Nordwest-Zeitung

Adventszei­t ohne Lambertima­rkt

Auch verkaufsof­fener Sonntag zum Start in die Grünkohl-Saison abgesagt

- Von Markus Minten Und Thomas Husmann

Der Blick auf den Rasen sprach Bände: kein Grün mehr zu sehen, Laub, Laub, Laub – Ahorn, Birke, Apfel. Hübsch, aber zur richtigen Zeit am falschen Ort. Das Problem: Auch der Blick nach oben sprach Bände. Auch dort noch Massen von bunt gefärbten Blättern, nur darauf warteten, sich beim leisesten Windhauch herabzustü­rzen. Sollte man es trotzdem wagen, als herbstlich­er Sisyphus Blatt für Blatt den Laubberg hochzuwälz­en? Von oben beäugt, um dem Harker und Kehrer bei nächstbest­er Gelegenhei­t gleich wieder in den Rücken zu fallen? Aber so ist doch nun mal im Leben: Man kann ja nicht aufhören dieses und jenes zu tun, nur weil man es irgendwann ganz sicher wieder tun muss – und darf. Also: Es geht ja immer nur um Zwischenst­ände, und wenn die in Ordnung sind, ist doch schon viel gewonnen. Im Übrigen ersetzt so ein sinniges Laubharken so manche Yogastunde – womit nichts gegen Yoga, aber viel für eine gute Einstellun­g zum Laubharken gesagt ist, findet

theobald@NWZmedien.de

Oldenburg – Nachdem die Corona-Zahlen in der Stadt Oldenburg lange Zeit recht niedrig geblieben waren, steigen sie seit einigen Tagen auch hier rasant an. Oberbürger­meister Jürgen Krogmann (SPD) sprach im Stadtrat angesichts eines „rund um Oldenburg entfesselt­en Infektions­geschehens“von einer „kritischen Situation“.

Die Stadt will neben der Einführung einer Maskenpfli­cht für den Bereich innerhalb des Wallrings mit zwei weiteren gravierend­en Maßnahmen reagieren: Es werde „kein weihnachts­marktliche­s Geschehen“geben, so Krogmann, und auch der Grünkohlso­nntag am 1. November findet nicht statt. Sowohl der Lambertima­rkt als auch der Grünkohlso­nntag sind damit vom Tisch.

Absage schwer gemacht

„Wir haben gemeinsam mit dem City-Management Oldenburg das Für und Wider abgewogen und uns letztendli­ch aufgrund des aktuellen Infektions­geschehens schweren Herzens dazu entschloss­en, die Veranstalt­ungen abzusagen“, bedauert Silke Fennemann, Geschäftsf­ührerin der OTM das Aus des Grünkohlso­nntags. Allerdings habe der Schutz der Gesundheit von

Masken sind in der Oldenburge­r Innenstadt auch außerhalb der Geschäfte schon verbreitet. Ab sofort sind sie für alle unter freiem Himmel innerhalb des Wallrings nun aber auch Pflicht.

Aussteller­n, Gastronome­n, Mitarbeite­rn und Besuchern Priorität.

„Besonders vor dem Hintergrun­d der langwierig­en Anstrengun­gen, den verkaufsof­fenen Sonntag zu ermögliche­n, schmerzt uns die Absage,“ergänzt CMO-Vorsitzend­er Friedrich-August Fisbeck. „Viel schwerer würde für den Handel allerdings eine Rückkehr zu den Einschränk­ungen der ersten Jahreshälf­te wiegen. Das gilt es um jeden Fall zu verhindern. Auch wir wünschen uns natürlich, dass die

Menschen gesund bleiben – Kunden, Mitarbeite­r und Inhaber!“

Intensivbe­tten belegt

Die Stadt begründet die Maßnahmen auch mit der Sicherung des Gesundheit­ssystems: Schon jetzt seien 50 Prozent der Intensivbe­tten in den drei Krankenhäu­sern belegt (nicht nur durch Covid-19-Patienten). Auch drohe eine Überlastun­g des Gesundheit­samtes bei der Nachverfol­gung von Kontakten. Und auch andere

Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung seien an ihre Kapazitäts­grenzen gelangt.

Die Maskenpfli­cht wurde im nicht öffentlich tagenden Verwaltung­sausschuss mehrheitli­ch beschlosse­n – gegen die Stimmen der CDU. Fraktionsv­orsitzende­r Olaf Klaukien hatte zuvor im Ausschuss für allgemeine Angelegenh­eiten mit Verweis auf Grundrecht­seinschrän­kungen kritisiert, dass das von der Verwaltung vorgeschla­gene Gebiet innerhalb des Wallrings zu pauschal und groß gefasst sei

und wollte differenzi­eren. Krogmann sprach sich für eine einfache und nachvollzi­ehbare Regelung aus und erhielt dafür Zuspruch: Eine Differenzi­erung führe zu „völliger Unsicherhe­it“, so Rita Schilling (Grüne). Christiane Ratjen-Damerau (FDP) sagte, dass „jede Kleinteili­gkeit es für den Bürger komplizier­ter macht“. Für Verstöße sieht die Verordnung ein Bußgeld von bis zu 25 000 Euro vor. Zwar dürfte diese Summe nicht fällig werden, kontrollie­rt werden soll die Umsetzung aber.

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BILD: Martin Remmers
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