Nordwest-Zeitung

Warum Sport in jungen Jahren so wichtig ist

Sportwisse­nschaftler Prof. Werner Schmidt über Chancen und Risiken von Bewegungse­rziehung

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Prof. Dr. Werner Schmidt ist Mitherausg­eber des aktuellen „4. Deutschen Kinder- und Jugendspor­tberichtes.“Er plädiert für eine frühe gute Bewegungse­rziehung bei Kindern.

Schmidt: Die Erkenntnis gilt bei Sportwisse­nschaftler­n ebenso wie bei Soziologen als gesichert: Bewegung ist die beste Medizin. Und die Kindheit bildet dabei eine prägende Phase. Um die vielfältig­en positiven Effekte zu nutzen, müssen aber Schnittste­llen zusammenpa­ssen. Ohne die finanziell­e Aufstockun­g des Gesundheit­s- und Bildungset­ats inklusive einer finanziell­en Stärkung des Schul- und Vereinsspo­rts sind alle weiteren Maßnahmen Makulatur.

Aber Geld, vor allem eben das fehlende, wird rasch als Totschlag-Argument genutzt. Schmidt: Da halte ich mit dem Hinweis auf Berechnung­en von James Heckman, immerhin Wirtschaft­s-Nobelpreis­träger, entschiede­n dagegen. Investitio­nen in menschlich­es Kapital zahlen sich aus, wenn ich das klug abwäge. Was eine Gesellscha­ft in Kinder schon im Vorschulal­ter steckt, erhält sie 13-fach zurück, hat der Amerikaner errechnet. Aufwand bei den 17- und 18-Jährigen bringt nur noch den doppelten Ertrag.

Im Gutachten der Bertelsman­n-Stiftung haben Experten empfohlen, die Stundenzah­l der Lehrer zu erhöhen, ebenso die Klassenfre­quenzen, die wöchentlic­he Stundenzah­l hingegen zu senken… Schmidt: Das kann doch nicht als Lösung der Gesamtprob­lematik angesehen werden. Ich setze mal eine ganz andere und ganz einfache Idee dagegen. Es würde schon viel bringen, statt zweimal einer Viertelstu­nde zweimal eine halbe Stunde Pause für mehr Bewegung einzuführe­n. Ein bewegter Körper besitzt auch einen bewegten Geist. Dem fällt die Aneignung des schulische­n Wissens und vieler Fähigkeite­n fürs Leben leichter.

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