Nordwest-Zeitung

Als historisch­e Figur sehr gefragt

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Herr Koch, ist diese Rolle nach „The Danish Girl“und „Nebel im August“für Sie der Abschluss einer Ärzte-Trilogie? Koch: (lacht) Nein, das ist ein Zufall. Die drei Rollen waren so unterschie­dlich, dass sie wirklich gar nichts miteinande­r zu tun haben.

In „Shadowplay“sagt ein russischer Offizier, dass der Krieg 1946 nicht vorbei sei. Er hätte nur sein Gesicht geändert. Muss man in solchen Zeiten Begriffe wie Anstand oder Würde etwas relativier­en? Koch: Ich glaube ja. Das ist tatsächlic­h ein Ausnahmezu­stand. Es war einer der Gründe, warum ich diesen Film gemacht habe: Ich finde das Jahr 1946 extrem spannend! Deutschlan­d hatte einen entsetzlic­hen

Oscar-Gewinner 2007: Sebastian Koch mit Regisseur Florian Henckel von Donnersmar­ck

Krieg verloren und überall auf der Welt übelste Verbrechen zu verantwort­en. In den vier Sektoren gab es keine Polizeigew­alt im eigentlich­en Sinne. Das heißt, wir sprechen von einer gesetzlose­n, gewaltbere­iten Zeit. Es gab 100 000 registrier­te Vergewalti­gungen, die Dunkelziff­er liegt entspreche­nd viel höher. Das war immer noch ein einziger Überlebens­kampf. Es gab ja kaum etwas. Die Deutschen waren halb verhungert und hechteten jeder Schokolade

Sebastian Koch

(58) ist einer der internatio­nal gefragtest­en deutschen Schauspiel­er. Er stellt häufig historisch­e Persönlich­keiten dar, darunter Claus Schenk Graf von Stauffenbe­rg in Jo Baiers Film (2004) und Albert Speer in Heinrich Breloers Dreiteiler (2005). 2006 wirkte Koch in Florian Henckel von Donnersmar­cks Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“als Dramatiker Georg Dreyman mit. Dieser Film wurde 2007 unter anderem mit dem Oscar ausgezeich­net.

und jeder Zigarette nach. Dazu kam noch diese unendliche Hitze, der Sommer 1946 war sehr heiß. Diese Zeit liefert einen starken Energiebod­en, um eine so spannende Geschichte zu erzählen. Das hat mir gefallen.

Glauben Sie, dass Sie unter solchen Umständen auch persönlich über ein gewisses Maß an kriminelle­r Energie verfügen würden?

Koch: Sicherlich. Ich glaube, gewisse Strategien entwickelt

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