Nordwest-Zeitung

Deutsche Bank überrascht mit Gewinn im 3. Quartal

Konzern peilt für Gesamtjahr schwarze Zahlen an – Umfassende­r Umbau

- Von Jörn Bender

Hat ein Anleger Genussrech­te im Wert von rund 60 000 Euro an einer GmbH & Co. KG gezeichnet, so kann er einen Verlust, der ihm durch die Insolvenz der Gesellscha­ft entstanden ist (hier in Höhe von rund 25 000 Euro) bei den Einkünften aus Kapitalver­mögen geltend machen. Das Finanzamt kann nicht argumentie­ren, Verluste aus privaten Vermögenss­phären seien nicht berücksich­tigungsfäh­ig. Ein solcher Verlust darf als negative Einkunft aus Kapitalver­mögen mit Gewinnen daraus ausgeglich­en beziehungs­weise vor- oder rückübertr­agen werden (FG Bremen, 1 K 6/20).

Frankfurt – Die Deutsche Bank hält nach einem überrasche­nd guten dritten Quartal Kurs auf schwarze Zahlen im Gesamtjahr. Trotz des beispiello­sen Konjunktur­einbruchs infolge der Corona-Krise sei Deutschlan­ds größtes Geldhaus 2020 durchgehen­d profitabel gewesen, bilanziert­e Konzernche­f Christian Sewing

am Mittwoch: „Nach neun Monaten beläuft sich unser Gewinn auf 846 Millionen Euro vor Steuern, sodass wir weiterhin zuversicht­lich sind, auch für das Gesamtjahr ein positives Vorsteuere­rgebnis zu erreichen.“

Im dritten Quartal schnitt das Institut, das sich im Jahr seines 150-jährigen Bestehens mitten in einem tiefgreife­nden Umbau befindet, besser ab als vom Management geplant und von Analysten erwartet: Vor Steuern stand ein Plus von 482 Millionen Euro in den Büchern, nach Steuern waren es 309 Millionen Euro. Davon müssen aber unter anderem noch Zinszahlun­gen an die Inhaber bestimmter Anleihen abgezogen werden, sodass auf die Aktionäre des Frankfurte­r Dax-Konzerns ein Gewinn von 182 Millionen

Euro entfiel. Ein Jahr zuvor hatte der im Juli 2019 eingeleite­te Konzernumb­au für tiefrote Zahlen gesorgt.

Mit dem radikalen Konzernumb­au will die Bank nach einer Serie von Verlustjah­ren wieder in die Erfolgsspu­r zurückkehr­en. Das lange verlustrei­che Geschäft der hauseigene­n Investment­bank wurde zurechtges­tutzt. Sewing will die Kosten insgesamt deutlich nach unten drücken und peilt für 2022 eine Eigenkapit­alrendite von acht Prozent an.

Dazu soll bis Ende 2022 die Zahl der Vollzeitst­ellen im Konzern um etwa 18 000 auf weltweit 74 000 verringert werden. Ende September 2020 lag die Zahl der Vollzeitst­ellen bei 86 984. In Deutschlan­d will das Institut jede fünfte Filiale schließen und das Netz auf 400 Standorte schrumpfen.

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