Nordwest-Zeitung

Torfabrik, Anzünder, Pausenredn­er

HSV bleibt im Stadtderby gegen St. Pauli dank Simon Terodde unbesiegt

- Von Franko Koitzsch

Hamburg – Einfach geht nicht. Was Simon Terodde macht, macht er doppelt. Zum vierten Mal hat der Torjäger des Fußball-Zweitligis­ten Hamburger SV einen Doppelpack abgeliefer­t. Seine beiden Tore zum 2:2 im Stadtderby gegen den FC St. Pauli bewahrten den HSV vor der ersten Niederlage. Sechs Spiele, acht Tore – die Ausbeute des Mittelstür­mers ist phänomenal. Haut er die Bälle weiterhin in diesem Tempo in die Netze, käme er am Saisonende auf 45 Tore. So viele schafften in der Vorsaison Robert Lewandowsk­i, Cristiano Ronaldo oder Ciro Immobile in Europas Top-Ligen nicht.

Teroddes Mitspieler sind mittlerwei­le verwöhnt. Zwei Tore nur? Das geht besser. „Aaron Hunt hat schon ein bisschen gefrotzelt, dass ich vier oder fünf Tore hätte machen können“, sagte Terodde bei Sky über seine Ausbeute gegen St. Pauli. Chancen hatte er gegen die Kiezkicker tatsächlic­h mehr. Aber auch bei Mister Doppelt ist nicht jeder Schuss ein Treffer. Ziemlich sicher ist: Ohne Terodde hätte der HSV seine erste Saisonnied­erlage hinnehmen müssen. „Er hat seinen Job erledigt, das hat er gut gemacht. Wir freuen uns, dass er in unserer Mannschaft ist“, befand Trainer Daniel Thioune nüchtern.

Mit der Verpflicht­ung des gebürtigen Bocholters ist Sportvorst­and Jonas Boldt ein echter Coup gelungen. Solch einen Vollstreck­er hatte der HSV seit Jahren nicht. Für den Aufstieg ist ein Profi seines Kalibers unverzicht­bar. Obgleich es die Befürchtun­g gab, der Torjäger könne seine besten Jahren hinter sich haben. Hat er aber nicht. Der Mann, der nach jedem Tor die Hand an die Stirn legt und damit jene Geste wiederholt, mit der er vor acht Jahren nach einem Treffer seine Eltern auf der Tribüne suchte, trifft aus allen Lagen und wenn, dann vorzugswei­se doppelt.

Schon 29 Mal hat er den Doppelpack­er in der 2. Liga gegeben. Fünf Mal machte er es dreifach. Im Pokal schaffte er es sogar vierfach. Dreimal Torschütze­nkönig in der 2. Liga: 2015/16 mit dem VfL Bochum (25 Tore), 2016/17 mit dem VfB Stuttgart (25) und 2018/19 mit dem 1. FC Köln (29). Terodde ist unabhängig vom Trikot, das er trägt, eine Torfabrik. Viel Aufhebens um seine Person will der mit 126 Toren drittbeste Schütze der Zweitliga-Geschichte jedoch nicht machen. „Ich bin mächtig stolz auf die Mannschaft“, sagte er nach dem Doppelpack gegen St. Pauli.

„Er ist nicht nur als Torschütze für uns wichtig“, sagte sein Coach: „Mit Simon haben wir menschlich und sportlich einen Gewinn. Er zündet ein bisschen die Jungs an.“

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