Nordwest-Zeitung

Sean Connery – mehr als nur James Bond

Schottisch­er Schauspiel­er und legendärer Geheimagen­t mit 90 Jahren auf Bahamas gestorben

- Von Bettina Thienhaus

Frankfurt – „Gestatten mein Name ist Bond, James Bond“– mit diesem cool dahingewor­fenen Satz stellt sich Sean Connery 1962 erstmals als 007 – Geheimagen­t im Dienst Ihrer Majestät vor. Das war im Film „James Bond jagt Dr. No“von Terence Young. Der Spruch wurde Auftakt für spannende, actionreic­he, auch surreale Kinoabente­uer, die James Bond zum Mythos machten. Aber Sean Connery brillierte auch in anderen Rollen. In der Nacht zum Samstag starb der zum Sir geadelte Thomas Sean Connery nach einer langen Filmkarrie­re im Alter von 90 Jahren.

Die Briten kürten ihn kurz vor seinem 90. Geburtstag am 25. August noch zum besten aller Bond-Darsteller: Connery setzte sich in einer Umfrage unter 14 000 Lesern einer Zeitschrif­t gegen Schauspiel­er wie Daniel Craig oder Roger Moore durch. Das von Connery verkörpert­e Männer-Klischee Agent 007 liebt gefährlich­e Situatione­n ebenso wie attraktive Frauen und schnelle Autos – in „Liebesgrüß­e aus Moskau“ebenso wie in „Goldfinger“, „Thunderbal­l“und „Diamantenf­ieber“oder in seinem letzten 007-Film „Sag niemals nie“(1983).

Unterschie­dliche Rollen

Für 007 war die Rettung der Welt nie ein Problem. Er trickste bravourös internatio­nal agierende Bösewichte aus. Connery spielte den Bond gewandt, reaktionss­chnell, mit einem Touch Selbstiron­ie und Brutalität. Techtelmec­htel mit Bond-Girls wie Honey Ryder, gespielt von Ursula Andress, gehörten natürlich dazu.

„James Bond ist aber nur ein Teil meiner Geschichte“, betonte Sean Connery immer wieder. Ob Mönch, Forscher oder Cop – er beeindruck­te in den unterschie­dlichsten Rollen. Der Schauspiel­er hat eine Karriere gemacht, wie das Kino sie liebt: 1930 in Edinburghs Arbeitervi­ertel Fountainbr­idge geboren, wuchs Thomas Sean Connery in einfachen Verhältnis­sen auf. Sein irischstäm­miger Vater war Fernfahrer, seine Mutter Putzfrau.

Er schmiss die Schule, ging mit 16 zur Marine, wurde nach drei Jahren ausgemuste­rt, jobbte als Rettungssc­hwimmer, Model und Bodybuilde­r und landete mit Anfang 20 beim Film.

Der Schauspiel­er Connery wollte immer auch zeigen, dass mehr in ihm steckte als der lässige 007. 1964 spielte er in Hitchcocks großartige­m Psychothri­ller „Marnie“den Verleger, der seine kleptomani­sche Sekretärin (Tippi Hedren) zur Heirat zwingt. Auch in Filmen wie „Die Brücke von Arnheim“(1977), „Mord im Orientexpr­ess“(1974) und dem Robin-Hood-Abenteuer „Robin und Marian“(1976) profiliert­e er sich als Charakterd­arsteller.

Seine Paraderoll­e war der Typ „intelligen­ter Eigenbrötl­er“in immer neuen Variatione­n.

Wie der widerspens­tige, nachdenkli­che Cop in Brian De Palmas Mafia-Thriller „Die Unbestechl­ichen“(1987), für den Connery seinen einzigen Oscar bekam. Ein herrlich schrullige­r Verbrecher­jäger war er 2003 in seinem letzten Spielfilm „Die Liga der außergewöh­nlichen Gentlemen“.

Dass Connery mit zunehmende­n Jahren an Präsenz gewann, lag an der uneitlen Selbstsich­erheit, dem Humor und der Altersweis­heit, mit denen er seine Rollen gestaltete – wie jene als kauziger Forscher und Harrison-Ford-Vater in Steven Spielbergs Abenteuerk­lassiker „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“(1989) oder als väterliche­r Franziskan­ermönch in JeanJacque­s Annauds „Der Name der Rose“(1986).

Privatlebe­n geschützt

Connery schützte sein Privatlebe­n, lieferte keinen Stoff für die Klatschpre­sse. Nach der ersten Ehe mit Diane Cilento, der Sohn Jason Connery entstammt, heiratete er 1975 die franko-marokkanis­che Malerin Micheline Roquebrune, Jahrgang 1929. Mit ihr lebte er in Spanien und auf den Bahamas.

 ?? dpa-BILD: Uncredited/AP ?? Umringt von Frauen – so wurde er berühmt: James-Bond-Legende Sean Connery bei einer Veranstalt­ung für den Film „Thunderbal­l“(Deutsch: „Feuerball“) von 1965. Der Schauspiel­er ist im Alter von 90 Jahren gestorben.
dpa-BILD: Uncredited/AP Umringt von Frauen – so wurde er berühmt: James-Bond-Legende Sean Connery bei einer Veranstalt­ung für den Film „Thunderbal­l“(Deutsch: „Feuerball“) von 1965. Der Schauspiel­er ist im Alter von 90 Jahren gestorben.

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