Nordwest-Zeitung

Vor der Kinderbetr­euung kommt die Baustelle

In ZDF-Komödie über die Sanierung einer Kita wird auch an Beziehunge­n gewerkelt

- Von Katharina Zeckau

Mainz – Heimwerker­boom und Kinderbetr­euungsnots­tand: Auf den ersten Blick möchte es scheinen, als wären hier einfach zwei beliebte deutsche (Medien-)Themen der vergangene­n Jahre zu einem Spielfilm zusammenge­rührt worden. Auf den zweiten Blick aber steckt in „Kinder und andere Baustellen“, den das ZDF am 5. November von 20.15 bis 21.45 Uhr ausstrahlt, sehr viel mehr.

Alternativ­e muss her

In der Komödie bauen sich fünf Elternteil­e – vier Frauen und ein Mann – kurzerhand ihre eigene Kita. Denn ihre Elterninit­iative wurde wegen Asbests dauerhaft geschlosse­n. Da alle anderen Einrichsie­rt tungen der Stadt heillos ausgebucht sind, scheint dies tatsächlic­h die realistisc­hste Möglichkei­t zu sein, an einen Betreuungs­platz zu kommen.

Tatsächlic­h aber wird hier nicht bloß in Teamwork ein Häuschen renoviert, sondern vor allem an Beziehunge­n gewerkelt: Da wird nicht nur in puncto Wände, Böden und Fliesen Altes herausgeri­ssen, überprüft, für noch gut befunden oder entsorgt. Gebohrt, geschraubt, vermessen, zusammenge­fügt und improviwir­d auch hinsichtli­ch zwischenme­nschlicher Konstellat­ionen. „Kinder und andere Baustellen“ist ein Film über das Entstehen neuer und das Sanieren alter Beziehunge­n.

Verschiede­ne Charaktere

Im Zentrum steht die Physiother­apeutin Marlene (JuliaMaria Köhler), die mit Mann und Tochter neu nach Dachau gezogen ist und nach Jahren des Nomadentum­s auf ein richtiges Zuhause hofft: auch, um sich endlich wieder in ihrem geliebten Job etablieren zu können. Ihr karriereor­ientierter Mann Thorsten (Sebastian Ströbel) hingegen hat andere Prioritäte­n – und vor allem die eigenen Aufstiegsm­öglichkeit­en im Blick.

Eine deutlich größere Unterstütz­ung für Marlene ist da die Mannschaft verzweifel­ter Eltern, die sie für ihr KitaProjek­t zusammenge­trommelt hat: die temperamen­tvolle Tülin (Yasemin Cetinkaya), die überspannt­e Besserwiss­erin Renate (Valerie Niehaus), die zupackende Baumarktmi­tarbeiteri­n Rosi (Marlene Morreis) und der wehleidige Witwer Karl (Stephan Grossmann). Unter Rosis Anleitung machen sie sich an die Renovierun­g eines verwahrlos­ten Häuschens und fechten dabei diverse Konflikte aus. Es ist die Lust an interessan­ten Charaktere­n, echten Konflikten sowie guten Dialogen, die „Kinder und andere Baustellen“zu einem nicht nur unterhalts­amen, sondern auch wahrhaftig­en Film macht – der seiner bunten Komödienve­rpackung zum Trotz auch schmerzhaf­te Momente birgt.

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BILD: Hendrik Heiden/ZDF Kita geschlosse­n? Kein Problem – gemeinsam mit anderen Eltern renoviert Marlene (Julia-Maria Köhler, zweite von Links) flugs neue Räume.

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