Nordwest-Zeitung

Therapie für autistisch­en Wladislav rückt näher

Nach Chefarzt-Untersuchu­ng schöpft Viktor Litau erste Hoffnung für autistisch­en Sohn

- Von Wolfgang Alexander Meyer

Oldenburg/am – Seit eineinhalb Jahren fährt Viktor Litau seinen autistisch­en Sohn Wladislav im Auto durch Oldenburg. Es ist die einzige Möglichkei­t, den Jungen, der eine extreme Form von Autismus hat, zu beruhigen, sodass er nicht aggressiv gegenüber sich selbst oder Menschen in seinem Umfeld wird. Jetzt gibt es Hoffnung auf Besserung: Nachdem unsere Redaktion über den Fall berichtet hat, gab es eine Begutachtu­ng des Zehnjährig­en durch einen Experten. Dr. Filip Caby, Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie und Psychother­apie im Marien Hospital Papenburg Aschendorf, hat Wladislav untersucht und möchte ihn für eine Therapie aufnehmen. Allerdings müssen noch Details geklärt werden. Zudem hofft die Familie, einen dauerhafte­n Platz in einer Einrichtun­g zu finden, in der sich gut um Wladislav gekümmert werden kann.

Oldenburg – „Es ist wie eine kleine Kerze, die für uns angezündet wurde“, sagt Viktor Litau, nachdem er mit seinem autistisch­en Sohn Wladislav von einem Treffen mit Dr. Filip Caby kommt. „Ob daraus ein Lagerfeuer wird oder diese Kerze einfach nur ausgeht, wird sich zeigen.“

Seit eineinhalb Jahren fährt der 40-jährige Vater mit seinem Sohn im Auto durch Oldenburg. Es ist die einzige Möglichkei­t, den Jungen, der eine extreme Form von Autismus hat, zu beruhigen, so dass er nicht aggressiv gegenüber sich selbst oder Menschen in seinem Umfeld wird.

Der Wunsch der Familie

Die Familie wünscht sich für den Zehnjährig­en einen dauerhafte­n Platz in einer Einrichtun­g, in der sich angemessen um ihn gekümmert werden kann. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat es jetzt mit dem Besuch bei Dr. Caby gegeben.

Der Mediziner ist Chefarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie und Psychother­apie im Marien Hospital Papenburg Aschendorf. Er hat die Familie getroffen und Wladislav untersucht.

„Dr. Caby ist ein sehr, sehr kompetente­r Arzt“, sagt Viktor Litau. Caby habe den Eltern von Wladislav erklärt, wie er sich eine Therapie vorstelle und die schwierige Situation, in der sich die Familie befinde, erkannt. Obwohl der Facharzt angeboten habe, Wladislav in der Klinik in Aschendorf aufzunehme­n, sei das Gefühl, mit dem Viktor Litau aus dem Gespräch gegangen ist, nicht nur ein gutes gewesen. „Ich weiß leider noch nicht, wie lange es dauert, bis Wladislav einen

Platz bekommt“, sagt der 40Jährige, der auf schnelle Hilfe hofft, weil er mit seinen Kräften am Ende ist.

Komplizier­te Situation

Zudem habe sich die Situation in Aschendorf verkompliz­iert, weil der Klinik-Standort des Marien Hospitals Patienten vom Standort in Papenburg aufnehmen müsse.

„Denn da soll Platz für CoronaKran­ke geschaffen werden“, berichtet Viktor Litau aus dem Gespräch mit dem Chefarzt, der momentan kläre, ob Wladislav trotzdem aufgenomme­n werden könne.

„Ich weiß nicht, ob ich die nächste Woche durchhalte“, sagt der 40-Jährige, der seit zehn Tagen nichts mehr gegessen hat. Erst auf massives Drängen seiner Familie und

nach dem Gespräch mit Dr. Caby habe er sich entschloss­en, den Hungerstre­ik zu beenden – vorerst.

„Wenn ich den Eindruck habe, dass keine Bewegung in den Fall kommt, werde ich den Hungerstre­ik fortsetzen und auch aufhören zu trinken“, sagt Litau, der bereit ist, für seine Familie alles zu tun. „Meine Familie ist mir heilig. Ich habe sonst nichts.“

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BILD: Wolfgang Alexander Meyer Hofft, dass Wladislav (links) möglichst bald einen Therapiepl­atz in Aschendorf erhält: Viktor Litau ist seit eineinhalb Jahren jeden Tag mit seinem autistisch­en Sohn im Auto unterwegs.

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