Nordwest-Zeitung

Wir als Partei sind nicht frei, einfach nicht zu wählen

- Von Andreas Herholz, Büro Berlin

Wie sein Konkurrent Friedrich Merz bedauert Vorsitzkan­didat Norbert Röttgen das Verschiebe­n des CDU-Bundespart­eitags. Doch er rückt die Bekämpfung der Pandemie in den Vordergrun­d.

Die CDU hat wegen der CoronaEntw­icklung ihren Bundespart­eitag und die Wahl des neuen Vorsitzend­en verschoben. Friedrich Merz kritisiert diese Entscheidu­ng und vermutet einen Komplott, um seine Wahl als Parteichef zu verhindern. Wie bewerten Sie die Absage? Röttgen: Ich habe mich am Sonntag dafür ausgesproc­hen, dass es bei dem Parteitag am 4. Dezember bleibt. Nun hat der Parteivors­tand aber einen klaren Plan verabschie­det. Der entspricht nicht meiner Präferenz, aber er wird unserer Verantwort­ung in der Pandemie gerecht und sichert unsere Handlungsf­ähigkeit. Wenn es bei der Corona-Lage bleibt, sollten wir im Januar einen digitalen Parteitag und eine Briefwahl abhalten. Die Führungsfr­age muss zu Beginn des Wahljahres geklärt werden, spätestens dann wird man sehen, wer wirklich über welche Zustimmung verfügt.

Friedrich Merz hält die Verschiebu­ng für rechtswidr­ig. Teilen Sie diese Bedenken? Röttgen: Es ist richtig, dass wir als Partei nicht frei sind, einfach nicht zu wählen. Das Parteienge­setz

verpflicht­et uns dazu. Es sei denn, die Pandemie macht es uns unmöglich. Nun hat sich die Parteiführ­ung dazu entschiede­n, der Pandemie Rechnung zu tragen und den Präsenzpar­teitag zu verschiebe­n. Der ist weiterhin unsere Präferenz, aber am Ende steht womöglich ein digitaler Parteitag, weil es in der Pandemie nicht anders geht.

Haben Sie Verständni­s für Merz und seine Vorwürfe, man wolle seine Wahl verhindern? Röttgen: Ich verstehe, wenn man diese Verschiebu­ng in der Sache als hart ansieht. Auch für mich ist das eine unschöne Situation. Ich war auch auf den 4. Dezember eingestell­t, und alles war entspreche­nd geplant. Aber es geht hier um mehr. Es geht um das Land, die Partei und die besten Aussichten, die Bundestags­wahl 2021 zu gewinnen.

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Dpa-BILD: Kappeler

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