Nordwest-Zeitung

Regional differenzi­ert vorgehen

Was Ifo-Chef Fuest zum Lockdown light sagt

- Von Andreas Herholz

Deutschlan­d fährt wieder runter. Welche Folgen hat der geplante Lockdown light für die Wirtschaft?

Fuest: Wir sind in einer kritischen wirtschaft­lichen Lage. Die große Belastung für die Wirtschaft geht allerdings von den Infektione­n aus. Maßnahmen zu ihrer Eindämmung belasten die betroffene­n Sektoren kurzfristi­g zusätzlich, aber mit dem Ziel, neben dem Schutz der Gesundheit eine spätere wirtschaft­liche Erholung zu ermögliche­n. Um die Belastung zu begrenzen, sollten wir bei zusätzlich­en Maßnahmen regional differenzi­ert vorgehen und vor allem die Grenzen offen halten, damit zumindest die Industriep­ronen

Clemens Fuest ist Präsident des Ifo-Instituts.

duktion nicht beeinträch­tigt wird. Schulen und Kindergärt­en sollten ebenfalls möglichst geöffnet bleiben, wegen der Zukunft der Kinder und der Belastung der Eltern.

Wenn die Infektions­zahlen weiter steigen – droht uns dann eine Depression?

Fuest: Wir sollten einen kühlen Kopf bewahren. Wir müssen handeln, um die Infektio

einzudämme­n und unter diesen Bedingunge­n so gut wie möglich wirtschaft­en. Die Krise ist eine große Belastung, mit einer Depression rechne ich aber nicht.

Es gibt Überlegung­en, die Mehrwertst­euersenkun­g über 2020 hinaus weiter zu verlängern. Wäre dies sinnvoll? Fuest: Nein, das würde sehr viel Geld kosten, 40 Milliarden Euro für ein ganzes Jahr, und zielgenau wäre das nicht. Es würden auch Krisengewi­nner entlastet, außerdem haben die privaten Haushalte in der Krise erhebliche Ersparniss­e gebildet. Sie würden das Geld auch ohne Mehrwertst­euersenkun­g gern für Urlaubsrei­sen oder Feiern ausgeben, können es aber nicht.

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Dpa-BILD: Nietfeld

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