„Lockdown light“im ganzen Land
So will die Kanzlerin die zweite Welle brechen – Heute Konferenz mit Ministerpräsidenten
Berlin – 20 000 Neuinfektionen bereits Ende der Woche und nicht erst zu Weihnachten, Notstand in den Kliniken, Engpässe auf den Intensivstationen und in den Gesundheitsämtern bei der Verfolgung der Infektionsketten – eindringlich warnten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am Dienstag vor einem Kontrollverlust und einer ähnlich dramatischen Entwicklung der Pandemie hierzulande wie in Frankreich.
An diesem Mittwoch will die Kanzlerin bei einem Gipfel mit den Ministerpräsidenten der Länder über weitere Beschränkungen beraten. Sie will mit einem „Lockdown light“den rasanten Anstieg der Corona-Zahlen stoppen.
Sorge vor Kontrollverlust
Merkel mahnte am Dienstag in der Sitzung der UnionsBundestagsfraktion mit deutlichen Worten vor einer bedrohlichen Lage, wie es aus Teilnehmerkreisen hieß. Ihre Rechnung: Inzwischen würde sich die Zahl der Neuinfizierten bereits alle sieben Tage verdoppeln, die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen der Kliniken alle zehn Tage. Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt werde, sei in vier Wochen „das System zu Ende“, so ihre Prognose.
Die Sorge vor einem totalen Kontrollverlust wächst in den Reihen der Bundesregierung. Die Kontrolle der Infektionsketten sei kaum noch möglich, melden immer mehr Gesundheitsämter. Die Kapazitäten der Corona-Tests reichten nicht mehr aus. Und in den Kliniken könnten Medikamente wie Remdesivir zur Behandlung von Covid-19-Patienten bald knapp werden, heißt es aus der Ärzteschaft. Und auch bei der Zahl an Intensivbetten könnte es Probleme geben. Gelingt es nicht, die Zahl der Neuinfektionen zu verringern, dürfte es bereits zum Jahreswechsel dort Engpässe geben, haben Experten für die Bundesregierung hochgerechnet. Bereits in vier bis sechs Wochen könnten auch die Todeszahlen deutlich ansteigen, befürchtet man in Regierungskreisen zudem.
Harte, aber kurze Bremse
Merkels Plan: Mit einem Lockdown von etwa drei bis vier Wochen die Kontakte wie bereits im Frühjahr drastisch zu reduzieren, bis die Infektionszahlen wieder in einem deutlich niedrigerem Bereich liegen würden. Sie will eine „harte, aber kurze CoronaBremse“, heißt es. Einkaufen und arbeiten ja, ansonsten möglichst wenig Kontakte mit anderen – auch in privaten Haushalten. Der Freizeitbereich, Kultur- und Sportveranstaltungen sollen wieder heruntergefahren, Restaurants, Bars und Clubs geschlossen werden. Schulen und Kitas sollen allerdings nach Möglichkeit geöffnet bleiben. Auch die Wirtschaft soll weiterlaufen.
An diesem Mittwoch sagen die Ministerpräsidenten ihre Meinung dazu.