Wenns Hörgerät zum Wurfgeschoss wird
Vorsicht beim Abziehen der Mund-Nasen-Maske – Finder sollten unbedingt aktiv werden
Oldenburg – Schwupps, da war das Hörgerät weg. Wer die Mund-Nasen-Maske abzieht, muss aufpassen, dass er dabei nicht auch noch das Hörgerät erwischt. Passiert ist das einer 60-jährigen Oldenburgerin mit ihrem Erstgerät. „Mit dem Gummiband an meiner Maske muss ich das Gerät wohl besonders weit weg geschossen haben“, vermutet sie. Gefunden hat sie es jedenfalls nicht. Damit sind 1500 Euro futsch. So viel kostet ihr Hörgerät – für ein Ohr.
Nun hofft die Oldenburgerin (die nicht namentlich genannt werden möchte) aber doch noch, das sie bald wieder beidseitig fürs bessere Hören ausgerüstet ist. Ihr Hörakustiker hat sie beruhigt. „Sollte jemand das Gerät finden, dann gibt es die Möglichkeit herauszufinden, wem es gehört", weiß sie von ihm und appelliert an mögliche Finder: „Lassen sie das Hörgerät nicht liegen, sondern geben sie es einfach bei einem Akustiker ab.“
Auf den Hinweis hin hat unsere Redaktion bei dem Hörakustiker nachgefragt, der der Frau die Informationen gegeben hat. Jan-Gregor Hahn hat gern Auskunft gegeben.
Wie ermittelt man den Besitzer eines Hörgerätes
„Über den Hersteller und die Seriennummer“, erklärt Hahn. Die Nummer stehe (meist ziemlich klein) bei den sogenannten Hinter-Ohr-Geräten in der Batterieklappe. Bei Akkugeräten sei sie außen sichtbar, bei „Innen-Ohr-Geräten“auch. Auf allen Hörgeräten sei der Hersteller außen erkennbar. „Wird ein gefundenes Gerät bei einen Hörakustiker abgegeben, dann kann der beim Hersteller die aufgedruckte Seriennummer durchgeben.“Der Hersteller wiederum wisse – aus Datenschutzgründen
So wird die Maske zur Flitsche: Jan-Gregor Hahn demonstriert, wie man den Mundnasenschutz falsch abnimmt. So wird das Hörgerät weit weg geschleudert.
– zwar nicht den Namen des Eigentümers, er könne aber sagen, wo das Gerät gekauft worden sei. „So kann der Kontakt zum betreffenden Hörakustiker hergestellt werden. Und der kann das Gerät aufgrund seiner Kundendaten zuordnen.“
Werden oft Hörgeräte verloren und warum
„Mir sind allein in dieser Woche bis Dienstag schon zwei verlorene Hörgeräte gemeldet worden“, sagt Hahn, „bei Kollegen an anderen Standorten passierte das in einigen Wochen sogar täglich.“Oft gingen die Geräte beim Entfernen der Mundnasenmaske verloren. „Häufig passiert das in einer Stresssituation.“Das Hörsystem oder auch die Brille könne
sich in den Bändern verfangen. Die Brille verrutsche dann nur, das Hörgerät aber könne unbemerkt zu Boden fallen. „Oder mit dem Gummiband der Maske regelrecht in die Luft geschossen werden. Wie mit einer Flitsche.“Von einem Kunden weiß Hahn, dass dessen Hörgerät auf einem Supermarkt-Parkplatz über zwei bis drei Auto-Reihen geflogen ist. Es sei zum Glück von jemandem gefunden und an der Supermarktkasse abgegeben worden.
Landen jetzt vermehrt Hörgeräte im Fundbüro
Im städtischen Fundbüro wurde schnell mal durchgezählt: „Im Jahr 2020 wurden bisher nur zehn Hörgeräte im Fundbüro abgegeben. Das ist mit
zunehmendem Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen auch nicht mehr geworden. Generell lässt sich sagen, dass Hörgeräte eher selten beim Fundbüro landen. Es wird im Gegenzug auch sehr wenig nach Hörgeräten gefragt“, sagt Stadtsprecher Stephan Onnen.
Zahlt die Versicherung beim Verlust des Geräts
„Bei den gesetzlichen Krankenkassen gibt es den Pflichtanteil, den sie nach Verlust des Hörgerätes für eine Neuanschaffung zahlt“, erklärt JanGregor Hahn. Man müsse sich eine neue Verordnung vom Arzt ausstellen lassen. Die Hörgerät-Kosten beziffert Hahn mit zwischen 700 und 3000 Euro „das Stück“. Die Krankenkasse zahle zwischen 500 und 2000 Euro dazu. Da Hörgeräte Heil- und Hilfsmittel sind, sei deren Verlust oft auch in der privaten Haftpflicht oder in älteren Hausratsversicherungen abgedeckt. Darüber hinaus böten Akustiker Schutzbriefe gegen Verlust und Totalschaden an.
Kann digitale Technik beim Verlust helfen
Jan-Gregor Hahn sagt: „Hörgeräte können per BluetoothTechnik mit dem Smartphone verbunden werden. Wenn die Verbindung abreißt, kann man auf drei bis 15 Meter sehen, wo das Gerät verloren worden ist. Die Generation 80plus nutzt übrigens gern das Smartphone. Fast jeder Zweite hat es mit Bluetooth gekoppelt.“