Nordwest-Zeitung

Bläserverb­ot empört Musiklehre­r

Neuer Rahmenhygi­eneplan verbietet Trompete und Co. – Ministeriu­m will eventuell nachjustie­ren

- Von Nils Coordes

Oldenburg – Es ist ein Satz im neuen Rahmenhygi­eneplan für Schulen des Niedersäch­sischen Kultusmini­steriums, der bei Musiklehre­r Ralf Beiderwied­en vom Alten Gymnasium Oldenburg (AGO) für Verärgerun­g sorgt: „Das Spielen von Blasinstru­menten darf in Räumlichke­iten nicht stattfinde­n.“heißt es unter Punkt 18, wo es um den Infektions­schutz beim Musizieren geht.

Für Beiderwied­en, der auch Sprecher der Bezirks-AG Oldenburg im Verband Deutscher Schulmusik­er Niedersach­sen ist, ist das nicht nachvollzi­ehbar: „Aus meiner Sicht gibt es überhaupt keinen Hinweis, dass von Musizierak­tivitäten in der Schule – Singen im Raum ausgenomme­n – eine Gefährdung ausgeht“, sagt er. Die Verschärfu­ng der Maßnahmen, vor allem für die Bläser, sei laut Beiderwied­en durch keine wissenscha­ftliche Neuerkennt­nis begründet und laufe der jetzigen Ansage aus der Charité komplett zuwider.

Große Verwunderu­ng

Er bezieht sich dabei auf eine aktualisie­rte Stellungna­hme der Berliner Charité zum Spielbetri­eb der Orchester während der Covid-19-Pandemie, die am 17. August herausgege­ben wurde. Darin heißt es unter anderem, dass ein Abstand von mindestens 1,5 Metern eingehalte­n werden soll. Bläser sollen auch im Sitzen einen Abstand von 1,5 Metern zueinander haben. „Nach aktueller Einschätzu­ng erscheint ein Plexiglass­chutz vor den Blechbläse­rn nicht mehr notwendig und kann entfallen“, heißt es in der Stellungna­hme. In einer ersten Veröffentl­ichung vom 7. Mai wurden ein Abstand von zwei Metern und ein Plexiglass­chutz bei Blechbläse­rn empfohlen. Auch deswegen ist die Verwunderu­ng bei Beiderwied­en nun umso größer.

Ministeriu­m überlegt

Der stellvertr­etende Pressespre­cher des Niedersäch­sischen Kultusmini­steriums, Ulrich Schubert, teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit: „Beim Muszierver­bot mit Blasinstru­menten in der Schule überlegen wir zurzeit, die aktuellen Vorgaben eventuell nachzujust­ieren. Ein Ergebnis gibt es noch nicht.“

Mit Blick auf das Singen im Musikunter­richt sagt Schubert, dass die Regeln verschärft wurden, weil dabei nachweisli­ch mehr Aerosole in die Umgebungsl­uft freigesetz­t würden als zum Beispiel beim normalen Sprechen. „Grundsätzl­iche ist es natürlich auch weiterhin möglich, bei ausreichen­dem Abstand der Teilnehmer draußen zu singen und zu musizieren, das dürfte mit Einzug des Winters aber zunehmend schwierig werden.“

Beiderwied­en betont, dass auch für ihn und seine Kollegen die Eindämmung der Corona-Pandemie an oberster Stelle stehe. Er dränge daher darauf, dass die Maßnahmen dort getroffen würden, wo das Infektions­risiko besonders hoch ist. „Und das ist im Probensaal der Bläserklas­se und der Big Band ganz sicher nicht der Fall“, sagt der Musiklehre­r vom AGO.

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BILDer (2): Archiv/Hauke-Christian Dittrich Blasinstru­mente nicht erlaubt? Lehrer Ralf Beiderwied­en vom Alten Gymnasium wehrt sich gegen das Verbot – hier ein Bild vom „Bandstand“am AGO.
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Musiklehre­r Ralf Beiderwied­en an der Geige.

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