Ergibt Fußball so noch Sinn?
Ligabetrieb in Pandemie Sowohl beim Ob als auch beim Wie herrscht Uneinigkeit
Oldenburg – Im Nordwesten hat die Corona-Pandemie im Amateurfußball bereits für zahlreiche Spielausfälle gesorgt. Von einem geregelten Spielbetrieb kann keine Rede sein, die Meinungen zu dessen Aufrechterhaltung gehen zum Teil auseinander. Spieler, Trainer und Staffelleiter fragen sich mit Blick auf gesundheitliche Risiken und Nachholspiele, wie die Saison 2020/21 fortgeführt werden kann. Besonders betroffen sind die Vereine in der siebtklassigen Bezirksliga. Die Staffel II (umfasst die Landkreise Wesermarsch, Friesland, Oldenburg und Ammerland sowie die Städte Oldenburg, Wilhelmshaven und Delmenhorst) ist in zwei Gruppen geteilt, damit jedes Team weniger Spiele bestreiten muss. In beiden wurden viele Partien abgesetzt.
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Fairer Wettbewerb?
In der Südgruppe (9 Teams) ruht seit dem ersten OktoberWochenende der Spielbetrieb. Abgesetzte Spiele sollen erst 2021 nachgeholt werden. „Der Wettkampf-Modus ist natürlich verloren gegangen“, erklärt Thomas Baake, Trainer des VfL Stenum (Kreis Oldenburg). Sein Team bestritt immerhin schon vier der insgesamt
16 geplanten Punktspiele. Dennoch stellt Baake infrage, ob unter den aktuellen Umständen ein „fairer Wettbewerb“noch möglich ist.
Erst zwei Spiele haben der FC Hude und Atlas Delmenhorst II bestritten. Hudes Trainer Lars Möhlenbrock ist skeptisch, dass in diesem Jahr noch weitere hinzukommen: „Bei uns zahlt sich immerhin jetzt schon aus, dass wir in kleinen Staffeln spielen.“
„Nicht abbrechen“
Ähnlich wie Baake sieht das
Marco Büsing, Trainer von BW Bümmerstede: „Wir trainieren immer so, als ob wir am Wochenende spielen würden, denn irgendwie müssen wir die Spieler ja auch bei Laune halten. Wir haben aber keinen Spielrhythmus und keine Wettbewerbspraxis mehr.“Er
sei deshalb froh über ein Testspiel gegen den SSV Jeddeloh gewesen. Man könne die Saison jetzt nicht einfach abbrechen, meint Büsing.
Angst und Unsicherheit
Keine Testspiele gemacht hat der VfL Oldenburg II. „Weil die Spieler das nicht wollten“, erklärt Trainer Steffen Janßen und begründet: „Bei einigen Spielern werden die Unsicherheit und auch die Angst größer.“Andere Spieler seien aber auch leichtsinniger geworden und hielten sich nicht immer an die Vorgaben.
Zu lange Winterpause
In der Nordgruppe sind die Nachholspiele schon an den kommenden Wochenenden angesetzt. Den SV Ofenerdiek betrifft das nicht. Das Team hat als einziges in der Bezirksliga alle Spiele machen können und ist jetzt schon in der Winterpause. „Wir spielen erst wieder im April, das ist eine viel zu lange Pause“, kritisiert SVO-Trainer Brian Adamovic.
Kritik an spielPflicht
„Wir Trainer und ein Großteil der Mannschaft halten es für unverantwortlich, weiterhin Fußball mit Körperkontakt zu spielen“, schreibt Christian Bley, Trainer des TSV Klein Scharrel, auf Facebook. Deshalb trat das Team am Wochenende nicht zum Spiel der 2. Kreisklasse Ammerland beim TV Apen an, die Punkte gingen kampflos nach Apen.
Bley befürchtet, dass eine Weiterführung der Saison das Infektionsgeschehen weiter befeuern könnte. Laut seiner Aussage hat der Verband der Bitte um eine Absetzung widersprochen. „Da kam leider nur die Aussage, dass unsere Landesregierung in Niedersachsen Fußball nicht verboten hat und wir spielen müssen“, zeigt er sich verwundert. Er befürchtet, dass der TSV bei zwei weiteren Absagen vom Spielbetrieb ausgeschlossen wird. „Das darf nicht soweit kommen“, betont Bley: „Ich setze jetzt alles auf eine Karte und hoffe das die Vernunft siegt und Fußball im Amateurbereich ausgesetzt wird.“