US-Truppenabzug kommt nicht in Gang
Präsident Trump wollte Abzug aus Deutschland schnellstmöglich starten – Wie geht es nun weiter?
Berlin – Der geplante Abzug von etwa einem Drittel der USSoldaten aus Deutschland hat auch mehr als vier Monate nach der Ankündigung durch US-Präsident Donald Trump noch nicht begonnen. Die Kommandozentrale für die US-Streitkräfte in Europa (Eucom) in Stuttgart teilte mit, dass die Vorbereitung noch Zeit brauche.
„Dauert einige Zeit“
„Die Planung erfolgt auf den höchsten Ebenen und berücksichtigt zahlreiche Überlegungen. Dies wird einige Zeit dauern“, heißt es in der schriftlichen Antwort. Die Soldaten würden über die Planungen auf dem Laufenden gehalten. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir aber keine weiteren Einzelheiten zu bieten und können auch nicht über Zeitpläne spekulieren.“
Ursprünglich war erwartet worden, dass zumindest die ersten Soldaten noch vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November abgezogen werden. Trump hatte den Abzug eines großen Teils der rund 36000 US-Soldaten in Deutschland am 15. Juni angekündigt und ihn mit den aus seiner Sicht zu geringen Verteidigungsausgaben Deutschlands begründet.
Sechs Wochen später stellte Trumps Verteidigungsminister Mark Esper die Details des Truppenabzugs vor und machte dabei klar, dass die Pläne „so schnell wie möglich“umgesetzt werden sollen.
Insgesamt sollen etwa 12000 der 36000 in Deutschland stationierten Soldaten abgezogen werden. Gut die Hälfte soll in die USA zurückgeholt, 5600 in andere NatoLänder verlegt werden. Drei Standorte trifft es besonders hart:
■ Stuttgart: Die beiden Kommandozentralen für die US-Truppen in Europa und Afrika sollen aus der badendem württembergischen Hauptstadt nach Mons in Belgien verlegt werden.
■ Vilseck: 4500 Soldaten sollen von dem bayerischen Standort nach Hause in die
USA geholt werden.
■ Spangdahlem: Ein Geschwader mit etwa 20 F16Kampfjets soll samt Besatzung, Mechanikern und Unterstützungskräften von Luftwaffenstützpunkt in der Eifel nach Italien verlegt werden.
Manöver könnte kippen
Aber selbst wenn es schon einen groben oder konkreten Zeitplan für die ersten Abzugsschritte geben sollte, könnte er je nach Wahlausgang auch wieder über den Haufen geworfen werden. Darauf hofft man nun in der Bundesregierung für den Fall, dass Trump die Wahl verliert. „Da sehe ich bei einem Präsidenten Biden definitiv die Chance, dass diese Sache revidiert wird“, sagt der stellvertretende CDU/CSUFraktionschef Johann Wadephul.
Er verweist auf den erheblichen Widerstand, den es im US-Senat gegen die Abzugspläne gibt – und das nicht nur bei Bidens Demokraten. So hat der republikanische Senator Mitt Romney die Pläne Trumps einen „schwerwiegenden Fehler“genannt.