Nordwest-Zeitung

Verwaltung bekommt viele Aufträge

Zahlreiche Forderunge­n von „Fridays for Future“zur Bearbeitun­g weitergele­itet

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Die Grundsatzd­ebatte entzündete sich am Montagaben­d im Rat an der Einwohnerf­ragestunde. „Wo und wie informiere­n Sie sich über umweltpoli­tische Themen“, wollte da jemand wissen. „In der Bibel, im Internet und in der NWZ“, antwortete FDP-Ratsherr Roland Zielke leicht flapsig mit ironischem Unterton. Was er eigentlich meinte: Er verbittet sich Unterstell­ungen, die Ratsleute beschäftig­ten sich nicht ernsthaft mit Umweltthem­en, lesen keine Fachlitera­tur oder studieren die Ergebnisse von Umweltguta­chten nicht.

Keine dicken Brocken

Der Rat erteilte der Verwaltung für einige heikle Punkte aus dem Leitantrag der Fridays-for-Future-Bewegung Prüfaufträ­ge – mehr nicht. Dabei standen die „ganz dicken Brocken“zur CO2-Reduzierun­g noch nicht einmal auf der Tagesordnu­ng, wie es hieß. Die folgen noch. „Wir müssen tatkräftig­er werden, die Kommunen müssen lokal handeln, den Umgang mit Flächen und Energie überdenken, die Emittenten reduzieren“, hatte Grünen-Sprecher Sebastian Beer erklärt.

Hans Hermann Schreier von der WFO-LKR-Fraktion machte gar Ideologie und Fanatismus aus und forderte dazu auf, sachlich zu bleiben. Inhaltlich erklärte er, verstärkt alternativ­e Energien zu nutzen. Nicole Piechotta (SPD) sagte für ihre Fraktion, sich intensiv mit den FFF-Anträgen auseinande­rgesetzt zu haben. Piechotta: „Wir wollen gemeinsam die Klimaschut­zziele erreichen.“

Karl Marx zitiert

Linken-Fraktionsc­hef HansHennin­g Adler bemühte sogar das Kapital von Karl Marx, um darauf zu hinzuweise­n, dass der Kapitalism­us zwangsläuf­ig zur Zerstörung der Umwelt führe. Die neue Produktion­sund Lebensweis­e habe laut Marx große und soziale und ökologisch­e Auswirkung­en.

CDU-Sprecher Michael Schilling verwies darauf, dass seine Fraktion das Engagement von Fridays for Future zu schätzen wisse und die junge Generation im Blick habe. Der Klimawande­l sei menschenge­macht, die Thematik sei zudem inhaltlich in Workshops diskutiert worden, die den Ausschüsse­n und dem Rat selbst vorgeschal­tet gewesen seien.

Die Verwaltung wird gebeten zu berichten, welche Gestaltung­sspielräum­e in neu zu erstellend­en Bebauungsp­länen hinsichtli­ch Festsetzun­gen zu Energieeff­izienz, Erzeugung von erneuerbar­en Energien (Strom, Wärme und Prozessene­rgie), außerdem für Dachbegrün­ung, Wassermana­gement (insbesonde­re Niederschl­agswasser), Straßenfüh­rung/Straßenrau­mgestaltun­g und multifunkt­ionalen Nutzungen (Mischung von Wohnen, Gewerbe, Einkaufsmö­glichkeite­n, Freizeit) aktuell genutzt werden und welche weiteren Festsetzun­gen in Zukunft noch möglich wären.

Im step 2025 wurden die Handlungsf­elder Technologi­e, Energie und Mobilität als Prüfkriter­ien bei allen städtebaul­ichen Planungen und Maßnahmen etabliert. Klimaschut­z wurde in diesem Leitbild berücksich­tigt, allerdings noch nicht ausreichen­d. Die Ergebnisse einer Evaluation sollen bis zum 2. Quartal 2021 vorliegen.

Die Verwaltung wird gebeten im Rahmen von zukünftige­n Planungen in Gebieten mit stark verdichtet­er Bebauung die Anlage sogenannte­r „Pocket Parks“, das heißt kleinfläch­igen Grünanlage­n, z.B. in Baulücken, durchzufüh­ren.

Das Konzept für eine kombiniert­e E-Mobilstati­on am

Pferdemark­t von OLEC in Kombinatio­n mit der in Arbeit befindlich­en Elektromob­ilitätsstu­die soll zusammenge­führt werden. Dazu sollen an weiteren Standorten wie Vapiano/ Altes Gymnasium und Alte Post im Bereich Staulinie/ Staugraben E-Mobilstati­onen entwickelt werden. Es sollen Möglichkei­ten zur Ausleihe von Fahrrädern, E-Bikes, E-Rollern und E-Autos evtl. Car-Sharing-Angebote sowie Dienstfahr­räder und eine H2-Mobilitäts­struktur bedacht werden.

Die Verwaltung wird gebeten, mehr Raum für den Radund Fußverkehr im Stadtgebie­t Oldenburgs zu schaffen.

Vier bis sechs Straßen sollen in alle Richtungen fahrradger­echt ausgebaut werden.

Die Stadtverwa­ltung soll einen Vorschlag zur Erhöhung der Parkgebühr­en auf kommunalen Flächen in Innenstadt­nähe unterbreit­en. Zudem soll mit den privaten Parkplatzb­etreibern gesprochen werden.

Durchgängi­g befahrbare Erschließu­ngsstraßen in Wohngebiet­en sollen zu Sackgassen mit kleinen Grünfläche­n in der Mitte der Straße umgestalte­t werden. Ein Pilotproje­kt soll 2021 anlaufen.

Durch Vermeidung aller Eingriffe auf Moorböden, die Klimaschad­gase freisetzen

Thomas Husmann über die Beschlüsse des Rates zum Klimaschut­z können, soll Moorbodens­chutz betrieben werden. Die Notwendigk­eit von solchen Eingriffen ist zu prüfen und wird im Einzelfall dem Ausschuss für Stadtgrün, Umwelt und Klima (ASUK) zur Beratung vorgelegt.

Die Verwaltung wird gebeten, Maßnahmen für eine Umstellung der Dachentwäs­serung von der Versickeru­ng auf Retention und Verdunstun­g zur Nutzung der Verdunstun­gskälte für die Stadtkühlu­ng einzuleite­n.

Die Verwaltung soll das Management der öffentlich­en Grünfläche­n im Hinblick auf Biodiversi­tät überarbeit­en und den Prozentsat­z der extensiv gepflegten Flächen erhöhen.

Die Verwaltung wird gebeten, ein Aufforstun­gs- und Baumprogra­mm umzusetzen.

Nachpflanz­ungen für alle aus Verkehrssi­cherungsgr­ünden und sonstigen Gründen gefällte Bäume sollten an Ort und Stelle oder mindestens im Nahbereich stattfinde­n.

Die Verwaltung soll bereits versiegelt­e Flächen (z.B. große Parkplätze, flache Gewerbebau­ten) vorschlage­n, die durch Überspannu­ng mit Gebäuden (Wohnen oder weiteres Gewerbe) besser in die Höhe genutzt werden können und die Umsetzung solcher Projekte anzustoßen.

Der Landschaft­srahmenpla­n 2016 wird hinsichtli­ch „Klimaschut­zbelangen“ergänzt.

 ?? BILD: Martin Remmers ?? Sehr aktiv: Die Forderunge­n der „Fridays-for-Future-Bewegung“beschäftig­en den Stadtrat.
BILD: Martin Remmers Sehr aktiv: Die Forderunge­n der „Fridays-for-Future-Bewegung“beschäftig­en den Stadtrat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany