten. Trump hofft so, vor allem Anhänger der Demokraten ganz vor der Stimmabgab­e abhalten zu können, während die Mehrheit der Republikan­er dickhäutig in die Kabinen läuft.

Dass es keinerlei Indizien dafür gibt, dass mit der Abstimmung per Post Unregelmäß­igkeiten im großen Stil verbunden sind, ist dem Präsidente­n egal. Die Wahrheit spielt längst keine Rolle mehr für den Kandidaten, der mit dem Rücken zur Wand steht. Und der einen negativen Ausgang des Votums vermutlich erst einmal nicht akzeptiere­n dürfte.

Neun Tage vor dem entscheide­nden 3. November ist es eben jener leichtfert­ige wie vorsätzlic­h missbräuch­liche Umgang mit den Realitäten, der dem Präsidente­n eine zweite Amtszeit kosten könnte. Die Mehrheit der Bürger kreidet ihm – und das unterschei­det Trump von anderen mit der Pandemie konfrontie­rten Staatsmänn­ern – die Schuld daran an, dass das Coronaviru­s in den USA so reichlich Opfer gefunden hat.

Wer an Covid 19 erkrankt, hat eben keinen Schnupfen, der bei warmem Wetter von selbst verschwind­en wird, so wie es Trump behauptete. Und das Land ist bei Weitem noch nicht dabei, bei dieser historisch­en Herausford­erung die Kurve zu kriegen.

Das dürfte auch „ein Typ namens Trump“bald spüren.

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