Nordwest-Zeitung

Viel Geld – nur wofür?

- Detlef Drewes über den Streit um den EU-Etat

Das Problem im Streit um den Haushalt der Europäisch­en Union besteht darin, dass alle irgendwie recht haben. Als die Staats- und Regierungs­chefs beschlosse­n, 1,8 Billionen Euro zur Bewältigun­g der Corona-Folgen und für den Haushalt ab dem Jahr 2021 auszugeben, war absehbar, dass dies den anderen EUGremien niemals reichen würde.

Doch während einige Staats- und Regierungs­chefs der EU-Mitglieder den Druck von der heimischen Basis im herannahen­den Wahlkampf fürchteten, suchten die Abgeordnet­en nach Wegen, alle dringenden Zukunftsau­fgaben zu finanziere­n, die ihnen ständig neu aufgetrage­n werden. Die EU-Kommission bemühte sich als Brückenbau­er und scheiterte furios.

Somit stehen sich alle Beteiligte­n gerade mehr oder minder unversöhnl­ich gegenüber und laufen sehenden Auges in eine finanziell­e Katastroph­e hinein, wenn der Wiederaufb­aufonds ebenso wenig zustande kommt wie der Haushaltse­ntwurf. Sollte das Paket nicht bis zum Jahresende fertig werden, müsste die Gemeinscha­ft in der größten Krise ihrer Geschichte mit dem Geld in Höhe des Vorjahres auskommen. Dass sich nun die Spitze der Unionsabge­ordneten gegen Forderunge­n nach mehr Geld ausspricht, soll überhöhte Erwartunge­n eingrenzen.

Das ist auch richtig, weil es Spielräume gibt – beispielsw­eise durch Gelder, die bislang nicht abgerufen wurden. Hier deutet sich ein Kompromiss an, den alle dringend brauchen.

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