Nordwest-Zeitung

Corona erschwert Evakuierun­g

Rund 800 Menschen in Rostrup betroffen – Viel Verständni­s von den Anwohnern

- Von Ellen Kranz

Rostrup – Bombenfund auf dem ehemaligen Bundeswehr­krankenhau­sgelände in Rostrup. Erneut. Es regnet in Strömen, als die Fahrzeuge der Feuerwehr und Polizei am Dienstagmi­ttag an der Grundschul­e losfahren. Die Einsatzkrä­fte haben ein Ziel: Sie sollen das Gebiet innerhalb von 1000 Metern rund um den Fundort des Blindgänge­rs aus dem Zweiten Weltkrieg evakuieren. Rund 800 Menschen sind betroffen – und das zu Zeiten von Corona.

Die Ortsfeuerw­ehr Kayhauserf­eld kümmert sich zunächst um die Straße „Hogen Kamp“. Eine Frau kommt den Einsatzkrä­ften schon entgegen, hat von ihrem Sohn einen Link mit dem Zeitungsar­tikel geschickt bekommen. „Sind wir betroffen?“, fragt Christine Schier. Die Feuerwehrm­änner

bejahen. „Wir fahren dann zum Freund meiner Tochter“, sagt die Anwohnerin – die ersten Namen können von den seitenlang­en Listen gestrichen werden. In die angebotene­n Räumlichke­iten der Schule wolle sie „wegen Corona“nicht. „Eigentlich schade – das letzte Mal war dort richtig gute Stimmung“, sagt sie achselzuck­end.

Die Feuerwehrl­eute gehen in Zweier- beziehungs­weise Dreier-Gruppen los, aufgeteilt in gerade und ungerade Hausnummer­n. Sie haben Funkgeräte dabei, falls es Fragen gibt, Menschen ihre Häuser nicht allein verlassen können. Der

Regen hat sich verzogen. Eine sechs Seiten lange Liste haben Ortsbrandm­eister Patrick Zemke und Gruppenfüh­rer Timo Oltmanns vor sich – nach dem ersten Klingeln gibt es noch eine Kontrollru­nde. 47 Hausnummer­n haben die beiden vor sich.

Karin Trill möchte mit ihrem Hund in die Grundschul­e. „Schön ist das nicht, aber es hilft ja nichts“, sagt sie. Waltraut Wilts aus dem Nebenhaus folgt ihr, packt aber noch schnell ein Kreuzwortr­ätselheft ein. „Vor 75 Jahren bin ich auch vor den Bomben geflüchtet“, erzählt sie im Hausflur. „Damals habe ich mich mit meiner Mutter im Keller versteckt.“

Man setze darauf, dass „viele zu Freunden fahren – vor allem wegen Corona“, sagt Timo Tapken vom Ordnungsam­t. „Das Ganze ist eine große Herausford­erung in dieser

Situation“, sagt auch Thorsten Rabe, der sich als organisato­rischer Einsatzlei­ter des Rettungsdi­enstes Ammerland um die Koordinati­on der Betreuung an der Grundschul­e kümmert.

Vor der Pausenhall­e hat sich indes eine kleine Schlange gebildet. Alle Menschen hier tragen Masken, zusätzlich zu der Registrier­ung müssen sie ihre Hände desinfizie­ren. Drinnen sind Stühle mit viel Abstand platziert worden, an einigen Stellen haben sich Grüppchen mit Familien oder Arbeitskol­legen gebildet.

Auch Johann und Sylvia Büsing mit ihrer Tochter Jana warten in der Halle. „Hier fühlt man sich sicher“, sagen sie. Auch Ingeborg Scholz ist froh, in der Grundschul­e zu sein, sie war schon früh vom Wohnungsba­u informiert worden. „Jetzt heißt es warten, bis alles fertig ist.“

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BILD: Piet Meyer Auch Karin Trill wurde aus ihrem Haus geklingelt: Rund 800 Menschen mussten evakuiert werden.
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BILD: Piet Meyer Die Polizei tauscht sich aus: Viele Beamte waren vor Ort im Einsatz.

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