Regional differenziert vorgehen
Was Ifo-Chef Fuest zum Lockdown light sagt
Deutschland fährt wieder runter. Welche Folgen hat der geplante Lockdown light für die Wirtschaft?
Fuest: Wir sind in einer kritischen wirtschaftlichen Lage. Die große Belastung für die Wirtschaft geht allerdings von den Infektionen aus. Maßnahmen zu ihrer Eindämmung belasten die betroffenen Sektoren kurzfristig zusätzlich, aber mit dem Ziel, neben dem Schutz der Gesundheit eine spätere wirtschaftliche Erholung zu ermöglichen. Um die Belastung zu begrenzen, sollten wir bei zusätzlichen Maßnahmen regional differenziert vorgehen und vor allem die Grenzen offen halten, damit zumindest die Industriepronen
Clemens Fuest ist Präsident des Ifo-Instituts.
duktion nicht beeinträchtigt wird. Schulen und Kindergärten sollten ebenfalls möglichst geöffnet bleiben, wegen der Zukunft der Kinder und der Belastung der Eltern.
Wenn die Infektionszahlen weiter steigen – droht uns dann eine Depression?
Fuest: Wir sollten einen kühlen Kopf bewahren. Wir müssen handeln, um die Infektio
einzudämmen und unter diesen Bedingungen so gut wie möglich wirtschaften. Die Krise ist eine große Belastung, mit einer Depression rechne ich aber nicht.
Es gibt Überlegungen, die Mehrwertsteuersenkung über 2020 hinaus weiter zu verlängern. Wäre dies sinnvoll? Fuest: Nein, das würde sehr viel Geld kosten, 40 Milliarden Euro für ein ganzes Jahr, und zielgenau wäre das nicht. Es würden auch Krisengewinner entlastet, außerdem haben die privaten Haushalte in der Krise erhebliche Ersparnisse gebildet. Sie würden das Geld auch ohne Mehrwertsteuersenkung gern für Urlaubsreisen oder Feiern ausgeben, können es aber nicht.