Auf Bewegungsarmut folgt Bildungsarmut
80 Prozent der Kinder und Jugendlichen erreichen täglich nicht einmal 45 Minuten Bewegung
Oldenburg/Essen – Ein Blatt vor den Mund zu nehmen, ist nicht die Sache von Werner Schmidt. „Sozial benachteiligte Mutter, sozial benachteiligtes Kind“, hat der Oldenburger Professor, der von 1998 bis 2018 an der Hochschule Essen/Duisburg Sportpädagogik gelehrt und Sozialberichte herausgegeben hat, mal ohne beschönigende Abschwächung gesagt. Und wenn er aktuell feststellt, „dass finanzielle Armut direkt zu Bewegungsarmut führt“, dann ist das ein Befund von deutlicher Einfachheit. Bewegungsdefizite führen zu Verlusten bei Gesundheit und Bildung.
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Die Misere beginnt schon mit drei Jahren in den Tagesstätten und Kindergärten. Die segensreichen Einrichtungen werden früher und länger besucht – eben auch mit längeren Sitz-Zeiten. In veränderten Schulsystemen schreitet dann eine Institutionalisierung fort, in der Bewegung eingeschränkt ist. Der Schulsport fängt fast nichts mehr auf. Elf von 16 Bundesländern haben die Sportstunden pro Woche auf zwei reduziert. Inzwischen können 50 Prozent aller Zehnjährigen nicht schwimmen.
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Kitas und Schulen
Vereine
Die Vereine fangen das nicht auf. Mag der Anteil der Kinder zuerst noch hoch sein, so konkurrieren sie zunehmend mit kommerziellen Anbietern und neuen Fun- und Trendsportarten. Jetzt kommt der soziale Aspekt ins Spiel. „Der Anteil der Sportvereinsmitglieder von Eltern mit höherem Einkommen bleibt konstant hoch,“führt Schmidt aus, „derweil sinkt der Anteil sozial Benachteiligter ständig.“Wer eine Volleyball-Abteilung be