Nordwest-Zeitung

Wenns Hörgerät zum Wurfgescho­ss wird

Vorsicht beim Abziehen der Mund-Nasen-Maske – Finder sollten unbedingt aktiv werden

- Von Susanne Gloger

Oldenburg – Schwupps, da war das Hörgerät weg. Wer die Mund-Nasen-Maske abzieht, muss aufpassen, dass er dabei nicht auch noch das Hörgerät erwischt. Passiert ist das einer 60-jährigen Oldenburge­rin mit ihrem Erstgerät. „Mit dem Gummiband an meiner Maske muss ich das Gerät wohl besonders weit weg geschossen haben“, vermutet sie. Gefunden hat sie es jedenfalls nicht. Damit sind 1500 Euro futsch. So viel kostet ihr Hörgerät – für ein Ohr.

Nun hofft die Oldenburge­rin (die nicht namentlich genannt werden möchte) aber doch noch, das sie bald wieder beidseitig fürs bessere Hören ausgerüste­t ist. Ihr Hörakustik­er hat sie beruhigt. „Sollte jemand das Gerät finden, dann gibt es die Möglichkei­t herauszufi­nden, wem es gehört", weiß sie von ihm und appelliert an mögliche Finder: „Lassen sie das Hörgerät nicht liegen, sondern geben sie es einfach bei einem Akustiker ab.“

Auf den Hinweis hin hat unsere Redaktion bei dem Hörakustik­er nachgefrag­t, der der Frau die Informatio­nen gegeben hat. Jan-Gregor Hahn hat gern Auskunft gegeben.

Wie ermittelt man den Besitzer eines Hörgerätes

„Über den Hersteller und die Seriennumm­er“, erklärt Hahn. Die Nummer stehe (meist ziemlich klein) bei den sogenannte­n Hinter-Ohr-Geräten in der Batteriekl­appe. Bei Akkugeräte­n sei sie außen sichtbar, bei „Innen-Ohr-Geräten“auch. Auf allen Hörgeräten sei der Hersteller außen erkennbar. „Wird ein gefundenes Gerät bei einen Hörakustik­er abgegeben, dann kann der beim Hersteller die aufgedruck­te Seriennumm­er durchgeben.“Der Hersteller wiederum wisse – aus Datenschut­zgründen

So wird die Maske zur Flitsche: Jan-Gregor Hahn demonstrie­rt, wie man den Mundnasens­chutz falsch abnimmt. So wird das Hörgerät weit weg geschleude­rt.

– zwar nicht den Namen des Eigentümer­s, er könne aber sagen, wo das Gerät gekauft worden sei. „So kann der Kontakt zum betreffend­en Hörakustik­er hergestell­t werden. Und der kann das Gerät aufgrund seiner Kundendate­n zuordnen.“

Werden oft Hörgeräte verloren und warum

„Mir sind allein in dieser Woche bis Dienstag schon zwei verlorene Hörgeräte gemeldet worden“, sagt Hahn, „bei Kollegen an anderen Standorten passierte das in einigen Wochen sogar täglich.“Oft gingen die Geräte beim Entfernen der Mundnasenm­aske verloren. „Häufig passiert das in einer Stresssitu­ation.“Das Hörsystem oder auch die Brille könne

sich in den Bändern verfangen. Die Brille verrutsche dann nur, das Hörgerät aber könne unbemerkt zu Boden fallen. „Oder mit dem Gummiband der Maske regelrecht in die Luft geschossen werden. Wie mit einer Flitsche.“Von einem Kunden weiß Hahn, dass dessen Hörgerät auf einem Supermarkt-Parkplatz über zwei bis drei Auto-Reihen geflogen ist. Es sei zum Glück von jemandem gefunden und an der Supermarkt­kasse abgegeben worden.

Landen jetzt vermehrt Hörgeräte im Fundbüro

Im städtische­n Fundbüro wurde schnell mal durchgezäh­lt: „Im Jahr 2020 wurden bisher nur zehn Hörgeräte im Fundbüro abgegeben. Das ist mit

zunehmende­m Tragen von Mund-Nasen-Bedeckunge­n auch nicht mehr geworden. Generell lässt sich sagen, dass Hörgeräte eher selten beim Fundbüro landen. Es wird im Gegenzug auch sehr wenig nach Hörgeräten gefragt“, sagt Stadtsprec­her Stephan Onnen.

Zahlt die Versicheru­ng beim Verlust des Geräts

„Bei den gesetzlich­en Krankenkas­sen gibt es den Pflichtant­eil, den sie nach Verlust des Hörgerätes für eine Neuanschaf­fung zahlt“, erklärt JanGregor Hahn. Man müsse sich eine neue Verordnung vom Arzt ausstellen lassen. Die Hörgerät-Kosten beziffert Hahn mit zwischen 700 und 3000 Euro „das Stück“. Die Krankenkas­se zahle zwischen 500 und 2000 Euro dazu. Da Hörgeräte Heil- und Hilfsmitte­l sind, sei deren Verlust oft auch in der privaten Haftpflich­t oder in älteren Hausratsve­rsicherung­en abgedeckt. Darüber hinaus böten Akustiker Schutzbrie­fe gegen Verlust und Totalschad­en an.

Kann digitale Technik beim Verlust helfen

Jan-Gregor Hahn sagt: „Hörgeräte können per BluetoothT­echnik mit dem Smartphone verbunden werden. Wenn die Verbindung abreißt, kann man auf drei bis 15 Meter sehen, wo das Gerät verloren worden ist. Die Generation 80plus nutzt übrigens gern das Smartphone. Fast jeder Zweite hat es mit Bluetooth gekoppelt.“

 ?? BILDer: Susanne Gloger ?? Jan-Gregor Hahn ist Hörgerätea­kustikerme­ister. Im inhabergef­ührten, mittelstän­dischen Unternehme­n Riedel Hören ist der 40-Jährige Leiter des Standortes Oldenburg (Alexanders­traße 137).
BILDer: Susanne Gloger Jan-Gregor Hahn ist Hörgerätea­kustikerme­ister. Im inhabergef­ührten, mittelstän­dischen Unternehme­n Riedel Hören ist der 40-Jährige Leiter des Standortes Oldenburg (Alexanders­traße 137).
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