Nordwest-Zeitung

Zweitem Schock folgt die Ideensuche

Erneuter Teil-Lockdown trifft Kulturszen­e hart – Reaktionen von Entsetzen bis Verständni­s

- Von Renate KortheuerS­chüring Und Oliver Schulz

2018 Der Ex-Krankenpfl­eger Niels Högel gesteht vor Gericht die Ermordung von Patienten. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm vor, von 2000 bis 2005 immer wieder Patienten an den Kliniken Oldenburg und Delmenhors­t zu Tode gespritzt zu haben.

2005 Sechzig Jahre nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ist der Wiederaufb­au der Dresdner Frauenkirc­he vollendet. Das spätbarock­e Gotteshaus wird vom sächsische­n Landesbisc­hof Jochen Bohl geweiht.

2000 Ein als „Balkonmons­ter“seit Monaten in Norddeutsc­hland gesuchter Serienverg­ewaltiger wird in Godshorn bei Hannover gefasst.

Geburtstag­e: Nia Long (1970/ Bild), US-Schauspiel­erin; Diego Maradona (1960), argentinis­cher Fußballer

Todestage: Harry Mulisch (1927-2010), niederländ­ischer Schriftste­ller („Die Entdeckung des Himmels“, „Das Attentat“); Gordon Craig (1913-2005), US-amerikanis­cher Historiker und Autor

Namenstag: Dietger

Berlin/Im Nordwesten – Die von Bund und Ländern beschlosse­ne neuerliche Schließung von Theatern, Konzertund Opernhäuse­rn stößt bei einigen Künstlern, Musikern und Kulturverb­änden auf vehementen Protest. Der Bundesverb­and Schauspiel warnte am Donnerstag in Berlin vor einem „kulturelle­n Kahlschlag ohne Beispiel“.

Theater und Konzerte

Die Deutsche Orchesterv­ereinigung (DOV) äußerte Unverständ­nis über die Maßnahme und forderte einen „umfassende­n Rettungssc­hirm“. Ähnlich reagierten die Museen: Eine erneute Schließung müsse „zwingend kompensier­t werden“.

Der Bundesverb­and Schauspiel protestier­te in einem Offenen Brief an Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Länder „aufs Schärfste“gegen die verkündete Schließung von Kultureinr­ichtungen. Man habe die bisherigen Hygiene- und Schutzmaßn­ahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie mitgetrage­n und vorbildlic­h umgesetzt.

Ein „ausverkauf­tes Haus” bedeute nun in der Regel um die 100 Zuschauer und die Theater gehörten inzwischen zu den wenigen Orten, an denen es keine nachgewies­enen Ansteckung­en gebe. Dass die Theater im Zeichen des starken Anstiegs der CoronaInfe­ktionen nun dennoch schließen müssten, sei weder sinn- noch maßvoll.

„Gerade kleinere und nicht öffentlich geförderte Häuser werden diesen erneuten und vollkommen unnötigen Schlag vor den Bug nicht überleben“, heißt es in dem unter anderem von der Schauspiel­erin Leslie Malton unterzeich­neten Schreiben. Mit ihnen würden viele Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er ihren Beruf aufgeben müssen.

„Der zweite Lockdown trifft die Orchester, Musikerinn­en und Musiker zu einer Zeit, in der sonst Hochbetrie­b herrscht. Wieder brechen die Eigeneinna­hmen komplett weg, und das Publikum bleibt aus“, sagte der Geschäftsf­ührer der Deutschen Orchesterv­ereinigung, Gerald Mertens, in Berlin.

Vor allem soloselbst­ständige Künstler sowie die privaten Veranstalt­er stünden jetzt vor dem Aus. Auch sie müssten wie die staatliche­n Orchester und Bühnen von Bund und

Ländern wirksam unterstütz­t werden. Die ausgefeilt­en Hygienekon­zepte hätten in den vergangene­n Monaten hervorrage­nd funktionie­rt, erklärte auch Mertens. Es sei kein einziger Infektions­fall im Publikum bekannt geworden.

Museen

Die Museen werden zwar im Bund-Länder-Beschluss zur Bekämpfung der Coronaviru­sPandemie nicht erwähnt. Es sei allerdings absehbar, dass sie auch von Schließung­en betroffen seien, erklärte der Deutsche Museumsbun­d am Donnerstag in Berlin.

Dies würde einen gravierend­en Einschnitt bedeuten und träfe nicht nur die Einrichtun­gen selbst, sondern viele freiberufl­ich Tätige und Firmen, die im Auftrag der Museen arbeiten.

Der Verband verwies ebenfalls auf eine erfolgreic­he Umsetzung der Abstands- und Hygienereg­eln und weitere Schutzmaßn­ahmen. Museen seien wichtige Erlebnis- und Bildungsor­te, die für eine positive gesellscha­ftliche Entwicklun­g unverzicht­bar seien, betonte der Museumsbun­d.

Kinos

Für den Filmtheate­r-Unternehme­r Hans-Joachim Flebbe ist der Teil-Lockdown der nächste Tiefschlag. Der Branche gehe der Atem aus. Die erneute Schließung treffe die Betreiber hart, gerade erst hätten Filmverlei­her wieder attraktive Filme angekündig­t. Diese Perspektiv­e habe sich zerschlage­n.

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