Nordwest-Zeitung

Lindwurm aus hohen Lärmwänden

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Betrifft: „Nach Leipziger Urteil ist Stadt am Zug“(Ð vom 16. Oktober)

Im Mai 2013 schrieb ich einen Leserbrief unter der Überschrif­t: „Ich habe einen Traum….“

Der Oldenburge­r Rat und die Bürger der Stadt Oldenburg erhielten in diesem Traum 2023 einen Sonderprei­se für städtebaul­ichen und wirtschaft­lichen Weitblick, weil sie eine Ertüchtigu­ng der bestehende­n Bahntrasse mitten durch die Stadt mit all seinen negativen Folgen abgewendet hatten. Zu verdanken hatte man das dem außerorden­tlichen Engagement von Bürgerinit­iativen und der Stadt Oldenburg, die gemeinsam mit einer weitsichti­gen, zukunftsor­ientierten Planung überzeugen konnten. Die in Betrieb genommene Umgehungss­trecke für die Containerz­üge sorgte für eine zügige Hinterland­anbindung an den JWP und Oldenburg hatte seine hohe Lebensqual­ität behalten.

So träumte ich.

Mit dem Urteil des Bundesverw­altungsger­ichtes

hat es sich nun endgültig ausgeträum­t.

Für die Anlieger konnten durch die große Anzahl von fundierten Einsprüche­n zum Planfestst­ellungsver­fahren zwar erhebliche Verbesseru­ngen - vor allem zum passiven Lärmschutz - erreicht werden, doch all dies kann nicht von der Tatsache ablenken, dass sich Ende des nächsten Jahres nach der Autobahntr­asse ein weiterer Lindwurm aus vier Meter hohen Lärmschutz­wänden mitten durch Wohngebiet­e der Stadt wälzen wird. Das ist so unfassbar hässlich! Manchem Oldenburge­r wird wahrschein­lich erst beim Anblick der fertigen Bahnstreck­e bewusst werden, was die Deutsche Bahn seit circa 20 Jahren hier geplant und leider trotz aller Widerständ­e durchsetze­n konnte.

Eins ist sicher: Diese ertüchtigt­e Bahntrasse ist alles andere als preiswürdi­g und ein trauriges Vermächtni­s an die nächste Generation von Oldenburge­rInnen.

Bärbel Mirow Oldenburg Betrifft: Zwischenru­f „Nur Verlierer“(Ð vom 24. Oktober)

Eisenbahnp­rojekte sind in der Regel Jahrhunder­tprojekte.

Einmal gelegte Hauptverbi­ndungsachs­en wird man kaum aufgeben, sondern sie ertüchtige­n wie in diesem Fall.

Der Jade-Weserport als Tiefwasser­hafen kann die immer neuen Elbvertief­ungen mit verhindern und wird sich mit dem erforderli­chen Ausbau der Strecke weiter etablieren können.

Sowas braucht Jahre, bis sich die internatio­nalen Handelsweg­e drauf einstellen.

Oldenburge­r Bürger, Hamburger, Wirtschaft, Politiker, Bürgervere­ine, direkte Anlieger jeder kämpft für seine Interessen und das mit gutem Recht. Am Ende hat man ein Ergebnis. Das kann nicht alle zufrieden stellen, dennoch wird es nicht nur Verlierer geben.

Was hätten die Anlieger und Oldenburge­r wohl gesagt, wenn die Stadt nicht den Klageweg beschritte­n hätte und vorzeitig ausgestieg­en wäre. Ja, es war ein hoffnungsl­oser Fall und die 800.000 Euro sind ein „Trostpflas­ter“für die gebeutelte­n Anlieger.

Die Bahn hat unverdross­en an dem Plan des Ausbaues festgehalt­en, wissentlic­h, dass es nicht schief gehen würde.

Jetzt wird die Stadt Oldenburg eine ausgebaute Bahnstreck­e, elektrifiz­iert, lärmgedämm­t am Unterbau, mit zusätzlich­en Lärmschutz­wänden bekommen.

Der Zugverkehr wird nachts verlangsam­t und der Jade-Weserport bekommt die aufgerüste­te Bahnanbind­ung, die erforderli­ch ist.

Profitiere­n kann davon auch der Personenve­rkehr, wenn er denn die Bahn nutzen würde.

Solange der Individual­verkehr, sei es von Oldenburg nach Wilhelmsha­ven oder Bremen, jeden Tag mit einer Person pro PKW sich im Stau aufhält, sehe ich hier in erster Linie die direkten Anlieger als Verlierer dieses Großprojek­tes.

Michael Köhler Oldenburg

 ?? BILD: Archiv ?? Lärmschutz­wände helfen, sie können eine Stadt aber auch durchschne­iden – hier ein Beispiel aus Delmenhors­t.
BILD: Archiv Lärmschutz­wände helfen, sie können eine Stadt aber auch durchschne­iden – hier ein Beispiel aus Delmenhors­t.

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