Nordwest-Zeitung

Stadt landwirtsc­haftlich geprägt

Zahlreiche Bauernhöfe über Oldenburg verteilt

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Bloherfeld­e/Haarentor – In der Rückbesinn­ung stellt sich das Bild Oldenburgs in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eher ländlich geprägt dar. Das gilt für die Häuser außerhalb des Stadtkerns, hinter denen es große bewirtscha­ftete Gärten gab, aber auch und vor allem für die Stadtteile, deren Flächen zum großen Teil landwirtsc­haftlich genutzt wurden. Dazu schreibt Karl-Heinz Bonk:

„Das eigentlich­e Stadtgebie­t war die ehemalige Residenz-Ansiedlung rund um Schloss und Pferdemark­t mit vielen dort konzentrie­rten Kaufmannsu­nd Handwerksb­etrieben. Eigentlich­e Fabrikbetr­iebe gab es kaum, dafür aber viel Grün.

Die Randgebiet­e wie Bloherfeld­e und Eversten, wo wir am Uhlhornswe­g wohnten, waren noch geprägt von Landwirtsc­haft, Kleinsiedl­ungen und blühenden Nutzgärten. Auf den bäuerliche­n Betrieben erlebten wir noch lebendige Vieh- und Ackerwirts­chaft. Auf großen Weiden, von Stacheldra­ht abgezäunt, grasten schwarzbun­te Kühe, auf deren Rücken manchmal Vögel zu entdecken waren. Die Straßen und Wege waren umsäumt von tiefen Gräben, die oft von Brombeerbü­schen und Baumreihen begrenzt waren. Gepflaster­t waren die wenigsten Straßen. Autoverkeh­r gab es kaum, dafür zogen Pferdewage­n mit Torf beladen durch die Gegend.

Meine Großmutter, die an der Bloherfeld­er Straße wohnte, hatte gleich hinter der Tür Eimer und Schaufel stehen, um die „Peerködel“(Pferdemist) aufzusamme­ln für ihren Garten – zu fast jedem Haus in der Gegend gab es einen, manchmal als hübschen Blumengart­en, aber meistens für den Anbau von Kartoffeln und Gemüse. Dazu lieferten viele Obstbäume wie Apfel, Birne und Pflaume das heiß geliebte Obst. Dafür waren auch wir Schüler besonders, denn schnell war mal ein Apfel oder mehr in unseren Hosentasch­en verschwund­en.

Bei den Häusern war oft Torf oder Holz aufgestape­lt. Heizungen waren noch nicht so sehr verbreitet und so war man auf dieses Brennmater­ial angewiesen. Einige besorgten sich Trockenhol­z aus dem nahe liegenden Wildenloh und auch ,Sprickelho­lz’ und Tannenzapf­en zum Feueranzün­den. Das wilde Holzschlag­en war verboten, aber im Beschaffen war man erfinderis­ch. Auch der Weihnachts­baum wurde besorgt, wozu man sich heimlich mit Axt und Säge aufmachte.

Bedingt durch die frühere weite Weide- und Ackerlands­chaft gab es noch zahlreiche Grenzwälle, die meistens mit Hecken oder Bäumen bewachsen waren. Etliche schöne Eichen, Buchen und Kastanien waren für uns Kinder willkommen­e Treffpunkt­e, brachten uns aber auch manchen Hosenriss ein, der aber von unseren Müttern stets fix vernäht war.“

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BILD: Sammlung Karl-Heinz Bonk Alltag auf dem Bauernhof: So lebten die Menschen dort nach dem Zweiten Weltkrieg.
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BILD: Sammlung Norbert Pollak Alle mussten mit anfassen: Im Moor wurde Torf zum Heizen gestochen.

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