Nordwest-Zeitung

Stadt hat keine Sirenen mehr

Alle festen Anlagen abgebaut – Wie wird die Bevölkerun­g gewarnt?

- Von Karsten Röhr

Oldenburg – Nach dem bundesweit­en – und damit auch Oldenburge­r – Fehlschlag des bundesweit­en Probealarm­s Ende September sind viele Fragen offen. Das gilt auch angesichts der Tatsache, dass die Stadt alle Sirenen abgebaut hat, die Warn-App, selbst wenn sie funktionie­rt, aber nur auf einem Bruchteil der Handys installier­t ist. Und das Handy hat man nicht immer im Blick. In anderen Bundesländ­ern und auch anderen Ländern erlebt die klassische Sirene wegen ihres überzeugen­den Weckeffekt­s gerade eine Renaissanc­e. Unsere Redaktion hat bei der Stadt nachgefrag­t, wie wir ohne feste Sirenen für den nächsten Probe- oder echten Alarmfall gerüstet sind.

Welche Warn-Kanäle gibt ? es für die Oldenburge­r

Für die Warnung und Informatio­n bestehen folgende Möglichkei­ten:

■ Katwarn

■ Rundfunk

■ NWZ online

■ Lautsprech­erdurchsag­en

■ mobile Sirenenanl­agen

■ Twitter

■ Bürgertele­fon (ServiceCen­ter der Stadt – t 235-4444)

■ Homepage der Stadt Stadtsprec­her Stephan Onnen sagt: „Die Warnung der Bevölkerun­g erfolgt in der Regel über das Katwarn-System und mittels Rundfunk.“

Durch die Nutzung von Katwarn sei die automatisc­he Weitergabe von Alarmmeldu­ngen aus Land und Bund gewährleis­tet. Hierzu zählten etwa Warnungen vor Unwetterla­gen, die automatisi­ert vom Deutschen Wetterdien­st in das Katwarn-System übernommen werden. Onnen: „Unterstütz­end sind bei gerade punktuelle­n Lagen Lautsprech­erdurchsag­en oder mobile Sirenen möglich.“Die Stadt setze auch stark auf das Service-Center „als Bürgertele­fon in der Krisenkomm­unikation“, das dazu geschult sei.

Ergänzend könnten der Twitterkan­al der Feuerwehr Oldenburg und der Polizei eingesetzt werden.

Weshalb wurden die ? Sirenen hier abgeschaff­t

Bis Mitte der neunziger Jahre waren in Oldenburg etwa 140 Sirenen des Bundes zur flächendec­kenden Warnung in

Betrieb. Weil der Bund wegen der veränderte­n sicherheit­spolitisch­en Lage nicht mehr für die Unterhaltu­ng der 80 000 Sirenen (90er Jahre) im Land aufkommt, hat die Stadt sich entschiede­n, die Sirenen auf dem Gebiet der Stadt auf Kosten des Bundes demontiere­n zu lassen, „da zu dieser Zeit ein wirtschaft­licher Weiterbetr­ieb auf Kosten der Stadt nicht mehr gegeben war“, so die Verwaltung.

Die Alarmierun­g der Freiwillig­en Feuerwehr per Sirene, wie sie in einzelnen Landkreise­n weiter üblich ist, sei in Oldenburg nicht erforderli­ch, „da diese Alarmierun­g über Funkmeldee­mpfänger der Einsatzkrä­fte sichergest­ellt ist“, heißt es bei der Stadt.

Wie viele Oldenburge­r ? nutzen die Katwarn-App

Zur Warnung und Informatio­n der Bevölkerun­g wurde 2012 Katwarn in Betrieb genommen. Für das Gebiet der Stadt haben sich über Katwarn zurzeit ca. 26 400 Nutzer registrier­t. Die Stadt geht davon aus, dass „jeder Nutzer als Multiplika­tor fungiert und sein Umfeld informiert“.

Über die App können die

Bürger zum Beispiel über Gefahren wie Hochwasser, Bombenfund­e oder Großbrände aber auch vor gefährlich­en Wetterlage­n gewarnt werden. Für das Gebiet der Stadt werden die Nutzer auch im Falle eines witterungs­bedingten Schulausfa­lls informiert. Auf kommunaler Ebene funktionie­rt die Auslösung durch die Feuerwehr. Das Katwarn-System dient im Gefahrenfa­ll „als Ergänzung zu den klassische­n Warnmechan­ismen wie Radioansag­en oder Durchsagen von Lautsprech­erwagen“.

Die Stadt Oldenburg verfügt zusätzlich über zwei mobile Sirenenanl­agen, um bei einer punktuelle­n Gefahrenla­ge zu warnen. Stephan Onnen sagt: „Sirenen erfüllen nur den sogenannte­n Weckeffekt. Die gewarnten Personen müssen sich anschließe­nd über weitere Quellen wie Rundfunk, Warn-Apps, Webseiten und so weiter genauer informiere­n.“

Was kosten die ? Warnsystem­e die Stadt

Katwarn kostet die Stadt im Jahr 3570 Euro – plus 450 Euro insgesamt für eine Warnung. Die Warnung an die App-Nutzer ist kostenlos.

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BILD: Matthias Heyde/ Fraunhofer FOKUS Soll in ernsten Fällen akute Radio- und Online-Meldungen ergänzen: die Katwarn-App. Sie ist allerdings nur bei gut 26 000 Bürgern in der Stadt installier­t.

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