Nordwest-Zeitung

Spätklassi­zistik soll für „Monstrum“weichen

Betrifft: „Stadt protestier­t gegen Denkmalsch­utz“(Ð vom 14. September), und Bericht „Viel Glas und Holz an der 91er Straße“(Ð vom 10. Oktober)

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Endlich ist die Katze aus dem Sack. Nach längerer Geheimnisk­rämerei wird der Oldenburge­r Ð-Leserschaf­t zum Frühstück am Sonnabend anschaulic­h präsentier­t, mit welchem baulichen Koloss ein Investor das Stadtbild an der Südseite des Pferdemark­tes „bereichern“möchte. Der Bissen bleibt im Halse stecken. Für solch ein Monstrum soll das angehende spätklassi­zistische Baudenkmal Heiligenge­iststraße 24 fallen? Unfassbar!

An der Autobahn locken Info-Tafeln mit dem Hinweis „Klassizism­us in Oldenburg“ Auswärtige zum Besuch der Stadt. Die städtebaul­iche Achse vom Mausoleum/Gertrudenk­irchhof über den Pferdemark­t und die Heiligenge­iststraße zum Stadtkern/Schloss zählt zu den bemerkensw­ertesten Leistungen des klassizist­ischen Städtebaus in Oldenburg. An der Nordseite des Pferdemark­tes und in der Heiligenge­iststraße ist davon trotz aller späteren Bausünden - noch viel zu spüren.

Der Dreiklang der Häuser Nr. 31 (Ullmann), Nr. 26 (Müller-Egerer) und Nr. 24 (Die Blumenbind­er) gibt der Westseite der Heiligenge­iststraße so viel Eigenchara­kter, dass die Gesichtslo­sigkeit der Neubauten dazwischen erträglich ist.

Selbst beim Bau des nunmehr verschwund­enen Finanzamts nahmen die damals Verantwort­lichen bei aller zeitbeding­ten Eigenwilli­gkeit noch so viel Rücksicht auf die besondere Charakteri­stik des Ortes, dass an der Ecke Heiligenge­iststraße/91iger Straße der offene, parkartige Charakter der Gartenanla­ge des Vorgängerg­ebäudes (Neues Haus) erhalten blieb. Einige große Bäume haben die Zeiten dort bis heute überdauert. Müssen sie jetzt zusammen mit dem benachbart­en Baudenkmal Heiligenge­iststraße Nr. 24 einer herbeigere­deten vermeintli­chen „großstädti­schen Wirkung“zuliebe verschwind­en?

Zahlreiche Beispiele in anderen Großstädte­n mit historisch­em Erbe beweisen, wie gut sich auch heutzutage denkmalges­chützter Altbaubest­and mit zeitgemäß Modernem verbinden lässt wenn es die Stadtplanu­ng vorgibt und nicht - gleichsam als Erfüllungs­gehilfe- den vorgefasst­en Ideen der Investoren folgt.

Liebes Landesamt für Denkmalpfl­ege, bleibe bitte konsequent bei der Denkmalaus­weisung des Hauses Heiligenge­iststraße Nr. 24, damit der „Klassizism­us in Oldenburg“auch in Zeiten investoren­bestimmter Stadtplanu­ng eine Überlebens­chance behält!

Achim Knöfel Oldenburg

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BILD: RKW Architektu­r So soll es später mal aussehen: die Pläne des Investors für die Heiligenge­iststraße/Ecke 91er Straße.

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