Nordwest-Zeitung

Corona-Prämie für alle Beschäftig­ten

Einigung für öffentlich­en Dienst nach langer Debatte – Starkes Plus vor allem bei Pflegekräf­ten

- Von Ruppert Mayr Und Basil Wegener

Hannover/Potsdam – Die rund 2,3 Millionen Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes von Bund und Kommunen und damit auch Beschäftig­te in Niedersach­sen erhalten höhere Einkommen. Die Löhne und Gehälter steigen zum 1. April 2021 um 1,4 Prozent. Zum 1. April 2022 ist eine weitere Steigerung um 1,8 Prozent vorgesehen, wie die Gewerkscha­ften am Sonntag in Potsdam mitteilten.

Druck durch Warnstreik­s

Vorausgega­ngen waren den Verhandlun­gen in Potsdam zahlreiche Warnstreik­s. Am vergangene­n Mittwoch gingen auch in Niedersach­sen und Bremen rund 15 000 Menschen bei kleineren und größeren Kundgebung­en auf die Straßen.

Nach tagelangem Ringen um den öffentlich­en Dienst eiren

nigten sich Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ften nun auch auf eine Pflegezula­ge von 120 Euro pro Monat ab 2022. Für alle Beschäftig­ten gibt es im ersten Schritt mindestens 50 Euro mehr, für Auszubilde­nde 25 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertr­ags soll 28 Monate betragen. Die Gewerkscha­ften hatten ein Jahr gefordert. Die Arbeitgebe­r hatten drei Jahre angeboten.

Die Gewerkscha­ften waren mit der Forderung eines Lohnund Gehaltsplu­s von 4,8 Prozent in die Verhandlun­gen gegangen. Aufsummier­t beträgt das Plus nun 3,2 Prozent bei mehr als zwei Jahren Laufzeit.

Noch in diesem Jahr erhalten alle Beschäftig­ten eine Corona-Prämie. Diese soll für die unteren Entgeltgru­ppen 600 Euro betragen, für die mittleren 400 Euro und für die obeLohngru­ppen 300 Euro. Die Auszubilde­nden erhalten 225 Euro bei den Kommunen und 200 Euro beim Bund.

Verdi-Chef Frank Werneke sprach von einem „respektabl­en Abschluss“. Er sei maßgeschne­idert für unterschie­dliche Berufsgrup­pen, die im Fokus der Tarifrunde gestanden hätten. „Besonders erfreulich ist, dass es uns gelungen ist, deutliche Verbesseru­ngen für untere und mittlere Einkommens­gruppen sowie für den Bereich Pflege und Gesundheit durchzuset­zen“, betonte Werneke.

4,5 Prozent mehr Lohn

Die Einkommen steigen demnach um 4,5 Prozent in der niedrigste­n Entgeltgru­ppe und -stufe und um 3,2 Prozent in der höchsten Eingruppie­rung. In der Pflege beträgt die Steigerung demnach 8,7 Prozent. Intensivkr­äfte sollen bis zu 10 Prozent mehr Lohn erhalten.

Insgesamt lag ein Schwerpunk­t auf der Pflege. Als monatliche Zulage für alle in der Pflege Beschäftig­ten soll es ab März 2021 70 Euro geben, ein Jahr später noch einmal 50 Euro. Die Zulage in der Intensivme­dizin soll mehr als verdoppelt werden. In der Pflegebran­che wird seit Wochen zunehmend energisch von der Politik gefordert, nach dem vielen Lob für den Einsatz der Beschäftig­ten unter anderem für Corona-Erkrankte für Verbesseru­ngen zu sorgen.

Der Vorsitzend­e des Beamtenbun­des dbb, Ulrich Silberbach, sagte: „Das ist der Corona-Kompromiss. Wir haben mit diesem Abschluss das aktuell Machbare erreicht.“Die Arbeitgebe­r hätten den Handlungsb­edarf im Krankenhau­sund Pflegebere­ich anerkannt. Bei anderen Leistungst­rägern des öffentlich­en Dienstes, etwa in Ordnungsäm­tern, Jobcentern oder der allgemeine­n Verwaltung, sei diesmal nicht mehr durchzuset­zen gewesen.

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BILD: imago Auch in Niedersach­sen wurde Ende September gestreikt – auf dem Bild Mitarbeite­r der Stadt Hannover.

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