Als eine Straße im Boden verschwand
Erdfall von Schmalkalden vor 10 Jahren unvergessen – Anwohnerin: Fürchterliches Getöse
Der Prozesstermin am Mittwoch gegen einen Berliner Clanchef ist wegen der Corona-Infektion von Bushido kurzfristig abgesagt worden. Der Rapper ist in dem Verfahren mutmaßliches Opfer und Nebenkläger. Jetzt wolle man mit Gesundheitsamt und Arbeitsmedizinischem Zentrum das weitere Vorgehen besprechen. Bushido hatte am Dienstagabend seine Infektion öffentlich gemacht. „Auch wenn ich alle Vorgaben sehr ernst genommen habe, habe ich heute einen positiven Corona-Test erhalten“, schrieb der 42-Jährige in einer Instagram-Story. Er habe Symptome. „Nehmt die Sache ernst und achtet auf eure Mitmenschen“, so der Rapper. Am Montag war die Befragung von Bushido im Prozess gegen Clanchef Arafat A.-Ch. und drei seiner Brüder fortgesetzt worden. Im Kriminalgericht in Moabit gilt Maskenpflicht.
Schauspielerin Minh-Khai Phan-Thi (46, „Nachtschicht“) hat im Alltag immer wieder mit Rassismus zu kämpfen. „Ich werde auf offener Straße rassistisch beschimpft“, sagte die 46-Jährige, deren Eltern aus Vietnam stammen, dem Magazin „Bunte“. Neulich habe sie ein weißer Mann auf der Straße angeschrien mit den Worten: „Geh nach Hause, du blöder Japse!“. Phan-Thi spricht mittlerweile mit anderen Betroffenen in ihrem Podcast „Anderssein“über diese Erfahrungen. „Heute bestimme ich, wann ich über mein Aussehen oder meine Herkunft rede.“
Erfurt/Schmalkalden – Die Kiesdecke vor ihrem Haus erinnert Ute Schütze täglich aufs Neue an den Moment vor zehn Jahren, an dem in Schmalkalden die Erde aufriss. Ohne Vorwarnung bildete sich am frühen Morgen des 1. November 2010 in einem Wohngebiet mit Einfamilien- und Reihenhäusern ein Krater, der rasch auf rund 30 Meter Durchmesser anwuchs. Er verschluckte ein Auto, Garagenteile und ein Stück Garten.
Was die 20 000-EinwohnerStadt in Südthüringen an jenem Tag erlebte, war ein Erdfall – ein Naturphänomen, ausgelöst durch einen unterirdischen Hohlraum, wie Fachleute des heutigen Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz feststellten. Geologen gilt der Erdfall von Schmalkalden als einer der spektakulärsten überhaupt in Deutschland.
Hilflos zugesehen
Ute Schütze sah damals hilflos zu, als Teile auch ihres Grundstücks in dem 17 Meter tiefen Krater verschwanden. „Das war ein fürchterliches Getöse.“An den Kraterrand angrenzende Häuser mussten geräumt werden, wie Bürgermeister
Das Luftbild vom 1. November 2010 zeigt den Krater in der Walter-Rathenau-Straße in Schmalkalden.
Thomas Kaminski (parteilos) berichtet. „Wir haben aber ein Riesenglück gehabt.“Denn als sich der Erdfall etwa 3 Uhr morgens ereignete, war kein Mensch auf der
Straße. So sei niemand körperlich zu Schaden gekommen. „Wer weiß, was passiert wäre, wenn sich der Erdfall Stunden später im Berufsverkehr ereignet hätte“, sagt der 49-Jährige, der seit 2006 Stadtoberhaupt von Schmalkalden ist.
Schon kurz nach dem Desaster begann die Verfüllung des Kraters. Eineinhalb Wochen lang brachten Lastwagen Tag und Nacht Kies, der von einem Spezialbagger in das Erdloch auf der Straße gekippt wird. „Das musste schnell gehen, denn die Häuser oberhalb des Kraters drohten zu rutschen“, erzählt Kaminski.
Keine Ruhe eingekehrt
In Sicherheit gebrachte Anwohner verbrachten teils mehrere Monate in Ausweichquartieren. Die damalige Landesregierung beschloss Soforthilfen, vom Erdfall betroffene Hausbesitzer erhielten jeweils 10000 Euro. Evangelische Kirche und Diakonie spendeten Geld.
Heute herrscht an der einstigen Kraterstelle noch immer keine Ruhe. „Es ist immer noch eine leichte Senkung im Erdfallumfeld messbar“, sagt Geologe Sven Schmidt. Die Fachleute der Behörde haben längst ein Beobachtungs- und Frühwarnsystem am verfüllten Krater installiert. Bewegungsmesser erfassen millimeterkleine Erdbewegungen, Messgeräte lösen bei Absenkungen Alarm aus, unterirdische Spezialmikrofone sollen Erschütterungswellen und Geräusche