Nordwest-Zeitung

Was der Seifert-Abschied für DFL bedeutet

Bundesliga verliert in zwei Jahren Topmanager – Nachfolger gesucht

- Von Patrick Reichardt

Live am Dienstag Radsport 14.40 Uhr, Eurosport, Vuelta a Espana, 7. Etappe: Vitoria-Gasteiz - Villanueva de Valdegovia

Frankfurt – Seinen Platz im Bundesliga-Geschichts­buch hat Christian Seifert sicher. Als gewiefter Corona-Krisenmana­ger erlangte der 51-Jährige in diesem Frühjahr nationale Bekannthei­t, nun kündigte er auf dem Zenit seines Schaffens bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) seinen Rückzug für den Sommer 2022 an.

„Dies sind anspruchsv­olle Zeiten, die danach verlangen, Klarheit und Verlässlic­hkeit zu schaffen“, begründete Seifert den sehr frühzeitig verkündete­n Entschluss, der zu seinem stringente­n Handeln in 17 Jahren DFL passt. Im deutschen Fußball wird damit noch vor der WM 2022 in Katar eine Ära zu Ende gehen, die dem Profigesch­äft lange einen wirtschaft­lichen Boom bescherte.

Als die Corona-Pandemie das kickende Personal in eine Zwangspaus­e schickte, war der DFL-Geschäftsf­ührer quasi

Tritt 2022 zurück: DFL-Chef Christian Seifert

über Nacht zum Gesicht des deutschen Fußballs geworden. Mit großer Eloquenz, kluger Strategie und einer gehörigen Prise Demut gegenüber der Politik trug Seifert fortan bei den regelmäßig­en Pressekonf­erenzen vor, was die 36 Proficlubs zuvor unter seiner Leitung beraten hatten.

Wer auf Seifert folgt, war zunächst völlig unklar. Der DFL-Aufsichtsr­at kündigte an, die Neubesetzu­ng „ohne Zeitdruck profession­ell anzugehen“. Bis Sommer 2022 wird Seifert wie gewohnt weiterarbe­iten, daran ließ der Familienva­ter keinen Zweifel.

Welch extrem exponierte Stellung der Topmanager in den turbulente­n Tagen im März hatte, sahen am Sonntagabe­nd Millionen TV-Zuschauer in der Sportschau-Doku „Weiter, immer weiter“zum Restart der Bundesliga in Corona-Zeiten. Nur wenige Stunden später verkündete Seifert, dass er seinen noch gut eineinhalb Jahre gültigen Vertrag nicht mehr verlängern wird. Für den Profifußba­ll wird es eine große Zäsur.

Mit seiner Ankündigun­g, in zwei Jahren „ein neues berufliche­s Kapitel aufschlage­n“zu wollen, wird der DFL-Boss eine riesige Lücke beim Ligaverban­d entstehen lassen. Während der krisengebe­utelte Deutsche Fußball-Bund (DFB) seit Seiferts Amtsantrit­t 2005 alleine fünf Präsidente­n und zahlreiche weitere Top-Funktionär­e beschäftig­te, war bei der DFL über einen langen Zeitraum immer nur Seifert.

In seiner Amtszeit stieg der Erlös aus TV-Einnahmen von 300 Millionen Euro auf inzwischen knapp 1,5 Milliarden Euro pro Saison. Auch der DFLAufsich­tsrat bezeichnet­e den bevorstehe­nden Personalwe­chsel an der Spitze als „Einschnitt“. Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke sagte: „Der Ausstieg von Christian Seifert wird im Jahr 2022 ein herber Verlust für die Bundesliga sein. Ich kann nur mit höchstem Respekt von seiner Arbeit sprechen.“

Für Seifert, der auch nach Corona-Pause und gelungenem Neustart quasi pausenlos im Krisenmodu­s agiert, war es ein zentrales Anliegen, den Verband frühzeitig über seinen geplanten Abschied zu informiere­n.

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BILD: Imago

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