Lee Kun Hee
Bewundert und kritisiert, öffentlichkeitsscheu und doch als Exzentriker verschrien: Lee Kun Hee war einer der rätselhaftesten und zugleich mächtigsten Wirtschaftsführer Südkoreas. Nur selten ließ sich der reichste Mann des Landes interviewen. Ebenso rar waren seine öffentlichen Auftritte. Seine Zurückhaltung stand im starken Kontrast zur Bedeutung Samsungs als größtem Mischkonzern des Landes, dessen unangefochtener Vorsitzender und Visionär er lange Zeit war.
Lee starb am Sonntag in einem Krankenhaus in Seoul, wie Samsung bekanntgab. Er wurde 78 Jahre alt.
Der ehrgeizige Lee setzte sich schon früh das Ziel, Samsung zum Weltkonzern auszubauen. Unter seiner Leitung entwickelte sich das GruppenFlaggschiff Samsung Electronics zum weltgrößten Hersteller von Speicherchips. Zudem ist der Technologieriese heute größter Produzent von Smartphones und Fernsehern.
Der Aufstieg Samsungs zum High-Tech-Unternehmen hatte seine Anfänge 1974, als es noch unter Lees Vater und Konzerngründer Lee Byung Chull mit der Übernahme von Hankook Semiconductor ins Halbleiter-Geschäft einstieg. Lee Kun Hee hatte die Führung des Chaebols – wie südkoreanische Familienkonzerne heißen – nach dem Tod seines Vaters 1987 übernommen. Seine Vision: Samsung sollte als Technologiekonzern großen japanischen Unternehmen wie Sony die Stirn bieten.
Der Sohn krempelte Samsung
radikal um: „Wir brauchen einen zweiten Start, um uns in die Top Ten der technologischen Spitzenunternehmen der Welt zu katapultieren“, erklärte er damals. 1988 brachte Samsung sein erstes Handy auf den Markt.
Lee wurde noch in der Reihe knallharter Chaebol-Bosse gesehen, deren Anweisungen von den Untergebenen widerspruchslos befolgt werden. Doch trieb er zugleich die Dezentralisierung innerhalb des Konglomerats voran und erteilte den Managern größere Entscheidungsbefugnisse.
Sein Sohn Lee Jae Yong, der vom Vater als Nachfolger aufgebaut wurde und jetzt inoffizieller Konzernchef ist, hat die Reputation, einen weicheren Führungsstil zu verfolgen.
Lee Kun Hee bleibt als Motor eines der größten Elektronik-Konzerne der Welt in Erinnerung. Sein Ansehen wurde aber beschädigt, als er 1996 wegen Bestechung der früheren Präsidenten Chun Doo Hwan und Roh Tae Woo zum ersten Mal zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Ein Jahr später wurde er vom damaligen Staatschef Kim Young Sam begnadigt. Nach erneuten Schmiergeldermittlungen gegen Samsung sah sich Lee dann 2008 gezwungen, als Konzernchef zurückzutreten.