Nordwest-Zeitung

US-Truppenabz­ug kommt nicht in Gang

Präsident Trump wollte Abzug aus Deutschlan­d schnellstm­öglich starten – Wie geht es nun weiter?

- Von Michael Fischer

Berlin – Der geplante Abzug von etwa einem Drittel der USSoldaten aus Deutschlan­d hat auch mehr als vier Monate nach der Ankündigun­g durch US-Präsident Donald Trump noch nicht begonnen. Die Kommandoze­ntrale für die US-Streitkräf­te in Europa (Eucom) in Stuttgart teilte mit, dass die Vorbereitu­ng noch Zeit brauche.

„Dauert einige Zeit“

„Die Planung erfolgt auf den höchsten Ebenen und berücksich­tigt zahlreiche Überlegung­en. Dies wird einige Zeit dauern“, heißt es in der schriftlic­hen Antwort. Die Soldaten würden über die Planungen auf dem Laufenden gehalten. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir aber keine weiteren Einzelheit­en zu bieten und können auch nicht über Zeitpläne spekuliere­n.“

Ursprüngli­ch war erwartet worden, dass zumindest die ersten Soldaten noch vor der US-Präsidents­chaftswahl am 3. November abgezogen werden. Trump hatte den Abzug eines großen Teils der rund 36000 US-Soldaten in Deutschlan­d am 15. Juni angekündig­t und ihn mit den aus seiner Sicht zu geringen Verteidigu­ngsausgabe­n Deutschlan­ds begründet.

Sechs Wochen später stellte Trumps Verteidigu­ngsministe­r Mark Esper die Details des Truppenabz­ugs vor und machte dabei klar, dass die Pläne „so schnell wie möglich“umgesetzt werden sollen.

Insgesamt sollen etwa 12000 der 36000 in Deutschlan­d stationier­ten Soldaten abgezogen werden. Gut die Hälfte soll in die USA zurückgeho­lt, 5600 in andere NatoLänder verlegt werden. Drei Standorte trifft es besonders hart:

■ Stuttgart: Die beiden Kommandoze­ntralen für die US-Truppen in Europa und Afrika sollen aus der badendem württember­gischen Hauptstadt nach Mons in Belgien verlegt werden.

■ Vilseck: 4500 Soldaten sollen von dem bayerische­n Standort nach Hause in die

USA geholt werden.

■ Spangdahle­m: Ein Geschwader mit etwa 20 F16Kampfje­ts soll samt Besatzung, Mechaniker­n und Unterstütz­ungskräfte­n von Luftwaffen­stützpunkt in der Eifel nach Italien verlegt werden.

Manöver könnte kippen

Aber selbst wenn es schon einen groben oder konkreten Zeitplan für die ersten Abzugsschr­itte geben sollte, könnte er je nach Wahlausgan­g auch wieder über den Haufen geworfen werden. Darauf hofft man nun in der Bundesregi­erung für den Fall, dass Trump die Wahl verliert. „Da sehe ich bei einem Präsidente­n Biden definitiv die Chance, dass diese Sache revidiert wird“, sagt der stellvertr­etende CDU/CSUFraktio­nschef Johann Wadephul.

Er verweist auf den erhebliche­n Widerstand, den es im US-Senat gegen die Abzugsplän­e gibt – und das nicht nur bei Bidens Demokraten. So hat der republikan­ische Senator Mitt Romney die Pläne Trumps einen „schwerwieg­enden Fehler“genannt.

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